Volltext: England als Seeräuberstaat

12. Abschnitt: Der Mißbrauch fremder Flaggen durch England. 
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Augenblick lösen, als man die Kaperei beseitigte. Seither ist es fast auf 
demselben Fleck stehen geblieben, während sich die Anschauungen der politi 
schen Moral nicht minder wie die wirtschaftlichen Zustände aller Kulturvölker 
durchgreifend änderten. Infolgedessen^ brachte sowohl der russisch-japanische 
wie der italienisch-türkische Krieg eine Menge neuer Völkerrechtsfragen, die 
der Regelung harrten. Wäre die Londoner Deklaration von England rati 
fiziert worden, oder hätte die britische Regierung mindestens auf das An 
gebot der Deutschen, diese Bestimmungen für den Krieg 1914 gelten zu lassen, 
ohne Winkelzüge bejahend geantwortet, so wäre die Rechtslage erheblich 
klarer. Indem England jedoch getreu seinem alten Grundsatz, die Verhält 
nisse so unklar und undurchsichtig wie möglich zu gestalten, um besser im 
Trüben fischen zu können, dieses Anerbieten ablehnte, wurde das Völkerrecht 
zur See auf denselben Stand zurückgeworfen, den es bereits vor einem halben 
Jahrhundert erreicht hatte. Die Arbeiten der zweiten Haager Konferenz 
1907, von denen gerade die wichtigste, die auf Einsetzung eines internatio 
nalen Oberprisengerichtshofes hinzielte, an Englands Weigerung scheiterte, 
und ebenso die Londoner Beschlüsse 1909 haben daher bis jetzt ein greifbares 
Ergebnis kaum gezeitigt. Aber gerade deshalb wird der Wunsch, vorwärts 
zu kommen, sich in fast allen Ländern nach diesem Kriege mit solcher Stärke 
äußern, daß er sich nicht mehr ersticken läßt. 
12. Abschnitt. 
Der Mißbrauch fremder flaggen durch England. 
„Rein Engländer wagt mehr die Wahrheit zu glauben. 
Seit 200 Jahren ist er eingehüllt in Lügen jeder Krt. 
Cr hält die Wahrheit für gefährlich, und man steht ih» 
überall bemüht, dieselbe dadurch zu mildern, daß er eine 
Lüge mitgehen heißt und beide zusammenspannt. Das 
nennt er den sicheren Mittelweg." Larlqle. 
/Tine Macht, die das Völkerrecht zur See so wenig anerkennt wie England, 
V wird auch vor dem Mißbrauch fremder Flaggen nicht zurückschrecken. 
In der Tat lassen sich mancherlei Ereignisse nennen, die dies beweisen. 
Am 4. September 1799 wurden auf der Reede von Barcelona zwei 
Fregatten Spaniens durch Engländer, die den Kapitän einer schwedischen 
Galiote zwangen, sich ohne Niederholung seiner Flagge still den feindlichen 
Fahrzeugen zu nähern, geentert^. 
Karl Julius Weber weist im „Demokritos" auf einen ähnlichen Fall hin. 
Solche Fälle wären Erinnerungen aus der Vergangenheit, die für die 
Gegenwart ohne Bedeutung sein könnten, huldigte nicht England noch jetzt 
ähnlichen Anschauungen. 
*) Siehe näheres S. 79.
	        
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