Volltext: Der Sammler 8. Jahrg. 1912 (1912)

KrUage f«tw „SchSrdinger Wscheublatt 
Mitteilungen des Vereines zur Erhaltung des Stadtmuseums und zur Erhaltung des ba* 
lichen Charakters der Stadt Schärding. 
Inhalt: Hofmann-Amstetten f. — Zur Museumseröffnung. — Zuschrift der k. k. Zentral 
kommission betreffend die Subvention pro 1911. — Eine Stammbuchstudie (Schär 
ding 1830). — Urgeschichte aus dem Bezirke Schärding (Fortsetzung). Von 
Dr. Georg K y r l e. 
Boimann f- 
Aus Amstetten wurde uns die Trauerkunde, 
daß Herr Alois H o f m a n n sen., Hotel 
besitzer, Gemeinerat und Sparkassedirektor-Stell 
vertreter am Montag, den 15. April im 67. Le 
bensjahre verschieden ist. 
Herr Hofmann war Mitglied des Museal 
vereines, womit derselbe bekundete, daß er seine 
Vaterstadt nicht vergaß. Der Verewigte ist auch 
in Schärding nie fremd geworden, und jeder, 
der ihn kannte, freute sich, wenn er dem tat 
kräftigen Mann gelegentlich eines Besuches in 
der Heimatstadt begrüßen konnte. 
Wir weihen ihm ein freundliches Gedenken. 
Zw IDuseums-Gröffnung. 
Das Stadtmuseum wird mit 1. Mai dem 
allgemeinen Besuche wieder zugänglich sein. 
Besuchstage sind: Sonntag, Dienstag, 
Donnerstag. Eintritt 40 Heller für die Person. 
An den übrigen Tagen in der Woche 
beträgt das Eintrittsgeld 1 Krone. 
Eintrittsfreie Tage sind: 1. Mai, Christi- 
Himmelfahrtstag, Pfingst - Sonntag, Pfingst- 
Montag, Fronleichnamstag, 18. August, 15. Sep 
tember und 4. Oktober. 
€ine Stammbucbstudie aus der Bieder 
meierzeit. 
(Schärding 1 830.) 
Vor uns liegt wohl geschützt in einem 
Futteral ein nettes Büchlein. Es hat einen auf 
klappbaren Deckel in grünem Leder gebunden, 
mit einem zierlichen Goldrande versehen. In 
der Mitte ein herzförmig gepreßtes Schild. Das 
Schild zeigt auf rotem Grund einen breiten, 
weißen Balken, in dem in Goldbuchstaben der 
Name des Besitzers dieses Kleinods der Freund 
schaft aufgedruckt ist. 
Die Stammbuchblätter sind in einen vier 
teiligen Karton eingelegt. Wir zählen der ge 
schriebenen hundert, der bemalten vierzig Blätter. 
Inhalt und Gepräge dieses Andenkens er 
innern uns an die Zeit schlichter bürgerlicher 
Einfachheit, in der der Mensch geneigt war, von 
seinen Mitmenschen nur das Beste vorauszu 
setzen, ihm auch sein Bestes, die aufrichtigste 
Freundschaft entgegenzubringen. — Biedermeier 
zeit in seiner reinsten Gestalt zeigt uns dieses 
Stammbuch. 
Das erste Blatt ein Druckbild. In einem 
Kranz von Rosengewinden halten sich zwei 
Engel umschlungen, die goldige Sonne des 
Lebens umstrahlt sie; sie bekränzen sich und eine 
hellbrennende Fackel am Boden liegend bezeugt 
den lebenden Gedanken. Ueber der Gruppe ist 
zu lesen: „Der Freundschaft geweiht!" 
Der damals 21jährige Besitzer des Stamm 
buches widmet in dieses einen sinnigen, wohl selbst 
gedichteten Spruch: 
Jedem Freunde, jedem sanften Mädchen, 
Jedem, der uns Fehler gern verzeiht. 
Jedem der uns seine Rechte beut. 
Jedem Edlen sei ein reines Blättchen 
In des Freundes Stammbuch hier geweiht. 
Wenn in unerforschten Trennungstagen 
Mir das Schicksal seinen Blick nicht gibt, 
Will ich oft mit hoher Wonne sagen: 
Diese sind's, die meine Seele liebt". 
Schärding im März 1830. 
Das Wesen der Stammbuchblätter charak 
terisiert unter poetischer Versicherung treuer 
Freundschaft Sebastian Anton Englbrecht, Stadt-
	        
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