— 296 —
Im November 1856 wurde die Haftanstalt eröffnet, jedoch im Jahre 1865
erfloß der hohe Ministerial - Erlaß, zu Folge dessen die weibliche Straf- und
Besserungs-Anstalt zu Snben aufgelassen, die Ordensfrauen entfernt und die Haft-
Anstalt in eine männliche Strafanstalt umgewandelt werden solle ; es wurden auch
zu diesem Behufe im Jahre 1865 noch, vornehmlich aber im Jahre 1866 neue
Um- und Adaptirnngsbanten vorgenommen und vollführt, so daß am 2. Februar
1867 die Gebäude von den Sträflingen bezogen werden konnten.
Um diese Bauwerke herum, vorzüglich im Thaleinschnitte sind die 30
Häuser der ehemaligen Hofmark situirt; dem Einfahrtsthore gegenüber befindet sich
das Gasthaus, in dessen Gastzimmer ein Denkstein vom Jahre 1515 zu sehen ist.
Außerhalb der Hofmark in freier Lage steht der stattliche Jndinger'sche
Mayerhof, vormals der Stiftsmayerhof, welcher im Jahre 1750—1754 vom
Grunde ans neu gebaut, im Jahre 1787 um 7015 Gulden an einen Privaten
verkauft wurde; im Jahre 1798 war hieher das Bräuhaus aus dem Stifte
transferirt worden; im Jahre 1853 wurde daneben ein schöner Sommerkeller
gebaut, der, wie jener des Gastwirthes vielfach von den Schärdingern besucht wird-
Wir treten nun den Rückweg gegen Schärding an und an der Straße
dahin, kommen wir an Schnelldorf vorüber; von dem hier befindlichen Sommer¬
keller bietet sich der Ueberblick über eine herrliche Uferlandschaft dar, ivelche gegen
Osten und Norden hin von malerisch geformten Hügelreihen umsäumt ist, nach
Westen hin schweift der Blick über den Strom-Archipelagus zu den Ebenen und
wellenförmigen Hügeln des Rotthales hinüber, hinter welchen die Konturen des Steinhart
und selbst des bayerischen Waldes ersichtlich werden; bei der Abendbeleuchtung ist
der Zauber, welchen der Anblick dieser Landschaft und des als Kernpunkt darin
gelegenen Schärding auf den Naturfreund übet, von unvergleichbarer Wirkung.
Die Poststraße beuget von Schnelldorf aus gegen Osten, um bei Haid
in die Linzer-Straße eiuzuzweigen; wir wählen jedoch den kürzeren Weg, welcher
uns dem hohen Uferrande entlang über Pathering nach dem Pfarrdorf
S1. Florian
geleitet.
Unter den Privatgebäuden dieses aus 18 Häusern bestehenden Ortes ist
vor Allem der Fraukenberger'sche Mayerhof bemerkenswerth, denn er war ehedem
ein Eigenthum des Domkapitels zu Passau und wird bereits im Jahre 1160
urkundlich genannt?)
Nach verschiedenen Urkunden und Denksteinen erscheinen uns als domkapit-
lische Mayer folgende Namen:
im Jahre 1195 Engilp recht, Villicus de Winflorian;2)
„ 1299 u. 1322 Otto de Weihflorian;3)
!) Urkundenbuch des Landes ob der Enns. I. B., S. 520.
2) c. 1. S. 694 u. 708.
3) Mon. boic. T. XXIX. P. II. S. 593; dortselbst S. 273 wird auch ein Waleonu»
üs sancto Floriano genannt.