Volltext: Nr. 4 1926 (Nr. 4 1926)

Nachrichten 
Seite 3 
Kerien diese Gelegenheit ausnützen, Wn, weit entkernst 
Horn demokratischen Standpunkte, ihrem Wickelkind 
Aeichsbund einen Gefallen erweist, weil jte wissen, daß 
dieser die Bestrebungen der Regierung in jeder Meise 
unterstützt. 
Dieses traurige Spiel mit den Kriegsopfern darf 
nicht Wirklichkeit werden. Der Zentralverband lehnt 
diesen Entwurf ab und steht nach wie vor auf dem 
Standpunkte, daß die Kündigungsverordnung im Sinne 
Hanusch wieder erscheinen müsse. 
Auf alle Fülle lehnen die Kriegsopfer eine weiter« 
Verschlechterung durch Ausschaltung des Befetzungsaus- 
Wusses ab. 
Lange Jahr« treiben die Regierungen ein schändliches 
f piel mit den Kriegsopfern. Die immer schwieriger 
erdende Lage fordert jedoch dringend Abhilfe. 
Die Regierung fordern wir auf, die Verordnung, 
Welche ihr keinen Groschen kostet, im vollen Umfange wie- 
der herauszugeben. 
Non possumus! 
Im Jahre 1922 suchte unsere Regierung ihre letzte 
Zuflucht in Genf. 
Sie sah keine andere Möglichkeit, das Staatsschiff- 
lein aus der hochwogenden See in den sicheren Hafen 
zu retten. 
Das Schifflein wurde in den Hafen gesteuert, es ward 
jedoch leck und konnte trotz aller Bemühungen noch nicht 
flott gemacht werden. 
Der Rettungsversuch, der nicht voll gelungen ist, 
mußte teuer bezahlt werden. 
Das kleine Land Oesterreich war ausgesogen durch die 
lange Dauer des Krieges und wurde durch den Friedens¬ 
vertrag von St. Germain zur Lebensunfähigkeit verur¬ 
teilte 
Durch die Trennung des großen Wirtschaftsgebietes 
der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie in 
«ine Anzahl von Kleinstaaten ging das Absatzgebiet für 
Oesterreich verloren. 
Ungeheures Glend, verursacht durch Arbeitslosigkeit 
infolge der Industriekrise und die Wertlosigkeit der 2B8H* 
rung, welche immer krasser wurde, kamen die Staats- 
finanzen ins Wanken. 
Verschiedentlich waren die Vorschläge für eine Gesun¬ 
dung unserer Wirtschafts- und Finanzpolitik, doch die 
Aktion Genf wurde als die angenehmste, zweckentspre¬ 
chendste befunden. 
Und so suchte unsere Regierung Hilfe beim inter- 
nationalen Kapital. Sie wurde gewährt, denn eine 
bessere und sicherere Kapitalsanlage fanden die Geld- 
Männer nicht. 
Keine Bank, keine sonstige Institution, kein Privat- 
mensch hätte ähnliche Zinsen bezählt, hätte die gleiche 
Sicherstellung geboten und sich vollständig dem Willen 
der Geldgeber unterworfen als dies Oesterreich getan hat. 
Unter ständiger Kontrolle des Völkerbundes stehend, 
mußte sich das arme Land eine Reihe von Kommissionen, 
Fachbeiräten, einen Generalkommissär gefallen lassen, 
die den neuen Beruf nie bereut haben. 
Ungeheure Summen (täglich 13 Millionen für den 
Generalkommissär) flössen in die Taschen dieser Bevoll- 
mächtigten und trugen damit zur weiteren Verarmung 
bei. Willig zahlte die Regierung, sie durfte ja nicht 
Nein sagen. Eine neue Konsumentensteuer und das 
Gleichgewicht war wieder hergestellt. 
Nicht so willig verhielt sich die Regierung, wenn die 
Bundesangestellten, die Kleinrentner, die Kriegsopfer 
mit Wünschen kamen 
Wir können nicht! Der Völkerbund erlaubt es nicht! 
Das Normalbudget darf nicht überschritten werden! Das 
waren stets die Antworten, die den Vertretern der Ange- 
stellten, Pensionisten, Kleinrentnern und Kriegsopfern 
gegeben wurden. 
Ron possumus! war die Antwort der Regierung auf 
die Forderungen des Zentralverbandes. Wir können 
wicht, der Völkerbund erlaubt es nicht. 
Der Zentralverband hat es trotz des Gekreisches von 
verschiedenen Seiten versucht, sich selbst zu überzeugen, 
wo die Schuld liegt. Die Prüfung hatte das Ergebnis, 
daß nicht der Völkerbund, sondern die eigene Regierung 
unseren Forderungen sich entgegensetzt. 
Wir können nicht! ruft sie aus, denn wir haben keine 
Möglichkeit mehr, bei anderen Kapiteln etwas zu er- 
sparen! Die neunte Novelle kann nicht Gefetz werden, 
weil wir die Mittel nicht haben. 
Bei einigem guten Willen müßte die Möglichkeit be- 
stehen, den Forderungen stattzugeben, denn auch die 
Kriegsopfer stehen vor einem: Wir können nicht! 
Die Arbeitslosigkeit, das wirtschaftliche, soziale Elend 
greift immer mehr um sich und wird unerträglich. 
Regierung, schaffe Abhilfe! Eine Verschleppung der 
neunten Novelle gefährdet Leben und Gesundheit der 
Kriegsopfer, ein längeres Warten ist unmöglich. 
Wir können nicht! F. 
Rschmais: Hufe« Zeitung. 
Man sollte meinen, daß die Notwendigkeit einer 
eigenen Zeitung allseits anerkannt wird, um so mehr, als 
am Verbandstage der Beschluß gefaßt wurde, diese obli¬ 
gatorisch einzuführen, das heißt, jedes Mitglied zum 
regelmäßigen Bezüge der Zeitung zu verpflichten. 
Daß dem nicht so ist, ersehen wir leider sehr häufig. 
Vielfach gelangen Exemplare wieder zurück, da unbestell- 
bar. Ist nicht Interesselosigkeit schuld daran? Würde 
jemand, der sehnsüchtig auf sie wartet, versäumen, bei 
der Ortsgruppe, bei der Sektion feine Wohnungsände- 
rung bekanntgeben? Wohl kaum! 
Diese Gleichgültigkeit ist unkameradschaftliH, 
schwächt das Gesamtinteresse und dadurch bis Schlagkraft 
unserer Organisation. 
Wir sind redlich bemüht, die Zeitung in Bezug auf 
Umfang und Inhalt auszubauen, können aber nur dann 
auf durchgreifenden Erfolg rechnen, wenn die Mitglie- 
der uns unterstützen. 
Besonderen Wert legen wir darauf, die Mitglieder 
über die gesetzlichen Bestimmungen im Laufenden zu hal- 
ten, wodurch dem Verbände viel Arbeit erspart, den 
Ortsgruppenfunktionären ihr Amt bedeutend erleichtert 
wird. 
Unserer pazifistischen Einstellung Rechnung trag-'.nd, 
versäumen wir auch nicht, hin und wieder Tatsachen aus 
dem Kriegsleben herauszugreifen, um den Mitgliedern 
stets die Schrecknisse in Erinnerung zu bringen, damit sie 
in ihrem Willen nach Frieden nicht erlahmen, vermeiden 
aber, wie es die Satzungen vorschreiben, uns in Wort 
und Schrift an eine politische Partei auch nur anzn- 
lehnen. 
Ans allen Artikeln spricht das Bekenntnis zur Repu¬ 
blik und wir werden dieses stets hochhalten, wenngleich 
auch der eine oder der andere darin ein Haar in der 
Suppe findet und mit dieser „Lektüre" sich nicht abfinden 
kann. 
Der uns von den Mitgliedern gezeigte Weg wird 
nicht verlassen, weil er als d«r einzig richtige erkannt 
wurde.
	        
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