Volltext: Der Sammler 8. Jahrg. 1912 (1912)

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beiden Schubladen bergen einige neue Erwer 
bungen. Zu dem bekannten Schaustücke, dem 
seidengestickten Alongerock, kam eine sehr schöne 
seidengestickte weiße Weste, welche der Museal 
verein käuflich erworben hat. Ebenso sind hier 
eine Anzahl von Frauen- und Mädchenanzügen 
aus der Biedermeierzeit aufbewahrt (Tüllkleider), 
welche ihrer Eigenart halber nicht uninteres 
sant sind. 
Das Zimmer der Umgebung zeigt uns 
die schöne Sammlung aller bayrischen Brief 
marken, einige neue Kostümröcke. Der schon 
wiederholt erwähnte Bandelwebestuhl hat seinen 
richtigen Platz bei den vorhandenen Modellen 
gefunden, derselbe ist von Kennern schon viel 
fach bewundert worden. 
In der Bauernstube finden wir einen ur 
alten Haspel und eine buntbemalte Rockenstange, 
die ganz in die Zeit passen, in der die Stube 
gehalten ist. Beide Gegenstände stammen aus 
dem Pfarrhofe in Esternberg. Die vier 
schönen Majolikakrüge, die Baumeister Herr 
Weixelbaumer seinerzeit gegen Vorbehalt an das 
Museum übergab, sind nun durch Schenkung in 
das Eigentum desselben übergegangen. 
In der Abteilung, welche der Kriegs 
geschichte gewidmet ist, finden wir ein hübsches 
Gedenkblatt an die Erschießung Palms in 
Braunau. Auch wurde das Bild, das uns an 
die so sehr gelungene Aufführung des Fest 
spieles „Franzosennot" erinnert, mit einer neuen 
Umrahmung bedacht. 
Im Erdgeschoße endlich gibt es auch gar 
manches Neues. Beim Fenster steht eine schöne 
Truhe mit erhabener Adlerverzierung aus 1698. 
Verschiedene Grabmonumente treten einem ent 
gegen, durchwegs der Biedermeierzeit angehörig. 
Eine trauernde Frau, auf eine Urne gestützt, 
, aus Marmor. Dieses Denkmal stammt von der 
Grabstätte der Brauersfamilie Weismann 1830. 
Geschenk der Frau Doktor Seltenheim durch 
Frau P o i n d e ck e r. 
Ferner spendet Frau Poindecker eine 
Urne aus Marmor, der selben Zeit angehörig, 
und einen obeliskartigen Grabstein, mit Me 
dailloninschrift. 
Die Kollektion „Sandlmalerei" hat eine 
reichliche Vermehrung erhalten und wurde selber 
auch ein anderer Platz angewiesen. 
So finden wir auch in diesem Jahre eine 
beachtenswerte Vermehrung des Stadtmuseums 
in allen seinen Teilen; hoffen wir, daß der 
Bericht über die nächstjährige Eröffnung ein 
ebenso erfreuliches Bild geben möge. 
Urgeschichlliches aus dem Bezirke; Schärding. 
Fortsetzung aus Nr. 3, März 1912. 
Wurden diese Randleisten stärker ausge 
prägt und in der Mitte des Schaftteiles mit 
einander vereinigt, so bildete sich bei der Axt 
eine Art von Steg. Von diesem Stege werden 
unten die Randleisten begrenzt. Daß der Steg 
mit den Randleisten eine (sicherere Schäftung 
gab, als die Randleisten allein, ist klar. Eine 
solche „Absatzaxt mit herzförmigen Stege" besitzt 
ebenfalls das Museum. Sie stammt aus Enzen 
kirchen und wurde von Herrn Kaufmann 
Fischer in Peuerbach überstellt. Bei einer 
Länge von 16 Zentimetern ist ihre größte Breite 
beim Steg 2.6 Zentimeter, das Bahnende ist 
seicht halbmondförmig eingeschnitten. Die Steg 
lappen sind ungefähr 3 Zentimeter lang. Unter 
halb des Steges verengt sich das Blatt auf 
1.8 Zentimeter Breite (das Profil ist fast kreis 
rund) und endigt allmählich breiter werdend, in 
eine 2.5 Zentimeter breite Schneide. Länge des 
Blatteiles 7 Zentimeter, des Klingenteiles 6 Zen 
timeter. 
Die nächsthöhere Stufe in der Forment 
wicklung der Aexte ist die sogen. Lappenaxt. 
Bei dieser entwickelten sich die kräftig hervor 
tretenden Randleisten zu selbständigen Elementen, 
sie werden fast oval, oder kreisrund, sitzen in der 
Mitte, oder am Ende der Axt, biegen sich nach 
innen ein und umschließen so klammerförmig 
den Schäftungsteil. Eine solche Lappenaxt spen 
dete Herr Johann Steininger, Kobel- 
Edergutsbesitzer in Waging, Gemeinde Diers- 
bach, der sie bereits im Jahre 1876 in einer 
Schottergrube gefunden hat. Auch eine zweite 
ähnliche wurde gefunden, die aber leider wieder 
in Verlust geraten ist. 
Im Verlaufe der Entwicklung schließen sich 
die beiden am Bahnende gehenden Schaftlappen 
zu einer Röhre zusammen, woraus sich der 
Typus der „Düllenaxt" ergibt. Diese Form 
gehört schon in die ältere Eisenzeit, der sogen. 
Hallstadtperiode. 
Aus der Bronzezeit wurde in der Um 
gebung von Schärding, jedoch ohne genauer 
mitgeteilte Fundortsangabe, auch, noch ein 
glatter, geschlossener Bronzering, von der Form 
unserer Eheringe, bei einer Lichte von 1.2 Zen 
timetern und 0.6 Zentimetern gefunden. An 
der Stelle, wo die beiden Enden zusammen 
treffen, ist er etwvs angeschwollen. 
(Fortsetzung folgt.) 
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Herausgeber: Der Museal-Berein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur: Joh. Vees, Schärding. 
Druck I. Vees, Schärding.
	        
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