Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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begann das Eis zn rinnen; am 2. Jänner wurden die Brücken zu Burghansen 
und Braunau weggerissen: darauf stellte sich abermals starke Winterkälte ein, welche 
bis Mitte Februar anhielt, und viele Bäume schädigte. 
Wir kommen nun zur Darstellung eines auf das Wohl und das Gesnnd- 
heitsleben der Stadt Schärding tief eingreifenden Ereignisses, nämlich der An¬ 
lage und des Baues derHoch quelle »-Wasserleitung, der hiebei 
aufstoßenden Hemmnisse und Schwierigkeiten, der hieraus ergangenen Opfer, deren 
erfreulichen, selbst von der Nachwelt gepriesenen Erfolge und der hieran sich 
knüpfenden Feierlichkeiten, eines Ereignisses also, das zur Erinnerung für die 
Nachkommen in den Blättern dieser Geschichte eingehender geschildert zn werden 
verdient. 
Es war eilte auffällige Thatsache, daß die durch eine, günstige Lage be- 
vorzngte und von einem ansehnlichen, köstliche Qnellenwasser bergenden Höhenzuge 
umsäumte Stadt Schärding hinsichtlich der Versorgung mit gutem Trinkwasser und 
in der nöthigen Menge seit Langem her nnd bis in die neueste Zeit herab dennoch so 
mangelhaft nnd stiefmütterlich bedacht war. Die bestandene städtische Wasserleitung 
sammelte ihr Wasser aus mehreren, zunächst des Tobelheimergntes bei Bubing zu 
Tage tretenden Quellen, 3092 Meter von der Stadt entfernt. Das Wasser selbst 
ist gleich den meisten jener Quellen, die dem Granite entstammen, weich, im reinen 
Zustande angenehm trinkbar, und der Gesundheit keineswegs nachtheilig. Die 
vielen, oftmals beklagten Uebelstände lagen in der Leitung, in der unzweckmäßigen, 
den gesammelten Wässern zu wenig Schutz bietenden Anlage; der primitive Zustand 
der Sammelkästen nnd der Qnellenfassnngen gestattete bei anhaltendem Regen, bei 
plötzlichem Schneegange, oder bei starken Gewittern den von der Berghöhe abge¬ 
schwemmten erdigen Bestandtheilen Zugang, so daß das Wasser zn solchen Zeiten 
zum Gennffe untauglich, und der atmosphärischen Temperatur kein Hemmniß ge¬ 
boten war. Das Quellwasser, dessen Normaltemperatur auf 70 R. sich stellt, langte 
beim Rohrbrunueu am Stadtplatze im Sommer durchschnittlich mit 130 E. znm 
Auslaufen, während bei anhaltender Kälte die Temperatur ans 2.8 0 R. gefunken 
war; bei solchen Temperatur-Differenzen lag mit Recht die Hauptschuld des Hebel- 
standes in der Leitung. 
Nicht selten ereignete es sich, daß Rohre abfroren, da selbe an manchen 
Stellen kanm 50 (Zentimeter tief in der Erde lagen; zu Allem dem gesellte sich der 
Nachtheil, daß beim Auswechseln der Holzrohre, die bei einigem hohen Wafferstande 
häufig zerplatzten, oft mehrere Tage hindurch gar kein Wasser zum Auslaufen kam. 
In solche« häufig sich wiederholenden Fällen mußte sich die Bevölkerung mit dem 
Wasser einiger Zngbrnnnen, mit saliterhältigem Wasser, behelfen, die beispielweise 
im Jahre 1877 dermaßen ausgenützt wurden, daß man thatsächlich nur noch jauchiges 
Wasser aus den Brunnenschächten Herauspumpen konnte.
	        
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