Volltext: 700 Jahr-Feier der Stadt Eferding

flammte in verschiedenen Teilen Oberösterreichs nnter der 
Banernschaft ein heftiger Anfstand. Der ans der Landbevöl- 
kernng lastende wirtschaftliche Drnck hatte schon seit langem 
arge Mißstimmnng nnd Verbitternng hervorgernfen. Dazu 
gesellte sich nnn anch die religiöse Bedrängnis nnd so ist es zu 
den großen Unrnhen von 1595/7 nnd 1626 gekommen, in 
welchen die Banernschaft zwar glänzende Proben ihres 
Heldenmutes ablegte, aber die ersehnten Ziele nicht er¬ 
streiten konnte. 
Lange wütete die Kriegsfurie im Lande und brachte 
großes Elend über die Bevölkerung. In jenen stürmischen 
Zeiten wnrde anch Eferding heimgesucht. Gleich am Beginn 
der Erhebung von 1595 zogen bewaffnete Bauernscharen vor 
die Tore der Stadt und suchten die Bürgerschaft znm Anschlüsse 
zu bewegen. Treu stand sie zu ihrem Stadtherrn Starhemberg 
und wollte von einem Zusammengehen mit den Rebellen 
nichts wissen. Als aber starke Rotten in die Stadt eindrangen 
und ausgiebige Waffenhilfe weder von dem Grundherrn 
noch von der Regierung geleistet werden konnte, mußte Efer¬ 
ding, das nur über eine schwache Besatzung verfügte, mit den 
Aufrührerischen ein Bündnis schließen. Praktisch kam aber 
dieses nicht zur Auswirkung, denn die Bauern zogen gleich 
wieder ab und ließen die Bewohner im weiteren Verlaufe des 
Kampfes unbehelligt. 
War diesmal die Stadt noch ziemlich glimpflich davon¬ 
gekommen, so brachten der verheerende Bauernaufstand von 
1626 und die sechs Jahre später noch einmal auflodernden 
Kämpfe über sie schweres Unglück. Noch heute lebt nnter dem 
Namen Frankenburger Würfelspiel die Erinnerung an das 
traurige Blutgericht an: Hanshammerfeld fort, wo am 15. Mai 
1625 16 Gemeindevertreter ans der Frankenburger Gegend 
hingerichtet wurden. Und ein Jahr später loderten im ganzen 
Lande die Flammen der Empörung mächtig empor und ver¬ 
zehrten mit ihrer sengenden Glut Hab und Gut des Volkes. 
In kurzer Zeit stand das Hansruckviertel unter Waffen 
und ward über die Truppen des gehaßten bayerischen Statt¬ 
halters Herberstorf bei Peuerbach ein Sieg errungen. Nach 
diesem ersten Erfolge war es den Bauern ein leichtes, das 
nahe gelegene Eferding einzunehmen. Monatelang wnrde 
mit beispielloser Erbitterung in den verschiedenen Landesteilen 
gekämpft. Im letzten Akte des blutigen Dramas von 1626 
trat die Gegend von Eferding noch einmal stark in den Vorder¬ 
grund. Als der kaiserliche General Pappenheim am 9. No¬ 
vember beim Emlingerholz auf größere Streitkräfte stieß, 
entspann sich hier ein mörderisches Ringen. Obwohl die Bauern 
mit Tapferkeit fochten und bedeutende Blntopfer brachten, 
endete doch der Kampf mit ihrer Niederlage. In der Eile 
räumten sie Eferding und ließen fünf Geschütze zurück. 
Hatte schon die lange Besetzung durch die Aufrührerischen 
der Stadt harte Lasten aufgebürdet, so kamen in den nächsten 
Jahren noch ärgere Prüfungen über die Bewohnerschaft. 
Um das Volk im Zaume zu halten und für den Aufruhr zu 
züchtigen, wurden in das Land starke Truppenabteilungen 
gelegt und diese verstanden sich vortrefflich auf Rauben und 
Plündern. Eferding traf das bittere Los, die gefürchtete Sol¬ 
dateska des Herzogs von Holstein ins Quartier zu bekommen. 
Doch noch nicht genug des allgemeinen Elends. Ein Teil 
der Banernschaft ließ sich durch den fanatischen Prädikanten 
Jakob Greimbl im Jahre 1632 noch einmal verleiten, den 
Kampf aufzunehmen. Wiederum liefen Ansager durch den 
Hausruck, wiederum wurde der Bauer durck^ Glockenstreich 
vom Pfluge weg zu den Waffen gerufen. Lercht gelang die 
Ueberrumpelung des Marktes Aschach und die auf Eferding 
marschierende Truppe steckte die Vorstadt in Brand. Da die 
Einnahme der Stadt infolge des tapferen Widerstandes der 
Bürger nicht gelang, bezogen die Bauern auf der nahen Hag¬ 
leiten ein festes Lager. Nach glücklicher Abwehr der zum An¬ 
griff herangeführten kaiserlichen Truppen suchten sie gegen 
das Mühlviertel vorzudringen, wurden aber von den Soldaten 
zurückgeworfen. 
Am 9. Oktober spielte sich vor den Toren der Stadt ein 
grausiger Kampf ab. Die zur Unterstützung des Bauern- 
lagers auf der Hagleiten herangeführte Verstärkung von 600 
Streitern wurde durch die Reiter Werner Tillys, eines Neffen 
des berühmten gleichnamigen Feldherrn, vollständig auf¬ 
gerieben. Als die Bauern allmählich einsahen, daß sie gegen 
die vortrefflich bewaffneten und zahlreicheren kaiserlichen 
Truppen nicht mehr bestehen könnten, lösten sie ihre Lager auf 
undkehrtenmitbitterenEnttäuschungen zuihrenGehöften zurück. 
In Eferding sah es nach den Bauernkriegen traurig aus. 
Die.Vorstadt war in eine Trümmerstätte verwandelt, Handel 
und Gewerbe lagen vollständig darnieder und die Bevölkerung 
Hof lM Weiß-Hause. Phot. Fürböck. 
litt Not. Wie vielen Bittschriften von Richter, Rat und der 
Bürgerschaft an den Landeshauptmann und die oberöster¬ 
reichischen Stände aus den folgenden Jahren zu entnehmen ist, 
waren von den 180 Häusern, welche die Stadt umfaßte, 103 
entweder in Flammen aufgegangen oder infolge der Be¬ 
schädigung für Wohnzwecke nicht mehr benützbar. Ueberdies 
drückten auf die Bewohner die hohen Landesabgaben und die 
noch viele Jahre andauernden Truppendnrchzüge und Ein¬ 
quartierungen. Zu allen: Jammer wütete 1649 in Eferding 
durch vier Monate hindurch die Pest, welche die Stadt von 
jedetu Verkehr mit der Außenwelt abschloß und dadurch das 
gesamte. Geschäftsleben lahmlegte. 
Wenn wir aus dem regen Aktenwechsel ersehen, daß im 
Jahre 1666 noch 48 Gebäude, also mehr als ein Viertel der 
ganzen Stadt, in Trümmern lagen, können wir die Größe des 
Unglücks ermessen, daß die Banernunrnhen über Eferding 
brachten. Wie ganz Oberösterreich, hatte anch Eferding lange 
noch an den verheerenden Folgen zu leiden. 
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