Volltext: Nr. 9 1924 (Nr. 9 1924)

Seile 12 
Nachrichten 
Nr. 9 
Die Kosten des Krieges. 
Die Mensche» vergessen leicht. Deshalb ist es doch Betracht zieht, so ist das eine Menschenmenge, die die 
nützlich, ihnen einmal vorzurechnen, was uns dieser Bevölkerung der Tschechoslowakei übersteigt! Es ist 
verbrecherische Krieg gekostet hat. An Menschenleben mehr, als die Bevölkerung von Oesterreich und Ungar» 
und an Vermögen. Daran mögen die Verehrer Habs- zusammen beträgt. Und die Zahl der Kriegsgefallenen 
burgs ermessen, was dieses verfluchte Geschlecht an der allein ist doppelt so groß als die Zahl der Einwohner 
Menschheit verbrochen hat. des ganzen Deutschösterreich. Und mindestens ebenso 
Die Menschenverluste in» Weltkrieg. lft ö,e öer Invaliden! 
Ueber die Opfer, die der Weltkrieg gekostet hat, . . , 
kann man auch jetzt, sechs Jahre nach seinem Ende, noch ^,et "'cht nur die Menschheit wurde dezimiert. Es 
keine genauen Zahlen ermitteln. Verschiedene Gelehrte wurde auch das Vermögen der Völker in Trümmer 
habe» versucht, die Zahl der Opfer zu berechnen, wobei Zelegt. In fernem Buch „Die Kriegskosten und ihre 
sie nicht nur die offiziellen Verlustlisten zu Rate zogen, Finanzierung" berechnet Professor B o r g a t dio 
sondern auch die offiziellen Statistiken über das Hinter- Kriegskosten der einzelnen Mächte folgendermaßen: 
land. Ä?o brachte die Kopl.nhagener ^tndientommiffion Verbündete 99iächtc: Iti Gotdmark 
für soziale Folgen des Krieges in den bald nach Kriegs- Vereinigte Staate». . . 139.430,160.810-80 
ende Herausgebenen Bulletins eine von Christian England 191.526,201.625-80 
Döri n g verfaßte Ausstellung über die Menschenver- Britische Kolonien . . . 19.648,085.863-20 
lrn"te bis Mitte 1919: Frankreich 112.286,605.180-— 
Rußland 98.283,682.500-- 
Geburten- Zunahm« der Darunier (Sefammt« Italien 53.565,891,300'— 
verlu» SterdNchkM Krieg§gesa»cns Verlust Belgien ....... 5.021,935.425'20 
Deutschland. . . 3.600.000 2,700.000 2,000.000 6,300.000 Serbien . 1.737,390.000-— 
Oesterreich-Ungarn 3,800.000 2,000.000 1,500.000 5,800.000 Rumänien 6.960,000.000-— 
EroWritannien tu Griechenland . . . . . 1.164,500.000-— 
St-'.'ud. . . . 850.000 1,000.000 800.000 1,850.000 Japan - . 174,000.000-— 
Frankreich . . . 1,500.000 1,840.000 1,400.000 3,340.000 Sonstige Verbündete . . 2.175,000.000-— 
Italien . . • . 1,400,000 880.000 600.000 2,280.000 i ?nc. fttAfhm 
Belgien .... 175.000 200.000 115.000 375.000 Mammen . . 632.001,454.205 -Goldmarl 
Bulgarien . . . 155.000 120.000 65.000 275.000 Mittelmächte. In Goldmark umgerechnet: 
Rumänien . . . 150.000 360.000 159.000 510.000 <S)»MAUnb mfi„ ^niluv 
Serbien .... 320.000 1,330.000 W0.000 1,650.000 WrreÄ Unäan. ' ' ' 89 709 878 G10-— 
Europäisches Ruß- 8 ' ' ' <; 
land und Polen 8,300.000 4,700.000 2,500.000 13,000.000 Bulgarien ' '. 3.546,120 000-- 
Zusammen . . 20,250.000 15,130.000 9,829.000 35,380.000 Zusammen . . 274.128,098.610-—Goldmarl 
In dieser Tabelle fehlen noch eine Reihe von euro- ^uJl r tausend Milliarden oder eine Billion Gold» 
päischen Staaten, so die Türkei, sowie alle außer- •***' fioöett also die bloßen Kriegskosten der kriegsüh- 
europäischen Staaten, wie die französischen und Staaten betragen. Welch ungeheure Summe 
deutschen Kolonie n, die Vereinigten ^ 0 ersehen, daß die gesamten 
Staaten und Japan. Döring bemerkt dazu: Au^g^en des osterr^chischen Staates vor dem Kriege 
Rechnet man alle diese Menschenverluste zusammen, so lahrlich bloß drei Milliarden Kronen betrügest, 
erhält mau einen Gesamtverlust von vierzig Millionen wobei schon der aus Oesterreich entfallende Teil der 
(an Geburtenverlust, Zunahme der Sterblichkeit usw.). gesamten Aufgaben Mitgerechnet ist. Annähernd eben- 
Darunter sind etwa zwölf Millionen Kriegstote. so grvß waren naturlich anch die Einnahmen. Mit dem 
Gelde, das der Weltkrieg gekostet hat, hätte man fämt- 
Nun stelle man sich diese ungeheure Zahl einmal liche Ausgaben Oesterreichs durch beinahe vierhun- 
vor? Vierzig Millionen, das ist d i e B e v ö l k e r u n g d e r t Jahre bestreiten können. Ja von dein, was 
von Frankreich! So viel Menschen hat der Krieg die Kriegskosten Oesterreich-Ungarns allein ausge- 
vernichtet! Aber auch wenn man nur die Zunahme macht haben, hätten dreißig Jahre lang alle 
der Sterblichkeit in den zehn europäischen Staaten in Ausgaben bestritten werden können. 
Friede! — Mie wieder Krieg? 
2Uhr früh. Soeben sehe ich auf die Uhr, da ertönt 
von irgendwo ein furchtbarer Donner. 
Die Offensive beginnt. 
Einen Augenblick später scheinen alle Berge von 
Asiago bis zur Piave in Flammen zu stehen. Ich 
stürme in die Kaverne mit dem Rufe: „Kameraden, 
es geht los, hoffen wir, daß es gut ausgeht." 
Wir waren gute Kameraden, nein, Brüder waren 
wir, und jeder hätte für den anderen das Leben ein- 
'gesetzt. 
Vor jedem Gefechte schlöffe« wir erneute Freund- 
-schaft, jeder notierte sich die Adresse der Angehörigen 
des anderen, um im Falle eines Todes oder Gefangen¬ 
schaft die Angehörigen verständigen zu können. 
Das Trommeln dauerte bis 7 Uhr früh unnnter« 
brochen mit furchtbarer Heftigkeit, so daß wir ganz 
taub wurden und uns ein Gefühl wie schwerer Rausch 
Überkam. 
Willenlos, ohne zu denken, nur niit heiserem 
Hurrahgeschrei, steigen wir um 7 Uhr aus den Gräben 
und rennen gegen die italienische Stellung an. Gering 
ist der Widerstand, der geleistet wird, da die Gräben 
eingeebnet sind. Die Besatzung tot, gräßlich zerfleffcht 
und verstümmelt. Die wenigen Ueberlebenden wer» 
den niedergemacht. 
Wetter geht der Sturm, tm feinen Regen, welcher 
etwas wohltuend wirkt. Der zweite Graben muß ge- 
uommen werden. Während wir den ersten Graben
	        
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