Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Der Fall von Tsingtau wurde natürlich in der 
Dreiverbandspresse mit lautem Jubel gefeiert. Am 
lautesten triumphierte man in England. „Der Fall 
von Tsingtau", meinte die Morning-Post, „zerstört 
das Ansehen Deutschlands am besten. Kiautschau 
ist gefallen, und der deutsche Einfluß und der deutsche 
Handel werden ihm folgen. China, das gegen Deutsch- 
land einen unauslöschlichen Haß hegt, wird trium- 
phieren." Vorläufig freilich protestierte China gegen 
Japan, das die chinesische Schantungbahn benutzt 
hatte, um Truppen nach Kiautschau zu werfen. Der 
Asien schaden." Darauf kam es den Engländern an, 
sie wollten ihrem verhaßten Feinde nicht nur Land 
und Leute wegnehmen, sondern sein Ansehen bei 
den fremden Rassen vernichten. Der Mongole, der 
Südseeinsulaner, der Neger sollte den Deutschen ge- 
demütigt sehen und so den Respekt vor ihm ver- 
lieren, damit der „damned German" nie wieder den 
Herrn spielen könne über diese Völker. In allen deut- 
schenSchutzgebietenversuchten die Engländer nach diesem 
Plane zu handeln, und hie und da gelang es ihnen. 
So in Kamerun. Dort fiel die Hauptstadt in Feindes- 
Beduinenatiacke gegen englische Truppen in der Nahe des Suezkanals. 
grobe Neutralitätsbruch war der Anfang einer Reihe 
von Gewalttaten, die das Reich der aufgehenden 
Sonne gegen das militärisch ohnmächtige Nachbar- 
land beging, um es nach und nach unter seine Bot- 
Mäßigkeit zu bringen. England schwieg dazu ganz still, 
denn die englische Volksseele gerät nur ins Kochen, 
wenn die Neutralität kleiner Länder verletzt wird. 
Regierung und Presse Englands schienen blind ge- 
worden gegen alle Gefahren, die der britischen Welt- 
stellung drohten, wenn es nur gelang, den Deutschen 
einen Schlag zuzufügen. Wie die „Morning-Post", 
so jubelte die „Times", und dieses „Weltblatt" sprach 
es noch unverhohlener aus, warum ihm der Fall 
Tsingtaus eine so tiefe Genugtuung bedeute. „Er 
wird", so triumphierte sie, „nicht allein dem An- 
sehen der Deutschen in Peking, sondern in ganz 
lach einer Zeichnung für die „Jllustrirte Zeitung" von Bruno Richter. 
Hand, während im Innern des Landes die Deutschen 
sich hielten. Der Bericht über die Einnahme von 
Duala durch vereinigte Truppen der Engländer und 
Belgier am 27. September 1914 ist erst im Januar 1915 
nach Deutschland gelangt. Er möge hier folgen als 
Beispiel dafür, wie die Deutschen bei solchen Gelegen- 
heiten behandelt wurden: 
„Die Männer und die Frauen sind, wie sie gingen und 
standen, in ihren Wohnungen oder von der Straße weg 
durch schwarze Soldaten mit aufgepflanztem Seitengewehr, 
davon nur ein Teil unter weißer Führung, einzeln und in 
großen Trupps in den großen Garten des Regierungskranken- 
Hauses gebracht worden, teilweise unter der Aufforderung, 
sie sollten ihre Namen im Regierungskrankenhause zwecks 
Feststellung der Vewohnerzahl Dualas eintragen, teilweise 
ohne ihnen einen Aufschluß über den Zweck ihres Abführens 
zu geben. Mit den schwarzen Soldaten, die zum Teil nicht 
englisch verstanden, konnten sich einzelne nicht verständigen, so 
daß die Betroffenen durch unweigerliche Zeichen dieser Sol- 
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