Volltext: Der Sammler 10. Jahrg. 1914 (1914)

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Air einigen Beispielen möge das Gesagte 
bestätigt werden. 
Wir sehen aus den im Original vorlie 
genden Arzneirechnungen vom 29. November 
bis 31. Dezember 1809 Arzneipreise, die nach 
der srüher angeführten Provinzialtaxe behörd 
lich gestellt sind, eine fabelhafte Höhe erreichen. 
Die Ansätze dieser Tare beziehen sich auf Mengen 
im alten Apothekerpfund, das ist 12 Unzen oder 
420 Gramm nach heutiger Einheit. 
Von den einzelnen Stoffen wollen mir das 
Opium herausgreifen, daß eine außerordentliche 
Verwendung als alleiniges schmerzstillendes Mittel 
hatte. Morphium hat es damals noch nicht 
gegeben, selbes wäre aber auch wie später aus 
dem Opium gekommen, hätte somit auf den 
Opiumpreis keinen mäßigenden Einfluß gehabt. 
Ende Dezember 1809 wurde für oben bezeichnete 
Quantität 96 Gulden bezahlt. Im Jahre 1817 
war der Preis auf 18 Gulden zurückgegangen. 
Die Brechwurzel, welche einen normalen Preis 
von 9 fl. 36 kr. hatte, stieg in einem Monat 
auf 77—96 - 124 Gulden, der Kampfer von 
3. fl. 12 kr. aus 48 fl., die Senegawurzel von 
1 fl. 24 kr. auf 21 fl., die Opium-Tinktur von 
6 fl. 24 kr. auf 48 fl. 16 kr. usw. usw. Dazu 
kam noch eines. Als Betäubungsmittel kannte 
man damals das später dominierende Chloroform 
nicht. Einzig und allein der Aether war mit 
seinen einschläfernden Eigenschaften bekannt und 
daher vielseitig in Verwendung. Die Produktion 
dieses unentbehrlichen Betäubungsmittels in der 
Kriegschirurgie lag aber zumeist in englischen 
Händen und überdies war die Herstellung des 
Aethers nach damaligen Methoden gefährlich und 
sehr umständlich. Im Dezember bezahlte man 
für 420 Gramm 49 fl. Nach der Aufhebung 
der Kontinentalsperre ging der Preis auf 
4 fl. 48 kr. zurück. 
Noch sei eines wichtigen Artikels aus dem 
Arzneischatze gedacht, der auch eine ungeheuerliche 
Preishöhe erreichte. Die China-Rinde. Das 
Chinin hat man auch noch nicht gekannt; man 
wußte nur die Wirkung der China-Rinde gegen 
Fieber zu werten, die ja das Chinin als wirk 
samen Stoff enthält, der erst in späteren Jahren 
ausgeschieden werden konnte. Auch das China- 
Rinden-Pulver hat den Preis des Opiums mit 
96 fl. für 420 Gramm erreicht. 
Diese im Hausarchive der Apotheke erlie 
genden Arzneirechnungen sind interessante und 
wertvolle. Erinnerungen aus der Napoleonischen 
Not und Drangzeit — ebenso wie Rezepte aus 
der 1. Invasion, von denen eine Anzahl 
im Museum zur Ansicht ausgestellt sind, und 
jene von der 2. Invasion 1805, zu welcher Zeit 
insbesondere in der Stadt eine große Anzahl 
kranker, feindlicher Soldaten untergebracht und 
zurückgeblieben waren. Noch aus dem Jahre 
1806 erliegt ein ganzes Bündel von Rezepten, 
auf denen zu lesen ist: für die Franzosen im 
Bruderhause. Vom Oktober 1805 erliegt ein 
Ausweis über abgegebene Medikamente an die 
russisch-kaiserlichen Truppen und an das kur 
fürstlich badische Jäger-Bataillon. Die kranken 
Offiziere waren in den Bürgershäusern unter 
gebracht. 
Aus dem Kriegsjahr 1809 erliegt aber 
auch eine Vormundschafts - Rechnung für die 
verwaisten Kinder des im Jahre 1805 verstor 
benen Apothekers April, die vom damaligen 
Stadtbürgermeister Wishofer geführt ist und die 
manchen interessanten Einblick über die Preis 
verhältnisse der Lebens- und Gebrauchsartikel 
enthält. So bezahlte man im Februar 1809 
für eine Klafter Föhrenscheiter 11 fl. Am 10. 
desselben Monats kostete das Scheffel Korn 20 fl. 
Im April Kirschbaumscheiter die Klafter mit 10 fl. 
! eine Klafter Wid 1 fl. 40 kr. Im Mai kostete 
: die Maaß Branntwein 2 fl. 
Die Fleischpreise stiegen von Monat zu 
Monat. 
Tö oa, die hoat an hoachn Turm, 
Ter weit fcho umaschaut, 
Do hat vor mehr als 1000 Jahr 
Der heili Rupert baut. 
A Stindl nu, oft sehn ma fcho 
Von Weiten St. Johann. 
Na Gelts Gott sage, weil ma heut 
So weit schon kumma fan. 
Im besten Wirtshaus, dös dort gibt. 
Per se dort kehrn ma ei. 
Js aber dös nöt grandi gwöst, 
Wia wern erst Andere fein? 
Kui Herr is da, kui Kellner nöt, 
Und d'Frau schaut nöt viel um, 
D'Bauern, d'Knecht und Herrnleut 
Sand all' in aner Stum. 
Mi hat zwar das no nöt geniert, 
I hätt nur drüber glacht. 
Hättes nur beim zahln am andern 
Koan Unterschied nöt gmacht. 
Denn da hab i erst denaht gemerkt. 
Für wen's mi ebber haltn, 
Von mir verlangans nu a male so viel, 
Als wia die Andern zahlten. 
Da gfallt ma nix nöt, denk a mir. 
Das wa da rechte Ort! 
Geh Kutscher schau, daß d'weida kimmst, 
Ich wollt, ma warn schon fort. 
Und weil i a so rauzn tua. 
Stehn d'Roß schon draußt vorm Wagn, 
Mit'n Austragn und Bediena 
Da tuat sö a nemd plagn. 
Und fahr i nur von Gstöttn weg, 
So rennan drei und vier. 
Und da geht oa so Knochen kam 
Mit gnauer Not für d'Tür.
	        
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