Volltext: Der Sammler 10. Jahrg. 1914 (1914)

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Der diesjährige Besuch im Ztadtmuseum.*) 
Wie bekannt, wird mittelst Beschlusses der 
Jahresversammlung an bestimmen Tagen der 
Eintritt in das Stadtmuseum freigegeben. 
Es sind dies der Pfingstsonntag, Fronleich 
namstag, der Firmungstag 2c. Die Tatsache, daß 
diese Tage trotz der Begünstigung nur einen 
schwachen Besuch aufweisen, veranlaßten den 
Verein den Versuch zu unternehmen, den freien 
Eintritt an den Ankündigungstafeln in zweck 
mäßiger Weise ersichtlich zu machen. Der Erfolg 
des vorjährigen Feuerwehrfestes führte darauf hin. 
Um das eingangs Gesagte zu beweisen, 
wollen wir die Besuchsziffern an den freien 
Eintrittstagen in den vergangenen Jahren be 
kanntgeben. 
1912 war am 19. Mai die Firmung. Der Tag 
war freigegeben und wurde das Museum an dem- 
von 22 Personen besucht. Die beiden Pfingstfeier- 
tage desselben Jahres brachten 56 Besuche. Der Tag 
an dem das Pferderennen abgehalten wurde, war 
nicht frei, es waren an demselben 14 Personen im 
Museum, am Fronleichnamstag (frei) 26 und am 
Fronleichnamssonntag (nicht frei) 4 Besuche Das 
Jahr 1913 ergab: Am Pfingstsonntag (frei) und 
Montag (nicht frei) zusammen 39, der Renntag 
38, der Fronleichnamstag (frei) 57, der darauf 
folgende Sonntag «nicht frei) 3 Besuche. 
In diesem Jahre machte wieder der Fir 
mungstag den Anfang. Der freie Eintritt wurde 
durch Anschlag bekanntgegeben. Es erschienen 
482 Besucher im Museum. Die nächsten freien 
Tage, die beiden Pfingstfeiertage, brachten anstatt 
39 Besucher irrt Vorjahre —421. Der Renntag, 
der, wie oben erwähnt, 1912 von 14, 1913 von 
38 Personen besucht war, brachte 144. 
Um gewissermaßen eine Gegenprobe zu 
machen, wurde am Fronleichnamstag der freie 
Eintritt nicht affigiert und es ergab sich eine 
Besuchszahl von 1914—32, 19l3—47,1911—26. 
Der letzte freie Tag 1914 war der Fronleich 
nams-Sonntag, der früher nicht freigegeben war. 
Es kamen 1912 auch nur 4, 1913 gar nur 
3 Personen ins Museum. In diesem Jahr wurden 
136 Personen verzeichnet, was gewiß deshalb 
erwähnenswert ist, weil ja der Nachmittag voll 
ständig verregnet wurde. So erfreulich diese ge 
machten Erfahrungen sind, so mag doch einge 
wendet werden, daß hiedurch das finanzielle 
Ergebnis zu ungunsten des Vereins beeinträchtigt 
wird. Dem ist aber nicht so. 
In den angeführten Tagen der Jahre 1912 
und 1913 hat der Musealverein an Eintritts 
geldern 214=3 K eingenommen. Im Jahre 1914 
kamen demselben als Trinkgeld - Aequivalent 
18 60 K zu, also annähernd der gleiche Betrag. 
Es wird nicht zu bestreiten sein, daß ein 
*1 Nachdem der Sammler pro Mai im Monat 
Juni ausgegeben wurde, erklärt es sich, daß obige An 
gaben im Mai-Sammler schon möglich ivaren. 
zahlreicher Besuch der Ortsmuseen im allgemeinen 
wesentlich dazu beiträgt, den Heimatgedanken zu 
entwickeln und zu kräftigen. Daher kann man 
die gemachten Erfahrungen wohl mit Aussicht 
auf Erfolg weiter fühen. Da das Stadt 
museum nunmehr schon im zehnten Jahre der 
Oeffentlichkeit zur Verfügung steht, kann man 
auch nicht von einer plötzlich ausgebrochenen 
Sehensbegierde sprechen. Das Interesse für die 
Sache schlummerte nur, es war zurückgedrängt 
durch ungenügende Kenntnis über die Begünsti 
gung des freien Eintrittes. 
Zladtkammer-Bechnimgen. 
So trocken und kurz dieselben zumeist ge 
halten sind, sie bergen eine Fülle von Wissens 
wertem und je älter sie sind, je mehr sie in 
frühere Jahrhunderte zurückreichen desto inter 
essanter werden sie. Man ersieht aus ihnen so 
recht den konservativen Geist, der jenen Zeiten 
eigen war, und so kommt es beispielsweise, daß 
unsere friedliche Grenzstadt noch lange in das 
19. Jahrhundert hinein Einrichtungen hatte wie 
zu Zeiten des bayerischen Erbfolgekrieges, um 
welche Zeit Schärding eine Festung nicht unbe 
deutenden Ranges war. Die Stadtkammer-Rech- 
nungen sind vom Brande anno 1809 verschont 
geblieben und hiedurch ist es möglich, selbe ab 
und zu in die Hand zu nehmen und einen Blick 
in dieselben zu machen. Ja, es ist gar keine 
Seltenheit, daß man sich Auskunft holt über 
Dinge, zu deren richtigen Erkenntnis und Be 
urteilung diese alten Zifferreihen ein wesentlicher 
Behelf sind. Die Stadtkammer-Rechnung führte 
nicht wie heute das Gemeinde-Oberhaupt, son 
dern ein eigener Vertrauensmann, den man den 
Stadtkämmerer nannte, der meist honoriert 
war. In Bayern finden wir heute die Bezeich 
nung Stadtkämmerer noch allgemein, dieser ist 
aber ein bestellter Beamter. Auch in Oesterreich 
gibt es noch in manchen Städten den Kämmerer. 
Nehmen wir nun eine solche Stadtkammer- 
Rechnung zur Hand, beispielsweise jene von 1809, 
so finden wir auf der ersten Seite den Ver 
merk: „Do gepflogen worden von Josef Anton 
Drum, des inneren Rates, bürgerlicher Zinngießer, 
derzeit Stadtamtskämmerer in Schärding." 
Die eigentliche Anschrift aber lautet: 
„Ueber alle Einnahmen und Ausgaben beim 
Stadtkammeramte Schärding vom 1. 9ber 1808 
— letzten 8tober 1809." 
Die Stadtkammer-Rechnung ist von Josef 
Drum selbst geschrieben und es ist daraus zu 
schließen, daß es zur selben Zeit allgemein 
üblich war, auch unter den nichtstudierten Leuten, 
die Monate September, Oktober, November, De 
zember aus dem Latein in arabische Ziffern zu 
übertragen, denn Septem-7, Okto-8, Novem-9, 
Dezem-10 wurden als Ziffer zur Abkürzung ver-
	        
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