Volltext: Das Weltkriegsende

Die Besprechungen in Spa am 13. u. 14. August 1918 
war. Die Entente hätte sehr töricht sein müssen, wenn sie nach so 
langen Kampfjahren und so großen Opfern jetzt, wo die amerikani¬ 
schen Truppen in die Front rückten, und die deutsche Kampfkraft 
sichtlich nachließ, durch diplomatische Verhandlungen sich von der 
Verfolgung ihrer Kriegsziele hätte abbringen lassen. Ihr Kriegsziel 
mustte eine entscheidende Niederlage des deutschen Westheeres sein. 
Unsere Aufgabe aber wäre es gewesen, zum Frieden zu kommen, so¬ 
lange wir noch stark waren. Im Niedergänge der militärischen Kon¬ 
junktur konnten wir auf Erfolge der Diplomatie nicht mehr rechnen, 
denn diese beruhen nur auf der militärischen Machtstellung und kön¬ 
nen durch die Kunst der Diplomatie höchstens gesteigert, niemals er¬ 
setzt werden. Von ihr zu verlangen, daß sie einen bereits in Erschei¬ 
nung getretenen Mangel an kriegerischen Erfolgen ausgleichen solle, 
hieße Unmögliches fordern. 
Wenige Worte noch über die am 14. August bekundete Zuver¬ 
sicht der beiden Generale. Einzig und allein die O.H.L. konnte die 
wahre Lage an der Front nach jeder Richtung hin zuverlässig beur¬ 
teilen. Diese aber war für alle politischen Erwägungen ausschlag¬ 
gebend, und die Staatsmänner konnten keinen wesentlich anderen 
Standpunkt einnehmen als die O.H.L. Äußerte diese sich zuversicht¬ 
lich, so durften die Männer der Politik es auch sein. Auch ist das 
psychologische Moment nicht außer acht zu lassen, das uns in Hintzes 
Ausführungen vom 14. August so stark entgegentritt und die poli¬ 
tische Leitung ganz im Banne „der größten Feldherren", die dieser 
Krieg hervorgebracht hat, zeigt. Für eine neue Persönlichkeit an der 
Spitze des Auswärtigen Amtes mußte es tatsächlich sehr schwer sein, 
sich von dieser inneren Abhängigkeit freizumachen. Trotzdem muß 
festgestellt werden, daß der Staatssekretär v. Hintze alles getan hat, 
um jetzt sofort die politische Fühlung mit den hierfür geeigneten 
Staaten aufzunehmen. 
Die Besprechungen des Kronrats fanden am 14. August nach¬ 
mittags durch das Eintreffen des Kaisers Karl, des Außenministers 
Graf Burian und des Generals v. Arz noch ihre Erweiterung nach 
der österreichischen Seite hin. Graf Burian vertrat die Ansicht, daß 
der Krieg so bald wie irgend möglich beendet werden müsse. Er 
wollte sich daher mit einem Friedensangebot „An Alle" wenden 
und hatte verschiedene Wünsche für die Lösung der polnischen Frage. 
AIs Ludendorff mit General v. Arz die allgemeine Kriegslage er¬ 
örterte, die es nötig mache, die Westfront durch weitere k. u. k. Divi¬ 
sionen zu verstärken, erklärte General v. Arz, daß er ein Durchhalten 
der k. u. k. Armee über den Winter hinaus für nicht mehr möglich 
ansehe. Es war menschlich verständlich, daß General Ludendorff sich 
angesichts dieser Haltung unserer Hauptverbündeten zuversichtlich 
zeigte, besonders auch gegenüber dem Kaiser Karl, so daß dieser Spa 
Schwertfeger, Das Weltkriegsende 7 
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