Nachrichten
Seite 3
Kerien diese Gelegenheit ausnützen, Wn, weit entkernst
Horn demokratischen Standpunkte, ihrem Wickelkind
Aeichsbund einen Gefallen erweist, weil jte wissen, daß
dieser die Bestrebungen der Regierung in jeder Meise
unterstützt.
Dieses traurige Spiel mit den Kriegsopfern darf
nicht Wirklichkeit werden. Der Zentralverband lehnt
diesen Entwurf ab und steht nach wie vor auf dem
Standpunkte, daß die Kündigungsverordnung im Sinne
Hanusch wieder erscheinen müsse.
Auf alle Fülle lehnen die Kriegsopfer eine weiter«
Verschlechterung durch Ausschaltung des Befetzungsaus-
Wusses ab.
Lange Jahr« treiben die Regierungen ein schändliches
f piel mit den Kriegsopfern. Die immer schwieriger
erdende Lage fordert jedoch dringend Abhilfe.
Die Regierung fordern wir auf, die Verordnung,
Welche ihr keinen Groschen kostet, im vollen Umfange wie-
der herauszugeben.
Non possumus!
Im Jahre 1922 suchte unsere Regierung ihre letzte
Zuflucht in Genf.
Sie sah keine andere Möglichkeit, das Staatsschiff-
lein aus der hochwogenden See in den sicheren Hafen
zu retten.
Das Schifflein wurde in den Hafen gesteuert, es ward
jedoch leck und konnte trotz aller Bemühungen noch nicht
flott gemacht werden.
Der Rettungsversuch, der nicht voll gelungen ist,
mußte teuer bezahlt werden.
Das kleine Land Oesterreich war ausgesogen durch die
lange Dauer des Krieges und wurde durch den Friedens¬
vertrag von St. Germain zur Lebensunfähigkeit verur¬
teilte
Durch die Trennung des großen Wirtschaftsgebietes
der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie in
«ine Anzahl von Kleinstaaten ging das Absatzgebiet für
Oesterreich verloren.
Ungeheures Glend, verursacht durch Arbeitslosigkeit
infolge der Industriekrise und die Wertlosigkeit der 2B8H*
rung, welche immer krasser wurde, kamen die Staats-
finanzen ins Wanken.
Verschiedentlich waren die Vorschläge für eine Gesun¬
dung unserer Wirtschafts- und Finanzpolitik, doch die
Aktion Genf wurde als die angenehmste, zweckentspre¬
chendste befunden.
Und so suchte unsere Regierung Hilfe beim inter-
nationalen Kapital. Sie wurde gewährt, denn eine
bessere und sicherere Kapitalsanlage fanden die Geld-
Männer nicht.
Keine Bank, keine sonstige Institution, kein Privat-
mensch hätte ähnliche Zinsen bezählt, hätte die gleiche
Sicherstellung geboten und sich vollständig dem Willen
der Geldgeber unterworfen als dies Oesterreich getan hat.
Unter ständiger Kontrolle des Völkerbundes stehend,
mußte sich das arme Land eine Reihe von Kommissionen,
Fachbeiräten, einen Generalkommissär gefallen lassen,
die den neuen Beruf nie bereut haben.
Ungeheure Summen (täglich 13 Millionen für den
Generalkommissär) flössen in die Taschen dieser Bevoll-
mächtigten und trugen damit zur weiteren Verarmung
bei. Willig zahlte die Regierung, sie durfte ja nicht
Nein sagen. Eine neue Konsumentensteuer und das
Gleichgewicht war wieder hergestellt.
Nicht so willig verhielt sich die Regierung, wenn die
Bundesangestellten, die Kleinrentner, die Kriegsopfer
mit Wünschen kamen
Wir können nicht! Der Völkerbund erlaubt es nicht!
Das Normalbudget darf nicht überschritten werden! Das
waren stets die Antworten, die den Vertretern der Ange-
stellten, Pensionisten, Kleinrentnern und Kriegsopfern
gegeben wurden.
Ron possumus! war die Antwort der Regierung auf
die Forderungen des Zentralverbandes. Wir können
wicht, der Völkerbund erlaubt es nicht.
Der Zentralverband hat es trotz des Gekreisches von
verschiedenen Seiten versucht, sich selbst zu überzeugen,
wo die Schuld liegt. Die Prüfung hatte das Ergebnis,
daß nicht der Völkerbund, sondern die eigene Regierung
unseren Forderungen sich entgegensetzt.
Wir können nicht! ruft sie aus, denn wir haben keine
Möglichkeit mehr, bei anderen Kapiteln etwas zu er-
sparen! Die neunte Novelle kann nicht Gefetz werden,
weil wir die Mittel nicht haben.
Bei einigem guten Willen müßte die Möglichkeit be-
stehen, den Forderungen stattzugeben, denn auch die
Kriegsopfer stehen vor einem: Wir können nicht!
Die Arbeitslosigkeit, das wirtschaftliche, soziale Elend
greift immer mehr um sich und wird unerträglich.
Regierung, schaffe Abhilfe! Eine Verschleppung der
neunten Novelle gefährdet Leben und Gesundheit der
Kriegsopfer, ein längeres Warten ist unmöglich.
Wir können nicht! F.
Rschmais: Hufe« Zeitung.
Man sollte meinen, daß die Notwendigkeit einer
eigenen Zeitung allseits anerkannt wird, um so mehr, als
am Verbandstage der Beschluß gefaßt wurde, diese obli¬
gatorisch einzuführen, das heißt, jedes Mitglied zum
regelmäßigen Bezüge der Zeitung zu verpflichten.
Daß dem nicht so ist, ersehen wir leider sehr häufig.
Vielfach gelangen Exemplare wieder zurück, da unbestell-
bar. Ist nicht Interesselosigkeit schuld daran? Würde
jemand, der sehnsüchtig auf sie wartet, versäumen, bei
der Ortsgruppe, bei der Sektion feine Wohnungsände-
rung bekanntgeben? Wohl kaum!
Diese Gleichgültigkeit ist unkameradschaftliH,
schwächt das Gesamtinteresse und dadurch bis Schlagkraft
unserer Organisation.
Wir sind redlich bemüht, die Zeitung in Bezug auf
Umfang und Inhalt auszubauen, können aber nur dann
auf durchgreifenden Erfolg rechnen, wenn die Mitglie-
der uns unterstützen.
Besonderen Wert legen wir darauf, die Mitglieder
über die gesetzlichen Bestimmungen im Laufenden zu hal-
ten, wodurch dem Verbände viel Arbeit erspart, den
Ortsgruppenfunktionären ihr Amt bedeutend erleichtert
wird.
Unserer pazifistischen Einstellung Rechnung trag-'.nd,
versäumen wir auch nicht, hin und wieder Tatsachen aus
dem Kriegsleben herauszugreifen, um den Mitgliedern
stets die Schrecknisse in Erinnerung zu bringen, damit sie
in ihrem Willen nach Frieden nicht erlahmen, vermeiden
aber, wie es die Satzungen vorschreiben, uns in Wort
und Schrift an eine politische Partei auch nur anzn-
lehnen.
Ans allen Artikeln spricht das Bekenntnis zur Repu¬
blik und wir werden dieses stets hochhalten, wenngleich
auch der eine oder der andere darin ein Haar in der
Suppe findet und mit dieser „Lektüre" sich nicht abfinden
kann.
Der uns von den Mitgliedern gezeigte Weg wird
nicht verlassen, weil er als d«r einzig richtige erkannt
wurde.