Volltext: Der Kettenhandel als Kriegserscheinung [Heft 3]

Verband Bayer. 
V. B. M. 
Mstallindasti’iellor 
Nürnberg, Sandstrasse 4. 
Der Kettenhandel in wirtschaftlicher Darstellung. 
Von Or. J u li us H irsch, Dozent an der Handelshochschule Cöln, z.Zt. Handets- 
sachverstandiger in ^Volkswirtschaftlichen Abteilung des Kriegsernährungsamts, 
^ I. preis und Preiswucher. 
Kriegszeiten sind seit'jeher Notstandszetten. Im plötzlich ge 
störten Wirtschafiskörper der Völker versagen stets zuerst die Wege 
des Verkehrs, mit ihnen aber, je mehr die Wirtschaftsgebiete unter 
einander und gar mit dem feindlichen Auslande in dauerndem Aus 
tausch verflochten waren, die gewohnten Bahnen der Versorgung bei 
Gegenständen des täglichen Lebensbedarfs. 
Mittler und Hauptträger dieser Versorgung war im Frieden 
ganz überwiegend der Handel gewesen. Er sammelte die Waren 
bei den Urproduzenten auf — gleichviel ob im Inlande oder an fernen 
Außenwinkeln der Weltwirtschaft — , er führte die Rohstoffe, zu 
großen Massen zusammengeballt, an die zentralen Märkte der großen 
Welthandelplätze. Hier bildete er im freien Spiel von Angebot und 
Nachfrage entscheidend den preishier sortierte und mischte er die Roh 
stoffe zu jenen einheitlichen Massen, die Verarbeitungsgewerbe und 
Verbrauch verlangten. Die Güter, die der Handel von hier aus der 
Verarbeitungsindustrie lieferte, empfing er als fertige Ware aus 
dieser wieder zur Verteilung, und in mannigfachen Stufen, mit vielen 
Zwischengliedern, ließ er sie von hier bis in die Hand des letzten 
Verbrauchers gleiten. Vom Großhändler am zentralen Markte oder 
am Verarbeitungsorte empfing sie oft noch ein Provinz-, dann ein 
örtlicher Zwischenhändler (ost ein »Halbgrossist"). Dieser mußte 
wieder, wollte er seinem Kleinhandel dienen, von den zahlreichen 
Artikeln, die jener brauchte, größere Vorräte auf Lager haben,- so 
hielt er des Kleinhändlers versorgendes Hauptlager, war dazu sein 
Kreditgeber und oft genug sein heilsam wirkender Kontrolleur. 
Zwischen all diesen Handelstypen vermittelte die emsige Schar der 
Reisenden und des Vertretertums als Kommissionär, Agent, Makler 
samt vielen Zwischenformen, die sich zwischen diesen gesetzlich um- 
rissenen „Halbselbständkgen" etwa seit der Jahrhundertwende aus 
gebildet hatten.
	        
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