Volltext: Die Evangelische Gemeinde A. C. Vöcklabruck von der Reformationszeit bis auf die Gegenwart

Die baierische Gemeinde. 
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mit den Worten: „Jetzt hat die Hölle ausgekeimt. Seht her, wie ein 
Engel liegt sie da!" Die Anwesenden (es waren 10 Personen) saßen wie 
versteinert auf den hölzernen mit sechs Beilen arnnrten Wandbänken umher. 
Der Satan war besiegt. Das erste rechtfertigende Opser war ge¬ 
bracht. Haas witterte aber einen anderen Satan im Hause. Er zer¬ 
trümmerte Bänke, Fenster, Fenstergitter und den Ofen und was vom 
sonstigen Hausgeräthe ihm unter die Hand gerieth, warf alles dem Satan 
zur Beute durchs Fenster hinaus, damit er die gereinigte und gerecht¬ 
fertigte Seele der Erschlagenen nicht aufs neue in Versuchung führe. Bei 
diesem wahnsinnigen Wüthen erlosch durch einen Windzug das Licht. 
Haas packte nun sein an Halsweh leidendes Weib, zerrte es von der 
Ofenbank weg in die Mitte der Stube, schlug sie, um sie zu reinigen, 
zuerst mit der Faust, daun mit der Schärfe der Axt auf die Oberschenkel 
und den Kopf, daß sie ohnmächtig niedersank. Das energische Auftreten 
einer jungen Bäuerin bewahrte die Ohnmächtige vor weiteren Mißhand¬ 
lungen. Auf einmal kam dem Haas der Bauer Michael ßoberger schwach 
im Glauben vor. Franziska, die Tochter des Haas, mußte ihn zur 
Stärkung im Glauben mit Fäusten ins Gesicht schlagen, bei den Haaren 
zu Boden reißen und mit Füßen treten — alles ließ sich ßoberger ge¬ 
fallen. Nun lehnten sich Haas und Franziska auf die Fensterbrüstung 
nnd riefen mit gellendem Gefchrei fortwährend die Worte: „Jesus, Jesus, 
Christus, Christus" in die Mondnacht hinaus. 
Das Vöcklabrncker ßandgericht, von dem Vorfalle durch Eilboten 
verständigt, ließ rasch die Polizeimannschast und die Nationalgarde auf¬ 
brechen und die Schuldigen nach Vöcklabruck eskortiren. Die Gefangenen 
wurden theils zu Puchheim, theils zu Wartenburg in gerichtliche Ver¬ 
wahrung gebracht und gegen sie eine Kriminaluntersuchung eingeleitet, 
die in Berücksichtigung des vorwaltenden Mangels an Zurechnungsfähig¬ 
keit mit einem Freispruche endete. Doch mußten sie noch im Civilarreste 
unter geistlicher und weltlicher Aufsicht so lange bleiben, bis sie Beweise 
ihrer vollkommenen Sinnesänderung abgelegt und nirgends von ihrer 
Seite Gefahr wegen einer Ansteckung zu besorgen war. 
Die eigentlichen Schüler und Anhänger Pöfchls triebet auch ver¬ 
schiedene Dinge, die mit den ßehrm Pöschls nicht im Einklänge waren. 
Am 31. März, Montag in der Charwoche, erhoben sich die Pöschlianer 
in Wassenbach bei Ampfelwang, um nach Prag zu ziehen und die neue 
christlich-jüdische Kirche zu verkünden. 29 Personen, Männer, Weiber
	        
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