Volltext: Der Sammler 3. Jahrg. 1907 (1907)

eines städtischen Museums nicht schwer. Mit 
den: fortschreitenden Verkehr ist auch das Ent 
stehen der kleinen Museen bedingt. ■ Ich kann 
Ihnen nur sagen, daß das Schärdinger Museum 
typisch ist für Provinzialmuseen und in seiner 
Art mustergültig. 
Schon aus diesem Grunde bin ich hoch 
erfreut. Einiges Weniges für die Anstalt getan 
zu haben und freue. mich schon sehr auf den 
Augenblick, wo es mir vergönnt sein wird, wie 
der die trauten Räume besuchen zu dürfen. 
Mit dem herzlichsten Glückwünsche für die 
Schöpfer des Ganzen 
Pree«. 
Die unterirdischen stöhlen zu münz- 
Kirchen und Mpach. zwei Schulbeispiele. 
(Schluß.) 
Die Entgegnung, die Höhlen hätten keine 
Luft, es nimmt einem den Athem, wenn man 
hineinsch liest, ist deshalb hinfällig, da obwohl die 
Zugänge verschüttet sind, der Magnesiumdampf, 
der bei Blitzlichtaufnahmen entsteht, binnen 
wenigen Minute:: kaum mehr bemerkbar ist 
(also Zeichen einer guten Ventilation). Was 
das Athembenehmen betrifft, so wird auch einer 
Person, die nicht schwindelfrei ist und von einem 
hohen Turme heruntersieht, der Athem benom 
men nicht aus Mangel an Lust, sondern aus 
Angstgefühl, welches man in diesem Falle 
„Schwindel" nennt. Aber nicht nur Wohnungen, 
sondern auch Kultusorte waren verschiedene 
Höhlen. Als Beispiel dafür nröge die neu ent 
deckte Höhe von Aspach dienen. Aspach, eine 
sehr alte Pfarrei, denn im 14. Jahrhundert war 
der nachmalige Papst Pius II Pfarrer zu 
Aspach, liegt ungefähr 2 Wegstunden von der 
Bahnstation Gurten, der Strecke Ried- 
Braunau. Bei Ansicht des Ortes, welcher 
in einer ziemlich großen, nicht tiefen Talmulde 
liegt, fällt sofort die auf einem ungefähr 
5 Meter hohen und 150 Schritte im Umfang 
großen Hügel erbaute, alte gotische Kirche auf. 
Diese sehr hübsch restaurierte Kirche besitzt 
unterhalb des südlichen Seitenschiffes eine 
unterirdische.Kapelle. Diese Ka 
pelle, deren Altar sich an dem östlichen Ende 
befindet, ist ungefähr 2'Z Meter hoch falso auch 
so tief), 5 l l 2 Meter lang und 3 Meter breit. 
Sie erhält Licht durch ein direkt in die Kirche 
sowie durch ein südlicherseits ins Freie münden 
des Fenster. In diese Kapelle wallfahrteten 
nach Aussage des dortigen Pfarers, Herrn 
Ernst K l i n g e r , bevor Maria Schmolln als 
Wallfahrtsort häufig besucht wurde, sehr viele 
Leute. Bei den Landleuten aber erhielt sich 
Volkssage, daß, bevor Kirche und Kapelle ge 
baut wurden (die Kapelle ist nachgewiesener 
maßen älter als die Kirche), sich an Stelle, wo 
heute die Kapelle steht, eine heidnische (germa 
nische) Opserstätte befunden hat. Diese Volks 
sage, der man an und für sich nicht besonders 
viel Glauben schenken dürste, nimmt an Wahr 
scheinlichkeit zu, sobald man über die Entstehung, 
Zweck und Zeit des Kirchberges nachdenkt. Man 
kann mit Bestimmtheit aus der vollkommen 
gleichmäßigen Form des Hügels schließen, daß 
die Anlage keine natürliche, sondern künstliche, 
von Menschenhand herrührende ist. Da der 
Hügel ferners vor der Erbauung der Kirche, als 
auch der Kapelle schon bestanden hat, so muß 
er sehr alt sein. Menschliche Arbeit und auch 
die in langer Vergangenheit, hat immer einen 
Zweck gehabt, und so erkennt man, daß dieser 
Kirchberg ein T u m u l u s ist. T u m u l i, 
auch Hausberge gena>:nt, sind künstliche Hügeln, 
im Altertum als auch im frühen Mittelalter 
aus verschiedenen Gründen angelegt (Toten 
hügel, Opferplätze usw.), meistens aber dienten 
sie, ebenso wie unsere modernen Aussichtstürme, 
zur Verschaffung einer großen Aussicht, um im 
flachen Lande zu Kriegszeiten schon in weiter 
Ferne den Feind heranziehen zu sehen. Da 
nun der Kirchberg tatsächlich nach Süden eine 
große Aussicht gewährt, da hier keine höheren 
Berge vorgelagert sind, so ist auch in dieser 
Hinsicht sein Zweck erfüllt. Solche Aussichts 
hügel waren bei den Germanen auch meistens 
geheiligte Stätten, Zusammenkunftsorte des 
Volkes, der Sitz der Priester, die ja zu 
diesen Zeiten Orakel sagten. Dies über 
den Kirchberg. — Nun zun: unterirdischen 
Gänge. Derselbe besteht, wie der Plan auf 
Seite 3 zeigt, abgesehen von dem nur 
zufäll:gerweise angegrabenen Zugang im Keller 
des Herrn Brauers Rudolf Zwink, in 
der Mitte aus einem 1.60 Meter hohen Rund 
gange a, welcher von einer Meter in: Umfange 
grpßen blauen Mergelsäule b begrenzt wird. 
Von demselben zweigt südwestlich ein mit einer 
40 Zentimeter hohen Stufe c gebogener Gang d 
ab, welcher durch den leider durch den Keller 
untermauerten senkrechten 0.45 -st 0.65 Meter 
großen Schacht b abgeschlossen wird. Der west 
lich abzweigende Gang k führt in einen senkrecht 
nach aufwärts führende::, verschütteten Gang g. 
Nördlicherseits windet sich ein Gang bis zur 
Stelle b, welche ebenfalls durch den Keller 
untermauert ist. Von demselben Keller führt 
ein angelegter Lustschlauch i ins Freie, rpelcher 
ungefähr 3 Meter südlich von der schon be 
sprochenen Kapelle mündet. Die durch Klopfen 
festgestellte Entfernung von der Untermauerung 
des Ganges h und dem Kellerluftschlauche i, be 
trägt 3 Meter. Das untermauerte Ende des 
Ganges liegt also 6 Meter nördlich von der 
Kapelle, um ungefähr 6.5 Meter tiefer als
	        
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