Volltext: Der Sammler 10. Jahrg. 1914 (1914)

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Kriegsgeschichtliche krinnerungeii aus den 
Ausschreibungen der hiesigen Apotheke. 
Den napoleonischen Kriegsjahren - entstam 
men die Ausschreibungen und insbesondere kommt 
das Jahr 1809 in Betracht, daß die stärksten 
der drei feindlichen Invasionen in unsere 
Lande gebracht hat. 
Mit den französischen Einfällen kamen viele 
Marodeure und wo nur einigermaßen entspre 
chendes Unterkommen gefunden werden konnte, 
etablierte» sich ein Lazaret oder ein größeres 
Truppenspital, in welchem auch die von den 
vorwärts stürmenden Franzosen zurückgesandten 
Verwundeten Aufnahme finden mußten. 
Wir finden beim Durchmärsche der ver 
bündeten Heere Napoleons mit den Rhein- 
Bundesfürsten in St. Marienkirchen ein Lazaret 
für das königlich württembergische Chevauxleger- 
Regiment. Die Anordnung hiefür wurde vom 
Herrschaftsgericht Süden an die Pfarrei St. 
Marienkirchen erteilt, welch letztere auch die 
Kosten zu tragen hatte. In Dorf Kopfing lag 
das 1. Bataillon vom Linien-Regiment Prinz 
Paul von Württemberg. Die von dem damaligen 
Stadtäpotheker hiefür gelegte Rechnung trägt 
verschiedene interessante Bemerkungen. 
Zuerst bestätigt unterm 8. Dezember 1809 
der Regimentsarzt Heimendinger die Notwendig 
keit des Arzneibezuges. Den richtigen Bezug 
bezeugt Obrist und Regiments-Kommandeur, 
Ritter des Militär-Verdienstordens, von Brünau, 
ferner passiert die Rechnung, welche 96 fl. 84 kr. 
ausmacht, das Landgericht Scheerding und be 
stimmt dasselbe, daß obigen Betrag die Pfarr- 
gemeinde Kopfing zu leisten hat. 
Endlich bestätigt der Medikamenten-Direktor 
Gastl ddo. 21. Dezember 1809, daß obiger 
Betrag für abgereichte Arzeneien die bestehende 
Provinzialtare nicht übersteigt (wörtlich: nicht 
übersetzt). 
Dö Fejsen hängan über d'Straß, 
Ma moat, sö fälln scho her, 
Glei danebn tiafmechte unt 
Braust's Wassa wia a Meer. 
Ma kann da äußern Wassa nix 
Als Berg und Himmel' fegn 
Und wer a weng an Schwindel hat. 
Um den wars a glei gschegn. 
Im Anfang gfallt oan doll Schlucht, 
Auf d'Läng tats oan not taugn, 
Denn mia im flachen Landl da 
Wolln allweil was zum schaun. 
Auf oamal — weil ma a so roat — 
Ma denkat gar nöt dran. 
Da siaht ma zwischen Beri drin 
A Festung weit voran. 
Das is gen Werfen, denk ama. 
Was kunnst denn sunstn sei? 
Trotz all dieser Klauseln ist die Rechnung 
gleich den anderen erlaufenen niemals bezahlt 
worden. 
Das 2. Bataillon des genannten Regiments 
war in Sigharding untergebracht, ein Teil des 
1. Bataillons in Kopsingerdorf, sowie in Suben 
ein großes kaiserlich französisches Militär-Spital 
eingerichtet war. 
Die Medikamenten-Lieferung war zur selben 
Zeit keine leichte Sache, denn die stark wirkenden 
Arzneistoffe sind durchwegs überseeische Natur- 
produkte oder Erzeugnisse aus solchen, deren 
Beschaffung infolge der Kontinentalsperre mit 
Schwierigkeiten verbunden war, von denen man 
sich heute kaum mehr eine Vorstellung macht. 
Napoleon meinte mit der Verhängung der 
Kontinentalsperre im Jahre 1807 gegen den 
Handel Englands einen vernichtenden Schlag zu 
führen. Dabei traf er aber auch den Kontinent 
in all den zahlreichen und wichtigen Gebrauchs- 
Artikeln, die am Festlande nicht erzeugt oder 
geerntet werden konnten. 
Ein unleugbarer Beweis hiefür ist, wie 
allgemein bekannt, daß das Pfund Zucker zur 
selben Zeit mit 3 fl. 50 kr. bezahlt werden mußte. 
Es gab ja nur Kolonialware aus dem Zucker 
rohr; Rübenzucker war vollständig unbekannt. 
Es enstand infolgedessen eine gewaltige, anhal 
tende Nachfrage nach Honig, der demzufolge 
auch gewaltig im Preise stieg. So finden wir 
denselben in den uns vorliegenden Küchenbücheln 
aus dem Jahre 1809 das Pfund mit 1 Gulden 
eingeschrieben, was dem doppelten zum heutigen 
Kilopreis entspricht. 
Im Jahre 1809, also zwei Jahre nach der 
Kontinentalsperre, waren die überseeischen Vor 
räte an Arzneistoffen schon ziemlich aufgebraucht 
und wenn nicht neben dem Absperrungssystem 
ein holländischer und griechischer Schleichhandel 
beständen hätte, wäre die Sache ganz sicher noch 
schlimmer gewesen. 
Das is a Landschaft sag i eng. 
Die hat nöt leicht sein Glei. 
A Festung hint, a Wassa vorn 
Und Felsen z'beiden Seit, 
Als wia a Bildl loads da do. 
Zum Maln a wahre Freud. 
Auf Werfen selm muaß von da 
A gute Stund no sei, 
Da kehr ma so gegn halber Abnd 
A zeitli wieda ei. 
D'Roß fand bald gfuatert gwön, 
I trink a Glas Bier. 
Da Kutscher samts sö a nöt lang 
Und tracht ins Nachtquatier. 
Auf Bischofshofen kein ma aft, 
Das is koa übler Ort, 
Es fand a hübsche Häuser da, 
A fand zwe Kirchen dort.
	        
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