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wendet, so daß sie 7ber, 8ber, Ober und lOber
schrieben. Heute ist von dieser allgemein gang
und gebe gewesenen praktischen Abkürzungsart
nichts mehr in Uebung. Zunächst interessieren
uns die Ausgaben. Die Reihenfolge der Aus
gabsarten ist heute noch so wie vor hundert
Jahren
Gegenwärtig beginnnt die Gemeinderech
nung mit dem Titel: Besoldungen und Deputate.
Damals hieß die erste Post: „Auf Besoldungen,
Pensionen und Bestallungen."
Wir finden obenan in dieser Rubrik den
Stadtsyndikus; das war zur Zeit der bayerischen
Herrschaft der rechtskundige Magistratsrat. Wie
wohl aber die Stadt schon 1779 an Oesterreich
kam und die bayerischen Einrichtungen aufge
hoben wurden, finden wir noch 30 Jahre später
den Stadtsyndikus.
Die Stadt war zur selbigen Zeit mit
Kanzleipersonale zahlreicher versehen, als dies
heute der Fall ist. Außer dem Syndikus gab
es einen Expeditor und einen Kanzlisten
und einen Stadtkümmerer. Dann war ein
Stadtamtmann, heute Gemeindepolizei und ein
Polizeikommissär. Letzter, ein Bürger, erhielt
eine Remuneration. Außerdem bezahlte der
Magistrat vier Torwarte für das Junior, Brücken
tor, für das Obere und für das Passauertor.
Bei dieser Post müssen wir uns unwillkürlich
auf die wehrhafte Festungsstadt zu Anfang des
18. Jahrhunderts erinnern und bezieht sich auch
hierauf die eingangs gemachte Bemerkung. Mit
dem war es aber noch nicht abgetan. Es saß
am Oberen Torturm auch ein Turmwächter, und
es sei als Kuriosum hier eingeschaltet, daß bis
in die Fünszigerjahre des 19. Jahrhunderts hin
ein immer wieder und wieder die Errichtung
einer Turmwächterstelle verlangt wurde. Den
damaligen Stadtbewohnern wäre ein solcher
Wächter ohne Zweifel eine besondere Beruhigung
gewesen. Es ist nicht mehr zur Kreierung eines
so erhabenen Postens gekommen.
Hiemit war aber der Schutz der Bewohner
noch nicht erschöpft. Außerdem, daß die Tore der
Stadt von den Torwarten abgesperrt waren,
gingen in dieser noch vier Nachtwächter mit
Laterne und Hellebarde herum und beruhigten
mit ihrem Stundenausruf alles, was noch wach
war. Man wußte also um jene Zeit auch, ohne
daß man eine Uhr brauchte, bei Nacht, wie viel
es geschlagen hatte. Das kann man heute nicht
mehr haben, daher war das Abschaffen der
schönen alten deutschen Einführung auch eine
Art Rückschritt — ohne Zweifel.
In früherer Zeit, also vor 1809, gab es
auch einen Stadtprokurator. Im Gegenstands-
jahre scheint ein solcher als aktiver Beamter
nicht mehr auf, aber ein früherer bezieht die
Pension, die 1809 erhöhtermaßen, wie es heißt,
verabfolgt wurde. — Endlich wurden noch drei
Getreidmesser honoriert.
Man sieht also, die Verwaltung der Stadt
repräsentierte sich als ein ziemlich kompliziertes
und kostspieliges Räderwerk.
Die Ausgaben und Einnahmen bewegen sich
im Jahre 1809 zwischen 8000 und 9000 Gulden,
wovon der vierte Teil für den Titel „Besol
dungen und Bestallungen" verwendet werden
mußte. Die Ausgaben betrugen 9175 Gulden,
die Einnahmen 8983 Gulden, so daß aus dieser
Rechnung ein Rechnungsrest von 192 Gulden
für den Rechnungsleger verblieb, das heißt, daß
ein Abgang war.
Dieses scheinbar günstige Ergebnis für das
Kriegsjahr, in dem die Stadt zerstört wurde,
hätte wohl ein ganz anderes Gesicht erhalten,
wenn die Stadtkammer nicht einen Teil der
Zinsen rückständig geblieben wäre, Anen Teil
der Belastung auf das - kommende Jahr über
wälzt hätte, wenn nicht auch der Verkauf der
Zwinger-Gründe durchgeführt und überdies ein
Darlehen von 1300 Gulden aufgenommen worden
wäre. Wie knapp das Geld zur selbigen Zeit
war, mag daraus hervorgehen, daß die Stadt
bei keinem Fonds Geld entlehnen konnte, sondern
sie mußte sich an einen Privatmann wenden.
Wir finden unter dem Titel „An aufgenommenen
Geldern" folgenden Posten:
Von Anton Kaltenecker, bürgerlicher Kirsch-
nermeister in Ried, zur Bestreitung der Kriegs
und Brändlasten ein aufgenommenes Kapital,
welches in einer besonderen Rechnung ausge
wiesen wurde, erhielt der Stadtkammerrat als
Vors ch u ß 1300 Gulden.
Die alljährlich wiederkehrenden Einnahmen
waren der Bierpfennig, der 1125 Guldepi be
trug, Interessen von den in Linz anliegenden
Kapitalien im Betrage von 58 fl. 50 kr., dann
Einnahmen von sogenannten Gaden oder be
ständigen Grundgilten, 39 Posten der Reihe
nach, die insgesamt nur 20 Gulden eintrugen.
Dann kommt eine fast gleich lange Reihe von
Einnahmsposten, betreffend den Stadtzins und
Stiften. Diese Rubrik brachte im Ganzen 47 Gul
den ein. Unter diesen Titel wären die heutigen
Anerkennungszinse einzureihen.
Die Stadtkammer ließ keinerlei Verände
rung und wenn sie auch eine geringfügige war,
ohne Einspruch gelten, ohne daß ihr nicht jede
Sicherheit vor nachheriger Ueberoorteilung ge
geben war. So mußte zum Beispiel der Gast
wirt Paul Hecke! für die Benützung der Zwin
germauer in Aichbichl bezahlen, sowie der Wagner-
Johann Linzmayer ob eines in der Zwinger
mauer ausgebrochenen Fensters 18 3 / 4 Kreuzer
bezahlen mußte. Nach und nach wurden die
Zwingergründe, das sind jene Streifen um die
Stadt gewesen, die zwischen der Stadtmauer
und der rückwärtigen'Hausseite gelegen waren,
verkauft und im Jahre 1809 wurde damit be
gonnen. Es entfielen dann für die Folge die
sogenannten Gaden oder beständigen Gilten.