Volltext: 165. Heft 1914/18 (165. Heft 1914/18)

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vortrefflich zusammengefaßten Artilleriefeuer zusammen. 
Gegen Mitternacht endlich versuchte der Feind füdlich 
von Brzezany ohne Artillerievorbereitung vorzubrechen. 
Er wurde auch hier abgewiesen. So schloß der Beginn 
der neuen russischen Offensive bis zum 30. Juni nachts 
mit einem entschiedenen Mißerfolg des Angreifers ab. 
Selbstverständlich aber ließen es die Ruffen bei 
diesem ersten Ansturm nicht bewenden. Sie griffen am 
1. Juli mit neuen Kräften an, offenbar entschlossen, 
diesmal durch vollen Einsatz il>rer Massen nach der ihren 
Führern geläufigen Methode einen Durchbruch zu er- 
zwingen. So wurde dieser Schlachttag einer der blutigsten 
des Krieges; glücklicherweife waren unfre Verluste 
trotzdem verhältnismäßig gering. Wiederum, wie an 
den vorhergehenden Tagen, richtete sich der Druck der 
Russen vornehmlich gegen den Abschnitt vonKoninchy und 
die Höhenlinien östlich und südlich von Brzezany. War 
es bis dahin gelungen, den feindlichen Ansturm voll- 
ständig zurückzuweisen, so wurde das mit der Zeit schwie- 
riger, weil das gewaltige Artilleriefeuer des Angreifers 
natürlich nicht ohne Spuren vorübergegangen war. 
Diefe Artillerievorbereitung, die noch bis zum Morgen 
des 1. Juli mit den stärksten Mitteln gearbeitet hatte, 
hatte allmählich unfre Stellungen in ein Trichterfeld 
verwandelt, wo der Widerstand gegen fortgefetzte An- 
stürme übermächtiger Mafsen eine sehr schwierige Auf- 
gäbe war. Man hat durch Beobachtungen und nach- 
trägliche Feststellungen ermittelt, daß die Russen an 
diesem Tage 16 bis 20 Divisionen gegen uns vortrieben, 
und das auf einer für derartige Trnppenmaffen recht 
geringen Frontbreite. Es ging mit diesem Massenstoß, 
wie es sich nach den Erfahrungen diefes Krieges nicht 
anders erwarten ließ. Der Angreifer, der durch die ge- 
waltigen Wirkungen des Materials, das die heutige 
Kriegführung verwendet, die Deckungen und Scknch- 
mittel des Gegners in großem Umfange zerstört oder 
wenigstens in ihrer Verwendbarkeit stark beeinträchtigt 
hat, genießt den Vorteil, daß für den Gegner die An- 
griffsstelle nicht fofort erkennbar ist. Ist der Angreifer 
nun imstande, genügend starke Massen einzusetzen und 
die durch die erlittenen Verluste entstandenen Lücken 
sogleich wieder auszufüllen, fo ist, wenn nicht ganz be- 
sondere Glückszufälle eintreten, auch die größte Tapferkeit, 
Unerschrockenheit und Ausdauer des Verteidigers nicht 
imstande, gewisse örtliche Erfolge des Feindes zu ver- 
hindern. Es kommt aber, wie wir fchon häufig sahen, 
nicht darauf an, bestimmte Linien und Abschnitte des 
Geländes festzuhalten, wenn nur dafür gesorgt wird, daß 
der Feind das Wesentliche seiner Absicht nicht erreicht. 
So mußte bei dem unaufhörlichen Ansturm der russischen 
Regimenter das Dorf Koniuchh, das ohne unVerhältnis- 
mäßig große Opfer nicht mehr hätte gehalten werden 
können, verlorengegeben werden. Aber trotzdem wurde 
der ruffische Mafsenstoß in -iner vorbereiteten Riegelstellung 
aufgefangen und ein neuer Angriff gegen fie zum Schei- 
tern gebracht. Der gleiche Anprall der russischen Sturm? 
wellen gegen die Front südlich von Brzezany entfachte 
noch erbittertere Kämpfe. Auch hier wogte die Schlacht 
hin und her. Die immer erneuten Angriffe der russische» 
Divisionen erreichten wohl hier und da einige Erfolge, 
, aber das Gesamtergebnis des Tages bestand darin, 
daß unfre Stellungen vollständig behauptet wurden. Was 
vorübergehend verlorenging, wurde im Gegenstoß 
zurückgewonnen. Die Russeu erlitten dabei unerhörte 
Verluste, und verschiedene ihrer Truppenverbände wur- 
den vollständig aufgerieben. 
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Auch am 2. Juli setzten die Russen ihre Angriffe 
fort. Vor allem waren sie bestrebt, die Einbruchsstelle, 
die bei Koniuchy gewonnen worden war, nach Norden 
hin zu erweitern. Den über die Höhen des westlichen 
Strypa-Ufers vorbrechenden Massen des Angreifers ge- 
lang es auch wirklich, einige Erfolge zu erzielen. Das 
Eingreifen unsrer Reserven gebot dem Feinde Halt. 
Auch bei Koniuchy selbst rannten die Russen gegen unsre 
neuen Stellungen an; es war vergebens. Ihre Stürm- 
truppen brachen dort unter schweren Verlusteu zu- 
sammen. Weiter südlich, wo am Tage vorher deutsche, 
österreichisch-ungarische und türkische Truppen so tapfer 
den Frontabschnitt südlich von Brzezany gehalten hatten, 
mußten sich die Russen trotz ihrer Überzahl zu einer Ge- 
fechtspanse entschließen. Sie fanden an diesem Tage noch 
nicht die Kraft wieder, ihre Angriffe zu erneuern. Erst 
am 3. Juli griffen sie wieder an. Aber trotz des Ein- 
satzes frischer Kräfte kamen sie nicht vorwärts. In zäher 
Verteidigung und frischen Gegenstößen hielten sächsische 
Regimenter ihre Stellungen gegen zahlreiche Angriffe 
und fügten dem Feinde hohe Verluste zu. 
So war der Ansturm der Russen zunächst einmal 
zum Stehen gebracht. Am 4. kam es nur auf den Höhen 
von Brzezany zu örtlichen Gefechten, bei denen die 
Russen aus einigen Trichterstellungen, in denen sie sich 
festgesetzt hatten, herausgeworfen wurden. Nun setzte 
der Artilleriekampf wieder ein, der bei den Russen von 
Franzosen, Engländern und Japanern geleitet wurde. 
Es wäre töricht, zu behaupten, daß die Zerstörungen, 
die die feindlichen Geschütze in unsr-en Stellungen an- 
richteten, geringfügig und bedeutungslos gewesen wären. 
Gewiß wurde dadurch die Verteidigung sehr erschwert 
und unsern tapferen Truppen und unfern Verbündeten 
Außerordentliches zugemutet. Aber sie blieben der Lage 
gewachsen und erwarteten den neuen Angriff. 
Am 6. Juli wurden die Sturmangriffe von den 
Russen mit voller Kraft wieder aufgenommen. Am 
frühen Morgen begannen die Massenstöße ihrer Jnfan- 
terie nach stärkstem Zerstörungsfeuer zwischen Koniuchy 
und Lawrykowze. Mit immer neuen ins Feuer gewor- 
sen en, tiefgegliederten Kräften stürmten die russischen 
Divisionen gegen unsre Front, aber immer wieder brachen 
sie zusammen. Nun sollten nach englischer Anleitung die 
Panzerkraftwagen Helsen. Aber die Augreifer machten mit 
ihnen dieselben Erfahrungen, die sie schon aus den Er- 
eignissen in Frankreich und Flandern hätten entnehmen 
können; die Wagen wurden zerschossen, blieben vor der 
Front liegen und erhöhten nur die Verwirrung und den 
üblen Eindruck des mißlungenen Stoßes. Die russischen 
Jnfanteriemassen fluteten zurück, und nun griffen die 
Jagdstaffeln unsrer Flieger eiu. Auf die Weichenden 
ergossen die Maschinengewehre der tieffliegenden Flug- 
zeuge ihren Bleihagel und erhöhten die beginnende 
Panik der Fliehenden. Die bereitgestellte Kavallerie 
des Feindes, auf deren erfolgreiche Tätigkeit die Russen 
in der -sicheren Erwartung eines Durchbruchs gauz be- 
sonders rechneten, wurde von uns durch Ferufeuer zer- 
streut und kam gar uicht zur Verwendung. Als sich 
herausstellte, daß hier auch mit dem ^Einsatz neuer Kräfte 
nichts zu machen war, suchten die Russen mit den Truppen, 
die noch nicht im Brennpunkt des Kampfes gestanden 
hatten, eine neue Angriffsstelle, zunächst weiter nördlich bis 
zur Bahn Zloczow—Tarnopol. Aber auch das blieb 
vergeblich; der Feind wurde hier und auch bei einem 
neuen Angriff zwischen Batkow und Zwyzyn geworfen. 
Ebenso scheiterten gleichzeitige russische Angriffe weiter
	        
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