Volltext: Der Sammler 3. Jahrg. 1907 (1907)

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Zeit zutage kommt und es scheint daher am Platz 
zu sein, die Grundbesitzer aufmerksam zu machen, 
beziehungsweise zu ersuchen, daß sie bei den Ab 
grabungen der obersten Erdschichten auf Fund 
gegenstände ihr Augenmerk richten. 
Auch aus historischer Zeit kann auf interes 
sante Erhebungen und Funde hingewiesen werden. 
Der oftgenannte Burgstall Waldeck wurde, 
wie des Genaueren ein besonderer Bericht mitteilt, 
einer eingehenden Begutachtung unterzogen und er 
gaben die Grabungsresultate den unwiderleglichen 
Beweis dafür, daß die allgemeine Annahme, es 
handle sich in diesem Falle um eine keltische 
Opferstätte, nicht richtig sei, sondern, daß es sich 
nach dem Ausspruche des k. k. Regierungsrates 
Szombathy, k. k.Konservators und Referenten 
für Prähistorik der k. k. Zentralkommission, um 
altslavische Siedelungen handle, die vom 6. bis 
ungefähr zum 10. Jahrhundert reichen dürften, 
was noch genauer festzustellen sein wird. 
Nicht unmöglich, daß all die Anlagen gleicher 
Art im unteren Jnnviertel, die bis jetzt allgemein 
als keltische Opferstätten betrachtet wurden, eine 
Korrektur in obenbezeichneter Weise erfahren 
müßten, womit der richtigen Erkenntnis dieser von 
Menschenhand hergestellten Erdwerke ein sicherer 
Weg gewiesen würde. 
vorläufiger kurzer Bericht 
übtv dte Grabungen am Gschloßlhügel 
in Gedenmiesen 
Eine gute Stunde Fußweg vom Orte Tauf 
kirchen entfernt, erreicht man die Ortschaft Oeden- 
wiesen. Wendet man sich von dieser dem Laufe 
des Schnelzenbaches zu, so erblickt man ungefähr 
eine Viertelstunde bachaufwärts einen aus dem 
Bergabhange herausgestochenen, ungefähr 20 Meter 
hohen Hügel, welchen ein 11 Meter breites und 
22 Meter langes Plateau oben abgrenzt. Nord 
westlich wird der Kegel von zwei hohen Wällen 
abgeschlossen, südöstlich fällt er steil zu den Ufern 
des Schnelzenbaches ab. Nördlich vom erwähnten 
Kegel befindet sich ebenfalls ein ziemlich hohes, je 
doch niedriger gelegenes Plateau, welches durch 
einen dritten Wall begrenzt wird. 
Diese ganze Anlage ist im Besitze des Herrn 
Lambert Meier in Oedenwiesen und wird allge 
mein der „G'schlößhügel" oder auch „D'Schnelzen" 
genannt. Diese äußerst kunstvolle Anlage zog 
schon seit jeher das Interesse aller, die sie sahen, 
auf sich und so ist es erklärlich, daß sich manche 
Sage um den „G'schlößlhügel" gebildet hat. 
Johann Lamprecht, unser Lokalhistoriker, be 
zeichnet die Anlage als keltisch, was sich, wie ge 
zeigt werden wird, nicht bewahrheitete. Durch 
Herrn Fritz H o l z i n g e r, Lehrer in Taufkirchen, 
kam der Musealverein in die Lage, einem Gra 
bungsprojekte am G'schlößlhügel näher zu treten. 
Vor längerer Zeit fand mit Herrn Regierungsrat 
I. S z o m b a t h y von der k. k. Zentralkommis 
sion zur Erhaltung der Kunst- und historischen 
Baudenkmale in Wien, Sektion I., eine wissen 
schaftliche Begehung statt und wurden die Gra 
bungen durch eine Subvention von Seite der Zen 
tralkommission ermöglicht. Vom 26. bis 30. Sep 
tember und vom 1. bis 3. Oktober wurden unter 
der Leitung des Herrn Fritz H o l z i n g e r , 
Lehrers in Taufkirchen und Herrn Bernhardt 
Meyer, Schulleiter in Taufkirchen sowie des 
Herrn Georg K y r l e in Schärding gegraben. 
Schnelrenrauber 
Von Miris. 
Es waren drei Gesellen, 
Die hörten oft erzählen 
Vom Schatze in des Berges Grund, 
Bewacht von einem Höllenhund. 
Nicht nur den Schatz zu heben, sondern 
auch den Schleier zu lüften, der um den sagen- 
reichen Schloßhügel gewoben ist, zogen — nein — 
Fuhren sie zu Dritt 
Und in ihrer Mitt 
Saß die Jungfrau. 
Ein schöner Herbstmorgen war es, als sie 
hineinkamen ins stille Schnelzental. 
Das Bächlein rauschte und erzählte geheim 
nisvoll von den Jahrtausenden, die über den 
Hügel gezogen. Sein Gemurmel schien zu warnen: 
Rühret nicht an des Berges Jungfräulichkeit. 
Euer Beginnen ist ein frevelhaftes und schwer 
wird eure Strafe sein! 
Von der Stirne heiß in Strömen rann der 
Schweiß, als sie auf die Spitze des Kegels gelangten. 
Nicht mit des Geistes Waffen, sondern mit 
Krampen und Schaufeln wollten sie hineindringen 
in das Geheimnis der Erde. Was tausende ge 
hofft, gewünscht und gefürchtet, wollten sie klar 
legen ; die Schätze, die im Schoße des Berges ge 
bettet, wollten sie ans Tageslicht fördern; denn 
was kein Auge des Verständigen sieht, das ahnet 
in Einfalt ein Gräber Gemüt. 
Mutig geht es an die Arbeit. Der erste 
Spatenstich! Wie fuhren die Finger in die auf 
geworfene Erde! Steinspitzen! Kelten! Freude, 
daß der Wurf gelungen. Arm in Arm mit Euch 
fordere ich ein Jahrtausend in die Schranken. 
Tiefer dringt der-Schaufel Spitze. „Scherben! 
Nicht: Freihandgeschirre!" Länger wurden die 
Gesichter, denn mit diesen Scherben war ein Jahr 
tausend in den Hintergrund gesunken. 
Es ist Mittag. Still glüht die Sonne her 
nieder. Sanft steigt der Rauch aus des Hügels 
Mitte. Des Berges Zauber beginnen zu wirken. 
Müdigkeit senkt sich auf die Augen der Gräber.
	        
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