Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

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Erster Teil. 
Allgemeine Fragen. 
Einleitung. 
Vom Wesen der Kultur. Der Krieg in seiner Beziehung zur Kultur. 
Von Kultur an dieser Stelle zu sprechen, gibt die Tatsache Anlaß, daß die 
großen Bewegungen der Geschichte im Kulturleben ihren Widerhall finden. Von 
menschlicher Arbeit im Zusammenhang mit dem Erleben der Zeit zeugt dieses 
Werk. Die Darstellung der geistigen und sittlichen Kräfte des Menschen, durch 
die er sich über den Naturzustand erhebt, macht das Wesen der Kultur aus. Was 
die einzelnen leisten, schließt sich in einem unendlichen Spiel der Wechselwirkungen 
zusammen. Alle Einzelarbeit kommt aber erst im gesellschaftlichen Zusammenhang 
zu ihrer geschichtlichen Wirkung, und dadurch erzielt sie ein neues, wertvolles Er 
gebnis. Im einzelnen erscheint die Kultur nicht nur als fester Besitz, sondern als 
Aufgabe und dauernde Tätigkeit. Ohne diese Arbeit droht dem Kulturbesitz 
Verfall und Untergang. So sehr die Kultur auch Gemeinbesitz ist, so teilt sich die 
Kulturarbeit doch nach den Kräften der einzelnen. Aus ihrem Kreise erwachsen 
vor allem die Führer des Fortschritts; die Masse bleibt aber immer die Gemeinschaft, 
die die Arbeit des einzelnen trägt und in sich aufnimmt. Dieses Zusammenwirken 
von Führernaturen und Massenenergie hat uns der Krieg wieder zum Bewußtsein 
gebracht. Zugleich aber hat er uns genötigt, unseren Besitz an Werten der 
Geisteskultur neu zu prüfen und uns der in ihr hegenden Aufgaben bewußt zu 
werden. 
Ein völlig neues Antlitz trägt der gewaltige Krieg, in dem wir stehen, nicht 
nur nach Ausbreitung, Machtmitteln und geschichtlicher Wirkung, sondern auch 
nach seinem inneren Wesen. Unerschöpflich sind die vielseitigen Gesichtspunkte 
und Auffassungen, unter denen er betrachtet werden kann. Ein Begriff aber ist 
es, an dem er von Anfang an und von allen Seiten gemessen ist, der in dieser Weise 
noch niemals so wie jetzt hervorgetretene Begriff des „Kulturkrieges“. Nicht 
deshalb hat dieses Wort sein Recht, weil der Kampf mit den höchsten Mitteln der 
auf Mathematik und Naturwissenschaften ruhenden Technik geführt wird, weil die 
unübertroffenen Leistungen der deutschen Forschung in Chemie, Physik, Medizin 
und Landwirtschaft dem Kriege dienen. Davon soll das vorliegende Werk im ganzen 
reden. Ein Kulturkrieg ist es, weil es sich um das Ganze des deutschen Geistes 
lebens, um den Bestand der westeuropäischen Kultur, vielleicht in weiterer Zukunft
	        
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