Volltext: Der Sammler 3. Jahrg. 1907 (1907)

jähre verstorben. Der Verewigte war der Reprä 
sentant der ältesten Bürgersfamilie unserer Stadt, 
war doch dessen Urahne Josef Wis Hofer, 
gleichfalls Kupferschmiedmeister am selben Hause, 
bereits 1795—1811 Stadtbürgermeister. Drei feind 
liche Invasionen haben während dieser Jahre die 
Stadt zum Ruine und zahlreiche Bürger an den 
Bettelstab gebracht. Viel hatte .auch die Familie 
des Stadtoberhauptes zu leiden. Die Erinnerungen 
an diese Ereignisse wurden in derselben wach er 
halten und der Verewigte wußte aus alter, sturm 
bewegter Zeit als treue Ueberlieferung zu erzählen 
Gar manche Familien-Reliquie behütete er mit 
nachahmeuswerter Anhänglichkeit an seine Vor 
fahren, und als sich die Musealgesellschaft zu 
sammen fand, um den stummen Zeugen einstigen 
bürgerlichen Lebens die Sprache wieder zu geben, 
da war Wis Hof er nicht müde zu geben und 
zwar mit Freuden zu geben. Viel Schönes und 
stadtgeschichtlich Wertvolles dankt die städtische 
Sammlung diesem wohlgesinnten Manne, dem 
nicht nur bei seinen Mitbürgern ein gutes An 
denken bewahrt bleibt, dessen Heimgang zu be 
trauern auch unsere Gesellschaft allen Grund hat. 
Da* älteste Oelbild unserer Stadt. 
Vom churfürstlichen Schlosse ist die älteste 
Darstellung auf Holz gemalt bekanntlich aus dem 
Jahre 1491. Die ältesten Kupferstiche tragen die 
Zahl 1630. Von einem alten Oelgemälde, das uns 
die Stadt zeigt, dürften aber nur sehr wenige 
Kenntnis haben und doch ist dieses Bild für jeden 
und alle Tage zu sehen. Dieses Bild befindet sich 
in der Kapuzinerkirche am linken Seitenaltare, dort, 
wo in der Charwoche das heilige Grab aufgerichtet ist. 
westlich steil zum Kesselbach, östlich steil zum soge 
nannten wasserlosen Bach ab und wird nördlich 
durch einen tiefen Einschnitt von einem zweiten, 
etwas höheren Hügel getrennt, über welchem die 
heutige Straße führt. Wenn wir den Wald, der 
heute die Räume umschließt, als nicht vorhanden 
betrachten, so war die Lage der Burg ausgezeichnet 
gewählt, da ja der Wächter des Turmes, der aus 
der Anlage des Grundrisses zu schließen, mindestens 
15 Meter hoch sein mußte, heranziehende, feind 
liche Scharen, sowohl von Passau als auch von 
Schärding infolge des weiten Ausblickes sehr bald 
gewahr wurde. 
Als ich mit Herrn Andorfer, der die große 
Liebenswürdigkeit Hütte, mich auf diese interessante 
Ruine aufmerksam zu machen und mit einem 
Sohne eines dortigen Bauern auf das „Eker- 
g'schlößl" losmarschierte, erzählte mir der Bauers 
sohn, der mir als Führer diente, allerhand mög 
liche und unmögliche Dinge, die die „Raubritter" 
hier verbracht hätten, schien mir diese Art der 
Verwendung der Burg vom ersten Augenblick an 
unwahrscheinlich, so fand ich in der. Behauptung 
meines Führers, die Burg sei von einem passau- 
Das Altarbild der Barokzeit (zirka 1700) an 
gehörend, zeigt die heilige Familie mit der heiligen 
Anna. Zu Füßen der Darstellung steht man die 
Jnnbrücke mit dem Eichbichl und mit der inneren 
Stadtmauer, die das churfürstliche Schloß an der 
Südseite umschließt. Die Jnnbrücke ist mit heiligen 
Statuen geschmückt und das Brückentor zeigt sich 
in seiner vollen Baulichkeit. Unwillkürlich kommt 
man beim Besehen auf den Gedanken, wie schön 
es wäre, wenn dieses Brückentor noch so erhalten 
geblieben. Was aber geradezu überraschend ist, 
das ist der Anblick des auf dem Bilde noch sicht 
baren Teiles des churfürstlichen Hochschlosses. 
Diesen Schloßteil zu sehen ist deshalb überraschend, 
weil wir uns von der Bauart desselben, beeinflußt 
von den Bildern des Schlosses aus früherer Zeit, 
eine ganz andere Vorstellung machen und glauben, 
daß das Schloß in seiner gothischen Bauart tzso ge 
blieben ist bis zu seinem Untergange im Jahre 1775. 
Dem ist aber nicht so. Auf dem besprochenen Ge 
mälde tritt uns ein vornehmer Renaissanze - Bau 
entgegen, mit großen Rundbogenfenstern in reicher 
Fassade, mit viereckigen, oben glatt abschließenden 
Ecktürmen. Es muß ein fürstlicher Prachtbau ge 
wesen sein, der gewiß kein Phantasiebild des 
Malers ist, denn die historische Treue der ganzen 
dargestellten Umgebung schließt eine solche An 
nahme vollkommen aus. 
Es handelt sich bei Besprechung dieses Ge 
mäldes nicht etwa um eine neu gemachte Ent 
deckung, — kundigen ist diese Darstellung längst 
kein Geheimnis — aber der Schleier der Vergessen 
heit soll von dieser Darstellung genommen werden 
und eine dankbare Aufgabe wird es sein, die Dar 
stellung durch eine gelungene Kopie im städtischen 
Museum an den richtigen Platz zu bringen. 
ischen Bischof geschleift worden, eine gewisse An 
sichtenähnlichkeit, da ich 'gerade aus der Nähe 
Passau's die Anwesenheit von Raubrittern in 
dieser Burg für ausgeschlossen hielt. Die „Raub 
ritter" und die Schleifung der Burg war so ziem 
lich alles, was ich über diese Ruine erfahren 
konnte, da weder Lamprecht in seiner „Chronik von 
Schärding", noch die „Geschichte der Stadt Passau" 
über die Burg eingehender berichten. Nur der Name 
„Königstein" und die Vernichtung durch-passauisches 
Kriegsvolk ist bekannt. Zu der großen Ortsmatrikel des 
Landes ob der Enns ist diese Ruine nur als ein 
großes, zusammengefallenes Bauernhaus eingezeich- 
ner Die zpahre Geschichte dieser Ruine kam mir 
zufällig durch das Lesen der „Aeltesten Chronik 
der Stadt Schärding", 1738, Handschrift der 
königlich-bayerischen Staatsbibliothek München, die 
in Kopie der hiesigen Musealbibliothek einverleibt 
wurde, in die Hände. Aus Seite 49 und 60 genannter 
Chronik ist zu entnehmen, daß im Jahre 1435 
die alten Zwistigkeiten zwischen den beiden Herzogen 
von Bayern, Heinrich und Ludwig, wiederum aus 
brachen. Schärding und das Schloß „König 
stein", welches Heinrich Nothafft, Vizedom in
	        
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