Volltext: Der Sammler 3. Jahrg. 1907 (1907)

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eine kleine, vielleicht 3 Meter lange und 3 ! i Meter 
breite Kammer, von der ein senkrechter, kreisrunder 
0,40 Meter im Durchmesser, breiter, 2 Meter 
langer Schluf einen 2. Gang verbinden, der wieder 
in eine Kammer führt. Diese Kammer verbindet 
ein 2 Meter senkrecht nach aufwärts führender 
Schluf, ixr wieder in einen Gang, dieser wieder 
in eine Kammer einmündet. Das System beschließt 
ein nach abwärts führender, senkrechter Schluf, 
der in einen Gang, welcher durch eine große, mit 
Stufen versehene Sitznische^ abgeschlossen wird, 
einmündet. Also 2 Kammern, 3 senkrechte Schlufe 
und eine Endsitznische. Das Auffallende bei 
diesem Gange ist neben der 3maligen Wiederkehr 
der Schlufe, daß die nördlichen Stirnseiten der 
Kammern bis zur halben Höhe mit ziemlich gleich 
geformten, stachen Granit st einen abge 
schlossen sind. Ein sogar wenig geübter Blick 
erkennt sofort, 
daß die Steine 
nicht zu der 
Höhle gehören, 
sondern erst spä 
ter in diese hin 
eingebracht 
worden sind. 
Bei Entfernung 
der Steine sieht 
man auch, daß 
die Steine nicht 
den ursprüng 
lichen Abschluß 
bildeten, sondern daß sich hinter den Steinen loses 
Erdreich befindet, welches durch einen senkrechten 
Schacht nachgerutscht ist. Zweck der Grabung im 
April war es, einen dieser Schächte freizulegen, 
was auch nach langer, sehr mühsamer Arbeit 
und einigen Unannehmlichkeiten anderer Natur 
gelang. Es wurde der Schacht in der ersten 
Kammer freigelegt (in der 2. Kammer konnte in 
folge des Schneewasfers nicht gearbeitet werden), 
wodurch sich einerseits die Behauptung bestätigte, 
daß dieser Schacht nicht eingestürzt, sondern nur 
verschüttet ist, da ja nach Entfernung des untersten 
Sandes der Schacht fast schliefbar war. Derselbe 
steigt ungefähr 2 Meter senkrecht auf, biegt dann 
etwas nach Osten um und mündet, wie durch 
Klopfen festgestellt wurde, neben dem Hause auf 
einem Gangsteigs aus. Gerade an der Stelle, wo 
das Klopfen am stärksten gehört wurde, befand sich 
noch eine ziemlich starke, 0.50 Meter im Durch 
messer breite Eisschichte, obwohl der Weg überall 
rein (aufgetaut) war. Nach Aussagen des Ge 
höftbesitzers war an dieser Stelle im Winter kein 
Schneehaufen zusammengescharrt, der unter Um 
ständen das langsamere Schmelzen des Eises recht 
fertigen würde. Es- ist nun dieses Eisstück ein 
Beweis für das Vorhandensein einer Steinplatte 
in nicht allzugroßer Tiefe, die durch größere Kälte 
ausströmung das Eis erhält. Diese Steinplatte 
diente, ebenso wie bei verschiedenen anderen 
Gängen, als Verschlußstein des Schachtes. Ist 
durch Gesagtes das Vorhandensein eines ins 
Freie mündenden Schachtes erwiesen, der, wie 
auch in anderen Höhlen, als Zugang angesprochen 
werden kaun, so erhellt aus folgendem noch deut 
licher, daß der ursprüngliche Zugang nicht vom 
Keller aus war. In einem von Beeinflussung 
freien Grspräche mit dem Bauer und seiner Frau, 
sagte letztere, daß von ihren Eltern oft erzählt 
wurde, es sei bei der Kellergrabuna, dort, wo sich 
der heutige Eingang in der Höhle befindet, ein 
ziemlich großer Raum angegraben worden, in 
welchem sich Asche fand. Die Erzählung von dem 
Vorfinden des größeren Raumes, verstärkt durch 
die Tatsache, daß sich unmittelbar nach der Keller 
ein enger Gang 
zuerst ganz ohne 
Vermittlung 
fast in einem 
Winkel von 90" 
erweitert, und 
daß sich unmit 
telbar neben 
dem Eingänge 
eine Tastnische 
befindet. Diese 
Taftnische, so 
wie die unver 
mittelte Erwei 
terung lassen mit Bestimmtheit schließen, daß 
durch die Anlegung des Kellers eine Kammer an 
gegraben wurde, die wahrscheinlich den Abschluß 
des Systemes auf dieser Seite bildete. 
Kehren wir wiederum zum Allgemeinen der 
Höhle zurück, so ist erstens der Zweck der Höhlen 
zu erklären. Nach Karner teilten sich die, Höhlen 
in Wohnungen und Vorratskammern im 
Winter und in K u l t u s o r t e. Zum Ver 
ständnisse dessen müssen wir uns vor Augen 
führen, wie die „Wohnungsverhältnisfe" der 
alten Germanen waren. Elende, armselige, aus 
Geäste und Laub zusammengestellte - Hütten, die 
nur schlecht gegen Regen, garnicht gegen die 
grimme Kälte schützten. Es ist daher erklärlich, 
daß die Erde als schlechter Wärmeleiter als 
Schutz gegen die Kälte aufgesucht wurde. Aus 
demselben Grunde ist auch das Bedecken der Höhle 
mit Dünger zu erklären. Ihre Kleinheit erleich 
terte auch die Erwärmung. Ein Analogon finden 
wir auch heute noch bei den Eskimos, die ihre 
Hütten auch teilweise in die Erde hineinbauen und 
sie mit Schnee bedecken, um üch besser vor Kälte 
schützen zu können. 
(Fortsetzung folgt.) 
1200. Jusciss des Ganges beim.. Sau&ramjfof." f : M 
Herausgeber: D e Museal-Gesellschaft Schärding — Verantwortlicher Redakteur j 
Druck I Vees, Schärding. 
Ioh. Vees Schärding,
	        
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