Volltext: Th. 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding], H. 2 (Th. 2, Heft 2, 1888)

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Im November 1856 wurde die Haftanstalt eröffnet, jedoch im Jahre 1865 
erfloß der hohe Ministerial - Erlaß, zu Folge dessen die weibliche Straf- und 
Besserungs-Anstalt zu Snben aufgelassen, die Ordensfrauen entfernt und die Haft- 
Anstalt in eine männliche Strafanstalt umgewandelt werden solle ; es wurden auch 
zu diesem Behufe im Jahre 1865 noch, vornehmlich aber im Jahre 1866 neue 
Um- und Adaptirnngsbanten vorgenommen und vollführt, so daß am 2. Februar 
1867 die Gebäude von den Sträflingen bezogen werden konnten. 
Um diese Bauwerke herum, vorzüglich im Thaleinschnitte sind die 30 
Häuser der ehemaligen Hofmark situirt; dem Einfahrtsthore gegenüber befindet sich 
das Gasthaus, in dessen Gastzimmer ein Denkstein vom Jahre 1515 zu sehen ist. 
Außerhalb der Hofmark in freier Lage steht der stattliche Jndinger'sche 
Mayerhof, vormals der Stiftsmayerhof, welcher im Jahre 1750—1754 vom 
Grunde ans neu gebaut, im Jahre 1787 um 7015 Gulden an einen Privaten 
verkauft wurde; im Jahre 1798 war hieher das Bräuhaus aus dem Stifte 
transferirt worden; im Jahre 1853 wurde daneben ein schöner Sommerkeller 
gebaut, der, wie jener des Gastwirthes vielfach von den Schärdingern besucht wird- 
Wir treten nun den Rückweg gegen Schärding an und an der Straße 
dahin, kommen wir an Schnelldorf vorüber; von dem hier befindlichen Sommer¬ 
keller bietet sich der Ueberblick über eine herrliche Uferlandschaft dar, ivelche gegen 
Osten und Norden hin von malerisch geformten Hügelreihen umsäumt ist, nach 
Westen hin schweift der Blick über den Strom-Archipelagus zu den Ebenen und 
wellenförmigen Hügeln des Rotthales hinüber, hinter welchen die Konturen des Steinhart 
und selbst des bayerischen Waldes ersichtlich werden; bei der Abendbeleuchtung ist 
der Zauber, welchen der Anblick dieser Landschaft und des als Kernpunkt darin 
gelegenen Schärding auf den Naturfreund übet, von unvergleichbarer Wirkung. 
Die Poststraße beuget von Schnelldorf aus gegen Osten, um bei Haid 
in die Linzer-Straße eiuzuzweigen; wir wählen jedoch den kürzeren Weg, welcher 
uns dem hohen Uferrande entlang über Pathering nach dem Pfarrdorf 
S1. Florian 
geleitet. 
Unter den Privatgebäuden dieses aus 18 Häusern bestehenden Ortes ist 
vor Allem der Fraukenberger'sche Mayerhof bemerkenswerth, denn er war ehedem 
ein Eigenthum des Domkapitels zu Passau und wird bereits im Jahre 1160 
urkundlich genannt?) 
Nach verschiedenen Urkunden und Denksteinen erscheinen uns als domkapit- 
lische Mayer folgende Namen: 
im Jahre 1195 Engilp recht, Villicus de Winflorian;2) 
„ 1299 u. 1322 Otto de Weihflorian;3) 
!) Urkundenbuch des Landes ob der Enns. I. B., S. 520. 
2) c. 1. S. 694 u. 708. 
3) Mon. boic. T. XXIX. P. II. S. 593; dortselbst S. 273 wird auch ein Waleonu» 
üs sancto Floriano genannt.
	        
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