Volltext: Der Sammler 1. Jahrg. 1905 (1905)

Ur H t Beilage rum „KchLrdiirger Mocherrdlatt". Uovemder 1S05. 
Ds? -Asmmlkp. 
Mitteilungen der Gesellschaft zur Gründung und Erhaltung einer städtischen Sammlung 
und zur Erhaltung des baulichen Charakters der Stadt Schärding. 
Inhalt. Ein Schritt vorwärts. — Schärdinger Zinn. — Beitrittserklärungen. — Zuwen 
dungen. — Erzählendes: Beiträge zur Geschichte der Wieder-Aufbauung unserer Stadtpfarr 
kirche (5. Fortsetzung^ . 
Ein Schritt vorwärts! 
In 
der ersten Nummer des „Sammlers" 
haben wir unter der Bezeichnung „Der Anfang" 
geschrieben: „Freundliche Aufnahme hat im 
Kreise unserer Stadtbewohner die Absicht gefun 
den, in Schärding eine städtische Sammlung ins 
Leben zu rufen, die den Zweck hat, nebst dem 
Zeitgeschichtlichen noch Vorhandenes aus längst 
vergangenen Jahren zu erhalten und zur Dar 
stellung zu bringen". 
Diese freundliche Ausnahme der kundgetanen 
Absicht hat nachgehalten und unzweifelhaft wird 
der Schluß des ersten Gesellschaftsjahres ein be 
friedigendes und erfreuliches Bild geben. 
Seitdem der Antrag des Stadtbürger 
meisters auf Zuweisung des Schloßtorgebäudes zu 
dem gedachten Zwecke seitens der Stadtgemeinde- 
Vertretung eine so erfreuliche Erledigung fand, 
war jeder Zweifel über die Lebensfähigkeit des 
Gedankens, den diese Mitteilungen vertreten, behoben. 
Es war überdies für die Stadtgemeinde 
ein angenehmer Umstand, daß durch diesen Be 
schluß der langjährige Mieter der Wohnung — 
Photograph Max Reichenbach — nicht allzu hart 
betroffen wurde, nachdem derselbe ohnedies ernstlich 
mit dem Gedanken umging, sich ein eigenes Haus 
und modernes Atelier zu bauen. Dieser Gedanke 
kam auch zur Ausführung. Herr Reichenbach hat 
bereits sein neuerbautes, schmuckes Haus bezogen, 
die Schloßtorwohnung ist geräumt. 
Es ist ein eigener Eindruck, wenn man die 
nun leerstehende Wohnung durchschreitet. Als ob 
dieses Haus aus Stein zum Zwecke der Unter 
bringung der Stadterinnerungen eigens erhalten 
geblieben wäre. Diese Bauart, die Dicke der 
Mauern, die Unregelmäßigkeit der Fenster, von 
jedem einzelnen ein anderes Bild, und von jedem 
aber die Erinnerung an Alt-Schärding. 
Sechs Räume in unmittelbarem Zusammen 
hange, jeder verschieden in der Lage und Größe 
voneinander. Dazu ein winkeliges , Vorhaus mit 
einem vorragenden Kaminbaue, den man, um 
Beiträge zur Lescdichte der Aieder-Hlttbauliiig unserer Stafltpfarrkircfte. 
(5. Fortsetzung.) 
In einer weiteren Darstellung berichtet das 
k. k. Pfleggericht unter 28. März 1839 folgender 
maßen: 
Wohllöbliches k. k. Jnnkreisamt! 
In Entsprechung des hohen Auftrages 
vom 27. vor. und 2. dieß. Monates Z. 2227 
erstattet das gehorsamst gefertigte lf Pfleggericht 
in Betreff der Anschaffung von Glocken am 
hiesigen Stadlpfarrkirchthurme nachstehenden er- 
furchtsvollen Bericht: 
1.) Was die Nachweisung der Nothwen 
digkeit eines Geläutes von 777* Zenter betrift, 
während in dem Ueberschlage vom Jahre 1833 
nur ein Gewicht von 597z Zenter beantragt 
war, so glaubt das k. k. Pfleggericht nur ge 
horsamst aufmerksam machen zu müssen, daß 
Scheerding eine Stadt von 2700 Einwohnern 
ist, unmittelbar an der Gränze des Königreiches 
Bayern liegt, und von einer der belebtesten 
Poststrassen durchschnitten ist. Hier kann es 
sich, zur Ersparung von einer unbedeutenden 
Summe, nicht darum handeln, ein Geläute, wie 
es gewöhnlich in Dorfkirchen angeschafft wird, 
herzustellen, um nur dem Cultus dasjenige zu 
zuwenden, was selbst die strenge Prüfung der 
Compiabilitätsbehörde nicht weiter ermäßigen 
kann. Hier handelt es sich vielmehr um den 
wichtigen Eindruck, den nicht nur auf jeden 
Reisenden, sondern auch auf das ganze weile 
benachbarte Ausland, die in einer ziemlichen 
Strecke allein dastehende k k. Gränzstadt machen 
soll; sie erscheint dem Fremden, als der erste 
Ort, den er in Oesterreichs Staaten betritt, als 
der Maßstab, nach dem er sich ein Bild des 
großen, in politischer und kirchlicher Beziehung 
so Hoch gestellten Staates mahlt; das kleine, 
an sich unbedeutende Städtchen wird durch diese 
seine Lage, wie jeder andere Gränzort, politisch 
wichtig und kann daher mit anderen Orlen 
gleichen Umfanges im Binnenlande nicht ver 
glichen werden. 
Ueberdieß kommt noch zu erwägen, daß 
die hiesige Pfarrkirche eine der schönsten und 
größten des Jnnkreises ist, in welcher sich nicht 
bloß die inländische Pfarrgemeinde, sondern der 
bey weitem größere Theil der beyden k. b. Pfar 
reyen des Roththales, Sulzbach und Mittich, 
zum Gottesdienste versammeln, weil diese hieher
	        
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