Volltext: Das Weltkriegsende

Die Dritte O.H.L. 
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wisse Einsicht in das Kriegswesen der Führung des politischen Ver¬ 
kehrs nicht fehlen solle', sondern der Reichskanzler mußte von sol¬ 
chen Anschauungen über den Krieg beseelt sein, daß er sich selbst an 
die Spitze der Gesamtkriegführung stellte und sie der Politik als 
übergeordnet ansah. Nur in der Erreichung des Friedens durfte die 
äußere Politik besondere, der Kriegführung in gewissem Umfange 
übergeordnete Wege gehen." Danach hätte sich für den Reichskanz¬ 
ler die Forderung ergeben, wenn er sich an die Spitze der Gesamt¬ 
kriegführung stellte, nunmehr die ihm obliegende politische Aufgabe 
als der Gesamtkriegführung nachgeordnet anzusehen. Das wäre nur 
dann richtig, wenn die Politik, und im Kriege besonders die Außen¬ 
politik, eine untergeordnete Art staatlicher Betätigung darstellte. 
Auch für Ludendorff bildete die Verkörperung der obersten 
Kriegsleitung in der Person des Kaisers als des Obersten Kriegs¬ 
herrn die Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit des Triumvirats. 
Er tadelt in diesem Zusammenhange, daß es „in dem Ringen der 
Kriegführung mit der Politik" an der Entscheidung der Krone ge¬ 
fehlt habe. „Seine Majestät der Kaiser, von seiner nächsten Um¬ 
gebung lange Zeit allein im Sinne des Reichskanzlers beeinflußt, 
ließ ihm im Innern vollständig freie Hand. Die O.H.L. erkannte 
dies. So wurde es letzten Endes die Schuld der O.H.L., nicht zur 
Rettung des Staates und der Monarchie mit deren Zustimmung die 
Diktatur ergriffen und die unfähige Regierung ersetzt zu haben." 
Zum Verständnis dieser Auffassung ist noch ein Blick auf die 
Gedankenwelt des Heeres erforderlich. In der preußisch-deutschen 
Armee galt entschlossenes Handeln als erstes Erfordernis im Kriege. 
In diesem Sinne hieß es in der für die ganze Armee gültigen Feld- 
dienstordnung: „Ein jeder — der höchste Führer wie der jüngste 
Soldat — muß sich stets bewußt fein, daß Unterlassen und Versäum¬ 
nis ihn schwerer belasten als ein Fehlgreifen in der Wahl der Mittel." 
War es da nicht Pflicht, zum Besten des Vaterlandes zu handeln, 
so lange es noch Zeit war? Von einer solchen Anschauung aus war 
es kein weiter Schritt, wenn die Oberste Heeresleitung im Sommer 
1917 den Abgang des Reichskanzlers v. Bethmann Hollweg erzwang, 
ohne einen geeigneten Nachfolger für ihn bereit zu haben. Das 
Kräfteverhältnis zwischen den obersten Gewalten hatte sich zu un- 
gunsten der Politik, aber besonders auch zu ungunsten der monar¬ 
chischen Spitze verschoben. 
Es liegt in der Natur der Dinge, daß für die gewaltigen Ar¬ 
beitsgebiete eines großen Krieges zahlreiche intelligente und tat¬ 
kräftige Persönlichkeiten zur Mitarbeit herangezogen werden müssen. 
Je größer ihre Befähigung und ihr persönlicher Ehrgeiz, um so leich¬ 
ter kann vaterländisches Wollen sie über die Grenzen hinausführen,
	        
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