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Seit dem Jahre 1846 werden die vorzüglicheren Straßen der Stadt zur
Nachtszeit mit (36) Laternen beleuchtet.
Den Bedarf des Trinkwassers für die Stadt lieferten ehenials 3 öffent¬
liche, mit steinernen Bassins gefaßte Rohrbrunnen und mehrere Ziehbrunnen, in
welche das Wasser aus der bei Tobelheim befindlichen Brunnstnbe mittels 1612
lärchbaumenen Röhren herzugeleitet wurde; demnach ist es erklärbar, daß zur
Sommerszeit das in einer Strecke von 2800 Meter laufende Wasser seine Frische
verlor und nicht gut trinkbar war.
Wäre der im Jahre 1834 von F. Wieninger bei seinem vor dem oberen
Thore gelegenen Keller unternommene Versuch zur Bohrung eines artesischen
Brunnens gelungen, so wäre damals schon die kostspielige Wasserleitung beseitiget
und gutes Trinkwaffer beigeschafft gewesen.
Durch die im Jahre 1884 vollführte Anlage und den Ban der Hoch¬
quellen-Wasserleitung wurde für die Beschaffung des Trink- und Nutzwassers
qualitativ und quantitativ zur vollen Zufriedenheit der Stadtbevölkerung vorgesorgt.
Betrachten wir uns das außerhalb der Stadtmauer gelegene Schärding,
so finden wir vor dem oberen Thore rechts hinab einen Theil des Stadtgrabens,
welcher ehevor für die bürgerliche Schießstätte diente; links vor dem Thore zeigt
sich die im Jahre 1854 im Rundbogenstyle erbaute Stadt-Wage, hinter welcher
sich der mit Kastanienbäuinen besetzte Seilergraben bis zum Allerheiligenthore in
einer Länge von 350 Metern hinab ziehet und welcher, früher ein Eigenthum der
Stadtkammer, im Jahre 1809 an I. Kodier um 811 Gulden R.-W. verkauft
worden war.
An den Stadtgraben stoßend befindet sich der im Jahre 1789 erbaute
Märzenkeller des G. Wieninger, an dessen Stelle ehedem ein dem Handelsherrn
Schacky von Schönfeld gehörender Zier- und Küchengarten sich befand, welcher
aber um das Jahr 1640 der Handelsfamilie Wibmberger gehörte.
Bor diesem Garten und vor der Thorbrücke ließ Stephan Wibmberger
eine steinerne Martersänle seinen lieben Eltern zu „ain Gedächtniß" setzen im
Jahre 1644; in neuerer Zeit wurde diese Säule in die nahe Promenade hinaus
versetzt. Der weiter hinab am Seilergraben gelegene, früher der M. Peham ge¬
hörige Garten war einst Eigenthum des Bürgers Wolf Pramer, der ihn sammt
übrigen Hab und Gut zur Gründung einer evangelischen Schule in Schärding
testamentarisch vermachte; später kam dieser Garten in den Nutzgenuß eines je¬
weiligen Stadtschreibers; Stadtschreiber Georg Mayer bekam ihn zum Eigen-
thume und baute im Jahre 1713 das Gartenhaus hinein. Auf dessen Grunde
ersteht nun das neue Volksschulgebäude für die Stadt Schärding.
Die Promenade wurde im Jahre 1828 angelegt, mit Akazienbäumen be¬
setzt, mit Ruhesitzen versehen und im Jahre 1855 mit solidem Geländer einge¬
friedet; schade, daß sie eine größere Längenausdehnung nicht erhalten konnte!
Rückwärts im Garten befindet sich das Gebäude der Kleinkinder - Bewahranstalt,
ein mit Zinnen und Zacken verschnörkeltes, für seine Bestimmung jedoch miß-