Volltext: Der Weltbrand Band 1 (1; 1915)

Die Mobilmachung an der deutschen Küste: Einbootung von Marinereservisten. Nach einer Originalzeichnung für die Jllustrirte 
Zeitung von Carl Streller. 
überführte Fürstenmörder mit seinem Schilde decken. Der unser Aller aufrichtigen Wünschen unsere Bemühungen hierin 
Gedanke schien grotesk, geradezu ungeheuerlich zu sein. ^-^Erfolg^ haben, spönnen Ew. Königliche 
Dennoch geschah, was Niemand für möglich ge- gegenüber den Geschicken Serbiens verbleiben wird. 
halten hatte. Rußland erklärte sich 
bereit, die blutbefleckten Mörder in 
Belgrad vor der Vollstreckung der 
gerechten Strafe zu schützen. Auf 
einen Hilferuf des serbischen Thron- 
folgers sandte ihm der Zar ein 
Telegramm, das folgendermaßen 
lautete: 
„Ew. Königliche Hoheit haben, als 
Sie sich an mich in einem ausnehmend 
schweren Momente wandten, sich nicht in 
den Gefühlen geirrt, die ich für Sie hege 
und in meiner herzlichen Gewogenheit zu 
dem serbischen Volke. Die jetzige Lage 
der Dinge erweckt meine allerernsteste 
Aufmerksamkeit, und meine Regierung 
macht alle Anstrengungen, um die gegen- 
wärtigen Schwierigkeiten zu beseitigen. 
Ich zweifle nicht, daß Ew. Königliche 
Hoheit und die Königliche Regierung von 
dem Wunsche durchdrungen sind, diese 
Ausgabe zu erleichtern, indem Sie nichts 
außer acht lassen, um zu einer Entschei- 
dung zu kommen, die die Würde Ser- 
biens roahrt und die Greuel eines neuen 
Krieges verhindert. 
Solange die geringste Hoffnung be- 
steht, Blutvergießen zu vermeiden, müssen 
alle unsere Bemühungen auf dieses Ziel 
gerichtet sein. Sollten jedoch entgegen 
Heinrich, Prinz von Preußen. 
Großadmiral, Generalinspekteur 
der Marine. 
(Hofphot. E. Bieber. Berlin.) 
(gez.) Nikolaus." 
Dieses Zarentelegramm und ein fast 
gleichzeitig erlassenes russisches Kom¬ 
munique, das in demselben Sinne 
abgefaßt war, zerstreute in Belgrad 
die letzten Bedenken gegen das un- 
geheure Wagnis eines Krieges mit 
Osterreich. 
Man wußte nun, woran man 
war. Serbien stand nicht allein. 
Der große slawische Bruder im Nor- 
den hielt treu zu ihm, und da man 
die russische Macht unermeßlich über- 
schätzte, die österreichische dagegen 
aufs lächerlichste unterschätzte, so war 
man munter und guter Dinge. Vier- 
undzwanzig Stunden nach Emp- 
fang des österreichischen Ultimatums 
befahl der Serbenkönig die Mobil- 
machung seiner Armee, und als die 
von Osterreich gesetzte Frist von 
achtundvierzig Stunden verflossen 
war, gab die serbische Regierung 
eine Antwort, die nur einige öfter-
	        
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