Volltext: Der Sammler 1. Jahrg. 1905 (1905)

Herausgeber: De Museal-Gesellschaft Schärding. — Verantwortlicher Redakteur: Joh. Vees, Schärding, 
Druck I. Beer, Schärding. 
welk und 1558 in dieser Gestalt abkunterfeit. — 
Lamprecht schreibt hierüber wie folgt: Zu Ende 
des 5. Jahrhunderts zu Scherding geboren, Pro- 
feß des Benediktinersliftes Kremsmünster, wurde er 
1543 zum Stiftsabt erwählt. Eine höchst ehr 
würdige Gestalt, in welcher sich Herzensgüte und 
reine Sitte im Bunde mit Gelehrsamkeit und 
seiner Bildung fanden Ein Freund der Wissen- 
ichaft und freigiebiger Mezeen der Gelehrten, 
gestaltete er 1549 die bisher bestandene Kloster 
schule in eine öffentliche Lehranstalt lGymnasium) 
um und sorgte mit bereitwilligen Opfern auch für 
das leibliche Wohl der Schüler. Er baute vieles 
im Markte und auch im Stifte, umgab letzteres 
mit Festungswerken und ließ auch die großen 
Fischteiche im benachbarten Schachenteiche anlegen. 
Nicht minder ließ er sich d!e häusliche Zucht an 
gelegen sein. Der römische König Ferdinand der 
Erste erteilte- ihm den Titel eines königlichen 
Rates. Abt Gregor Lechner beschloß 1868 sein 
ruhmvolles Wirken. Das Zweitälteste Bild betrifft 
gleichfalls einen durch seine Gelehrsamkeit berühmt 
gewordenen Mann. Johann Fünfleitner. Geboren 
aus dem Hause Nr.63 (heute Hotel Lorenz) anno 1589, 
Doktor der Weltweisheit und Arzneikunde. Rektor 
Magnifiicus der Hochschule in Wien anno 1632, 
Augustiner des Chorherrnstiftes St. Pölten. Zuerst 
Stiftsdechanl, dann 1636 Stiftsprobst, k. k. Hof 
rat und Oberst Erbland, Hofkaplan, Erneuerer 
des Stiftes innen und außen. Vir memoria, di- 
gnissimus starb am 29. Jänner 1661. 3. Bild: 
Pater Clarus Feeßmann, geboren auf dem Hause 
Nr. 11 anno 1682. Profeß 1706 Mitglied des 
Benediktinerstiftes Vornbach, 1712 Stiftsprior, 
1725 znm Abte erwählt, zierte die Stiftskirche 
und die Marienkapelle am Sand mit neuen 
Altären und Gemälden. Baute den Kreuzweg 
nach Neuburg und handhabte strenge Kloster 
disziplin. Starb 1747 am 12 November. 
4. Bild: Ambros Christian Kreuzmayr Geboren 
anno 1726, anno 1747 Professor des Augustiner 
! Chorherrnstiftes Reichersberg, anno 1758 Stifs- 
^ dechant und 1765 Pfarrvikar zu Ort. Wurde 
1770 zum Probst gewählt, baute und erneuerte 
vieles in der Kirche und im Stifte War auch 
k k. Rat, Kruraldechant und Konsistorialrat. 
Er verschied als Jubelpriester 1810 am 17. Jän 
ner. 5. Bild: Sebastian Vinzenz Gresböck. Ein 
Gesichtsausdruck voll Milde und Güte. Er war 
geboren am Hause Nr. >98 (Palsinger Haus am Eich- 
büchl) anno 1764. Wurde 1785 Priester des Benedik 
tinerstiftes Oberallteich bei Straubing, Professor der 
Moral- und Pastoralteologie und Dogmatik im Stifte 
zu München, auch Schulrektor 1804, und Pfarrer am 
Pogenberg 1812. Von da ab Pfarrer zu Schärding, 
Schulrektor, Dechant und Konsistorialrat. Ein 
gediegener Kanzelredner und liebevoller Seelenhirt. 
Er starb am 6 Dezember 1829. 
Fortsetzung folgt. 
Zahl der beschriebenen Gegenstände 460. 
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daß infolge dieser drückenden, ganz unerschwing 
lichen Auflage der damalige Stadtbürgermeister 
Kirchböck und das Ratsmitglied Mathias Goldinger 
beim Kaiser eine Audienz erwirkten, um die Nach 
lassung des horrenten Betrages zu erbitten 
Mathias Goldinger war der Sprecher der 
Deputation, da der Stadtbürgermeister mehr zag 
haften Gemütes gewesen sein soll*. Ersterer, ein wahr 
heitsliebender Mann von strengen Ansichten und be 
währtem österreichischem Patriotismus, erzählte oft 
und oft von diesem wichtigen Ereignis in seinem 
Leben, und die Ueberlieferung, der hier Raum ge 
geben werden soll, entspricht seinen wörtlichen 
Darstellungen. 
Nack Anbringung der untertänigsten Bitte, 
lim Nachlaß der ganz unmöglich zu leistenden 
Summe, sagte der Kaiser: „Wenns meine Herrn 
nöt gsagt hätten, — ihr seids auch schuldig. — 
Der Sprecher beteuerte darauf, daß die Stadt das 
nicht schuldig sei, und fuhr fort „Eure Majestät, 
wir hatten aber noch eine Bitte: Kanonen haben 
unsere Glocken zerstört, Kanonen können uns die- 
* Erzählung Goldingers, mitgeteilt durch kaiser 
lichen Rat L. Pfliegl. 
selben wieder ersetzen. In Schärding seien viele 
Kanonen zurückgeblieben, aus denen Glocken ge 
gossen werden könnten". Ueber dieses dreiste An 
sinnen war der Kaiser ungehalten und ging erregt 
auf die Deputation zu, indem er mit gehobener 
Hand ihnen zurief: „Haben es Euch denn meine 
Kanonen getan?" Auf die Antwort: „Wohl die 
feindlichen Kanonen, Majestät, aber wir sind nicht 
Schuld daran", meinte der Kaiser beschwichtigt: 
„Jetzt machma amal das außi, Glocken kriagts 
auch noch". 
Mit diesem Bescheid zogen Bürgermeister 
und Rat heimwärts 
Die notwendigsten Herstellungen an der 
Kirche wurden im Laufe des Jahres 1816 vol 
lendet, der Turmbau blieb einer späteren Zeit 
vorbehalten. Der Turm, von einem Notdach be 
deckt, schloß ein einziges Glöcklein in sich; so 
blieb es bis zum Jahre 1838. 
Immer sehnlicher ward der Wunsch nach 
Ausbau des Turmes und nach einem Geläute. 
(Fortsetzung folgt.)
	        
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