durchaus uoch nicht charakteristisch, sondern
finden sich wahrscheinlich so oder ähnlich auch
sonst im Lande.
Was soll daher das Anstopfen eigener
Bauern-, Zunft- und Bürgerstuben mit Hausrat,
der zum größten Teile gar nichts Besonderes
ausweist, zum Teil vielleicht auch weiß Gott
auf welchem Wege in das Städtchen gekommen
ist? Es mag ja einem eifrigen Lokalpatrioten,
der Riehls „Zunftstube" gelesen hat, die Ver
suchung kommen, die alten Jnnungsladen und
Meisterbücher zu vereinigen, aber etwas Erheb
liches ist damit kaum gewonnen. Jede deutsche
Stadt besitzt sie.
Die Einrichtung eigener Räume für
Spezialzweige bis zur obligaten gotischen Kapelle
ist demnach bei kleineren Museen nicht empfehlens
wert, auch deshalb nicht, weil mit einer der
artigen Ausdehnung die Raumfrage, Instand
haltung und Ueberwachung immer schwieriger
und kostspieliger wird, eine Begleiterscheinung,
die bei einer kleineren Kommune wohl auch ins
Gewicht fällt. Und schließlich bleibt das alles
doch nur unzulängliches Stückwerk, vom Zufall
zusammengewürfelt.
Was soll man aber dann tun, wenn die
Leute diese Sachen in der besten Absicht bringen?
Auf diese Frage ist zu antworten, daß ein
freundlich belehrendes Wort in den meisten
Fällen genügen wird, den Besitzer zur Abgabe
des Stückes an das Landesmuseum zu bewegen,
wo es in einem größeren Zusammenhange weit
eher zur Geltung kommen kann, als in der
Isolierung eines Lokalmuseums. Derartige ohne
entsprechendes Milieu aufgestellte Gegenstände
vermögen auch ein größeres Publikum nicht
zu belehren. Aus diesem Grunde kann ich mich
nicht dafür erwärmen, wenn kirchliche Objekte
ohne jeden Kunstwert nur deshalb untergebracht
werden, weil sie etwa aus einer alten, abge
brochenen Kapelle des betreffenden Ortes stammen,
aber auch nicht dafür, daß Gegenstände, die mit
dem Orte gar nichts zu tun haben, als daß
sie dahin gewidmet worden sind, in das Museum
Aufnahme finden, eben weil sie Kunstwerke sind.
In beiden Fällen überschreitet meines Erachtens
ein Lokalmuseum die Genzen seiner Aufgaben.
So sehr man es also beispielsweise loben
wird, wenn die Bürgermeister und Pfarrherren
in je einer Reihe von dell Wänden herunter
grüßen und etwa auch noch ihre Unterschriften
aufbewahrt werden, so wenig wird man es ver
ständig finden, überhaupt alte Bilder aus ein
heimischen Besitz aufspeichern zu wollen, gleich
gültig, ob der Dargestellte eine Persönlichkeit
aus Redl-Zipf oder Pabneukirchen ist.
Derartige Dinge gehören in größere
Museen mit umfassenderen Aufgaben.
Was erwarten wir, um ein konkretes
Beispiel anzuführen in einem Stadtmuseum, wie
das in Schärding? Statten ivir ihm
einen Besuch ab.
In einem alten Stadtturm, der in fein
fühlender Weise als das richtige Milieu für
solche Dinge zur Beherbergung der Sammlungen
auserwählt wurde, sind verschiedene Zimmer,
eben groß genug, mit Geschmack und Verständnis
diesem Zwecke angepaßt worden.
Schärding erinnert uns immer an den
gefeierten Barden M. D e n i sch, den größten
Schüler Klopstocks und an den unermüdlichen
I. Lamprech tch, der Oberösterreich als
Topograph wie kein zweiter gekannt hat.
Diesen hervorragenden Männern ist den
auch ein stimmungsvoller Raum gewidmet.
An den Wänden hängen verschiedene Bildnisse,
die uns des Dichters Züge lebhaft vergegen
wärtigen, in einer Vitrine liegen außer kleineren
Erinnerungen Sineds Werke in mannigfachen
Ausgaben, die zum Teil auch typographisch
eine höchst charakteristische Ausweisung ausweisen.
Man möchte fast wünschen, daß nur das älteste
und das hübscheste Exemplar ausgelegt worden
wäre, die anderen Bände und Bändchen aber
zusannnen etwa in einem stilgemäßen Wand
schranke stünden.
Lamprecht war groß als Zeichner, als
Kartograph.
Dankenswerte Emsigkeit hat nun hier ver
einigt, was von seinen Schöpfungen noch erreich
bar war: Die überaus minutiösen Originale
zu seinen Diözesankarten, die heute zum Teil
! schon wieder ein halbes Jahrhundert alten und
daher wertvollen Umgebungskarten und Pläne
der von ihn, monographisch behandelten Orte,
seine interessanten, nicht veröffentlichten Burg
stallzeichnungen und nicht zuletzt seine herrlichen
Bilder von einzelnen Gotteshäusern, so vor
allem die elegante, einer reichen Phantasie ent
sprungene Repristination des Stiftes St. Florian.
Selbstverständlich finden sich hier auch die
gedruckten Bücher Lamprechts und von seiner
großen Matrikel eine photographische Repro
duktion. So ist denn hier das Lebenswerk eines
rastlosen und für die Geschichte des Landes be
deutenden Mannes im Museum jener Stadt
beisammen, die in stolz und freudig zu ihren
besten Söhnen zählt.
Fast scheint es einem innerlich beteiligten
Besucher, als läge in dem milden Antlitz dieses
Forschers, wie er so lebensvoll aus dem Rahmen
des Porträts auf die Sammlung herunterblickt,
ein Zug der Befriedigung darüber daß all sein
Mühen nicht umsonst war, daß pietätvolle Hände
nicht nur die Ruhestatt seines Leibes in Ehren
halten, sondern auch die seines Geistes. — Für-
1) P. v. Hofinan-Wellenhof, Mich. Denis.
Ein Beitrag zur deutsch-österr. Literaturgeschichte des
18. Jahrh. Innsbruck 1881.
2) F. Berger. Jur Biographie Ioh. Ev. Lam-
prechts. Im „Archiv f. d. Geschichte der Diözese Linz",
I.^Iahrg. (1904.) Auch separat in „2. Aufl. erschienen.