Volltext: Nr. 4 1924 (Nr. 4 1924)

Nr. 4 
Organisation. Wir haben früher immer die Lostrennung 
von Wien angestrebt. Jetzt gibt es in Oesterreich zehn 
Landesverbände, die sich alle schwer tun, die notwendigen 
Mittel anfznbringen, um existieren zu können. Das ganze 
ist ein schwerfälliger Apparat. Den größten Teil der 
Auslagen für die Diäten verschlingen die Fahrten nach 
Wien. Ich trete unbedingt für die Zentralisation ein. Im 
Bezug auf die Beitragserhöhung bin ich der Meinung, 
daß schon viel zu lange zu niedrige Beiträge eingehoben 
werden. 500 Kronen Beitrag entsprechen 3 Friedens- 
Hellern. Der neue Beitrag von 3000 Kronen ist soviel 
wie 20 Friedensheller. Mit einer solchen Beitragsleistung 
kann man sich nicht sehen lassen. Ich bin der Meinung, 
daß wir den Mitgliedsbeitrag ruhig mit 3000 Kronen 
festsehen können. 
Alrich (Linz V): Wir sind uns unserer Aufgabe 
bewußt, nur wünschen wir noch eine engere Fühlungnahme 
mit dem Landesverband. Begrüßen würden wir es, wenn 
sich auch die 25 35 prozentigen Invaliden uns wieder 
anschließen würden. Er ersucht die Delegierten, eine rege 
Agitation für den Bezug der „Nachrichten" zu betreiben, 
hinsichtlich der Beitragserhöhung steht er auf dem Stand- 
Punkt, daß eine solche unbedingt notwendig ist, nur ist er 
mit der Aufteilung nicht ganz einverstanden. 
Eisl (Bad-Ischl): Kamerad Änfnagl hat. unter au- 
derem von der .Heilbehandlung der Invaliden gesprochen. 
Wie steht es mit den Invaliden, die keiner Krankenkasse 
unterstehen? Außerdem möchte ich fragen, wie steht es 
mit den Aerzten? Wir haben einen Primararzt, der hat 
soviel Arbeit, daß er die Invalideil oft gar nicht behan¬ 
delt, sondern sie auf den nächsten Tag vertröstet. Was 
soll der betreffende Kranke tun, wenn er gleich einen Arzt 
braucht? Cr ist gezwungen, zu einem anderen Arzt zu 
gehen. Ich möchte, daß da eine "Abhilfe geschaffen würde. 
Gattiuger (Linz X): Die Zusammenkunft der Dele¬ 
gierten soll eigentlich dazu dienen, sich darüber auszu- 
sprechen, in welcher Weise der Verbandsausschuß den 
Wünschen der Mitglieder Rechnung zu tragen hat. Es 
soll sachliche Kritik geübt werden. Ich will versuchen, 
diese Kritik ein wenig in Anwendung zu bringen. Ich 
komme auf den Bericht der Kontrolle. Dieser ist deshalb 
trostlos, weil er uns gezeigt hat, daß iin vergangenen 
Jahr einzelne Personen es benützt haben, sich aus Miteln 
des Verbandes für ihre Person etwas herauszuschlagen. 
Ausschließlich waren es Personen die keine leitende Stel- 
lung inne hatten. Es gilt diese Scharte auszuwetzen. 
Es muß auf eine andere Art und Weise versucht werden, 
denn der Mitgliedsbeitrag von 3000 I< langt nicht dazu. 
Die Kameraden sind berufen Ratschläge zu bringen! 
Viele Kameraden sind der Meinung, der Verband ist 
nichts anders als ein Anterstützuugsverein, nein, er ist 
eine Kampforgamsation und muß bestrebt sein, die Mit¬ 
tel zum Kampf aufzubringen. Zur Frage der Zentrali- 
sierung der Organisation möchte ich bemerken, daß inanche 
Kameraden dainit einverstanden find. Es ist aber noch 
nicht soweit, um sich mit dieser Fcage näher zu beschäf- 
rigen. Wir dürfen uns nicht vom Kleinlichkeitsstandpunkt 
leiten lassen, wir müssen unsere Kritik dort üben, wo sie 
angebracht ist. Wir müssm rege Mitarbeit betreiben und 
fleißig Fühlung nehmen mit den anderen. Wenn wir 
hinausgehen nnd agitatorisch wirken, werdeil wir so manchen 
wieder für uns gewinnen. Wir müssen heilte bekennen, 
daß wir stark verloren haben. Das Interesse anzuregen 
ist die heiligste Pflicht des Verbandstages. 
Weidinger (Verbandsausschuß): Da zum Schluß 
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der Debatte nur ein Referent das Schlußwort hat, müssen 
Sie mir gestatten in die Debatte einzugreifen. Wenn 
Kamerad Fiala meint, daß die Erhöhung der Beiträge 
früher hätte durchgeführt werden sollen, so muß ich ihn 
schon an frühere Verbandstage erinnern, wo jedesmal bei 
dem Punkt Beitragserhöhung eine erregte Debatte abge- 
führt wlirde und immer zum Ausdruck kam, daß die 
Mitglieder einen höheren Beitrag nicht leisten können. 
And so viel ich mich erinnere war auch Kamerad Fiala 
jedesmal dagegen. And jetzt auf einmal meint er, daß 
es hätte früher gemacht werden sollen. Das ist selbstver- 
stündlich kein Argument das ziehen kann. Wir müssen 
von denl Standpunkte ausgehen, daß die Mittel, die die 
Organisation braucht, unbedingt aufgebracht werden müssen. 
Sie können den Mitgliedsbeitrag kleiner beschließen, aber die 
Tätigkeit und Schlagkraft der Organisation wird einge- 
engt, sodaß sie nicht mehr das leisten kann, was sie leisten 
soll. Es wurde von einem Kameraden erwähnt, daß 
500 K, die die Ortsgruppen vom Beitrag bekommen 
sollen, zu wenig sind, um davon Unterstützungen ausgeben 
zu können. Vom Beitrag kann nie eine Anterstützung 
gegeben werden. Er dient lediglich zur Deckung der Or- 
ganisationsauslageu. Am Anterstützungen leisten zu körnten, 
müssen die Ortsgruppen andere Mittel finden und brauche 
ich nicht die Wege weisen. Noch ein paar Worte zur 
Zentralisierung. Eine Zentralorganisation erfordert eine 
andere Arbeit und bietet auch andere Möglichkeiten. 
Wenn heute unser Organisationsbeitrag so bekämpft wird, 
nüissen wir sagen, daß nirgends der Föderalismus so 
Platz gegriffen hat, wie bei uns. Die Zentralisation ist 
eine Notwendigkeit und unserem Zentralverband wird es 
angenehm sein, wenn das Problem aufgerollt wird und 
auch andere Verbände sich damit beschäftigen. 
Kapeller (Sierning): Aus den Ausführungen des 
Kameraden Äufnagl haben wir ersehen, daß im Kassa- 
bericht Abgänge angeführt sind. Der Landesverband 
möchte uns dafür einen Mitgliedsbeitrag von 3000 K 
aufoktroieren. Ich befürchte, wenn wir den Beitrag er- 
höhen, daß wir 40—50 Prozent der Mitglieder verlieren 
würden. 
Kloimftein (Wels): Int Organisationsreferat wurde 
auf die Mißstände bei den Invalidenfürsorgestellen hin¬ 
gewiesen. Ich kann sie versichern, die Bezirkshauptmann- 
schafteil sind imstande, die Agenden unverändert weiterzu¬ 
führen. Ich ersuche den' Verband bei der Landesregie- 
rung vorzusprechen, daß ein Erlaß herausgegeben werde, 
in dem festgesetzt wird, daß den Beamten genug Zeit zu 
lassen ist, daß sie ihren Verpflichtungen nachkommen kön- 
nen und dieser Dienst nicht nur als Nebenbeschäftigung 
angesehen wird. 
Kameradin Aschermayer (Gmunden) beschäftigt sich 
mit der Frage der Beitragserhöhung und spricht aus, 
daß die Witwentagung anl 27. Jänner beschlossen habe, 
der Beitragserhöhung auf 3000 Kronen zuzustimmen und 
zwar auch für die Witwen, denn wir jagen uns, gleiche 
Rechte gleiche Pflichten. Wir verlangen dafür von der 
Organisation, daß sie uus hilft, und unsere "Ansprüche in 
der VIII. Novelle durchdrückt. 
Brenneis (Thomasroith): Betreffend die Erhöhung 
des Beitrages bin ich der Meinung, d..ß jede Ortsgruppe 
welche Arbeit leistet Und den Wünschen ihrer Mitglieder 
soviel als möglich nachkommt, unbedingt auf der Erhöhung 
des Mitgliedsbeitrages besteheil muß. Eine Ortsgruppe 
Natürlich die wenig leistet oder wie im Bericht des Re- 
ferenten ausgeführt wurde, nie schreibt, braucht keinen 
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