Volltext: Das Weltkriegsende

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Die rein militärische oberste Kriegsleitung 
Daß die Teilsiege gegen Rumänien, Italien usw. politisch noch nicht 
zu einem vollen Erfolg über die ganze Entente sich auswerten ließen, ist 
nicht zu verwundern. Diese Schläge trafen nur einzelne, mehr untergeord¬ 
nete Glieder des Feindes: sein Kern, Frankreich, England, war noch nicht 
bezwungen. Trifft diese jetzt ein mächtiger Schlag, so liegt die Sache be¬ 
trächtlich anders. Dieser Stoß ist gegen das Herz des Feindes gerichtet. 
Immerhin aber waren jene Teilerfolge doch wohl die Voraussetzung, durch 
die uns dieser letzte Schlag erst ermöglicht wurde; auch politisch werden sie 
als wertvolle Beträge auf der Habenseite unserer ganzen Abrechnung ge¬ 
bucht sein. 
Eine „militärische Entscheidung des Weltkrieges" halte ich also für 
Ich verstehe darunter nicht eine, an sich nicht erforderliche völlige 
Vernichtung der feindlichen Armeen, sondern nur die Herbeiführung derart 
gewichtiger Waffenerfolge, daß durch diese und ihre Begleiterscheinungen 
dem Feinde die Aussicht auf Gewinnung des Krieges endgültig genommen 
wird und er sich unter den Zwang gestellt fühlt, den Krieg durch einen 
Friedensschluß zu beendigen. Dann wird unsere Politik freie Bahn haben, 
die günstige militärische Lage zu einem befriedigenden Frieden auszuwer¬ 
ten. Der Zweck des Aufgebotes der „anderen Mittel" für die Fortsetzung 
der Politik ist erreicht. 
Hoffentlich hält die Heimat so lange durch!" 
In diesem Schreiben war das Wesentliche, daß die Politik als 
das Richtunggebende bezeichnet wurde, die immer wieder einzusetzen 
habe, „um zu ihrem Ziele zu gelangen, ohne die .andern' äußersten 
und an sich unerwünschten Mittel weiter in Anspruch nehmen zu 
müssen". Die militärischen Erfolge erschienen naturgemäß als „das 
wirksamste Mittel, die Weiterführung der Politik in der Richtung 
eines günstigen Friedens zu unterstützen". Danach kam es jetzt 
darauf an, den Feinden durch unsere militärischen Erfolge die Hoff¬ 
nung zu benehmen, den Krieg noch zu gewinnen, und sie dadurch 
friedenswillig zu machen. Hierfür handelte es sich nicht um eine 
völlige Vernichtung der feindlichen Armeen, sondern um den auf die 
Feinde ausgeübten Zwang, den Krieg durch einen Friedensschluß zu 
beendigen. Die Denkschrift hat das Ihrige dazu beigetragen, den 
verantwortlichen Führer der deutschen Politik, den Reichskanzler 
Grafen Hertling, vollständig von der Notwendigkeit einer großen 
Offensive im Westen zu überzeugen. 
Alles hing nunmehr davon ab, ob der große Schlag im Westen 
gelang. Noch ehe die Offensive einsetzte, traten aber Symptome zu¬ 
tage, die auf einen Rückgang der Kriegsstimmung im Volke hindeu¬ 
teten, nämlich die großen Streiks im Februar 1918. 
Unter dem Eindruck der Verhandlungen von Brest-Litowsk und 
der skrupellosen Agitation linksstehender Radikaler batte sich seit der 
Iabreswende 1917/18 in der deutschen Arbeiterschaft ein kür die 
möglich.
	        
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