Volltext: Die Kartoffeltrocknung im Kriege [44/55]

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B. Die Kartoffeltrocknung in der Kriegswirtschaft 
und die Bewirtschaftung der Erzeugnisse der 
Kartoffeltrocknerei und Stärkefabrikation^ 
I. Die Einleitung einer staatlichen Förderung der Trocknung. 
Am 7. August 1914 fand im Reichsamt des Jllllern unter deul 
Vorsitz des Staatssekretärs Delbrück eine Besprechung über 
Hackfruchtverwertung statt, an der Vertreter der interessierten Reichs 
und preußischen Ressorts sowie der in Frage kommenden Jnteressenten- 
vereinigungen teilnahmen.^) Wenn wir von den am 3. Juli 1914 
ergangenen Ausfuhrverboten für Tiere und tierische Erzeugnisse sowie 
für Berpflegungs-, Streu- und Futtermittel und dem Ermächtigungs 
gesetz vom 4. August 1914 wegen ihres allgemeinen Charakters ab 
sehen, so ist diese Besprechung als der erste Schritt zu der staatlich 
beeinflußten und geregelten Kriegsernährungswirtschaft anzusehen. 
Die Beschränkung dieser ersten Aussprache auf die Hackfrucht- 
v e r w e r t u n g ist nicht zufällig. In seinen einleitenden Worten wies 
der Staatssekretär darauf hin, daß der Krieg als eine der wichtigsten 
Aufgaben die Sicherstellung des Heeresbedarfs, der Volksernährung 
und des FuLLermittelbedarfs stelle. Besondere Maßnahmen seien bei 
den Hackfrüchten angezeigt, während die Getreidewirtschaft solche zu 
nächst nicht erfordere. Er begründete diese Auffassung damit, daß 
beim Getreide die zu erwartende Knappheit zu höheren Preisen 
und damit von selbst zur gebotenen Sparsamkeit führen werde, 
während umgekehrt der Überfluß bei den Hackfrüchten die Ge 
fahr natwnalwirtschaftlicher Verschwendung auskommen ließe. Diese 
müsse aber unbedingt verhütet werden, da sorgsamste Ausnutzung 
aller Hilfsquellen angesichts der vorauszusehenden Einfuhreinschrän 
kung erstes Kriegsgebot sei. Die vom Staatssekretär befürchtete Ver 
schwendung schien aus folgenden Gründen möglich oder gar wahr 
scheinlich zu sein. Die Z u ck e r i n d u str i e und damit die Ver 
wertung der Zuckerrüben glaubte man durch den Wegfall des Exports 
*) Nämlich des Reichsschatzarnts, der preußischen Ministerien für 
Landwirtschaft, Finanzen und Krieg, ferner Vertreter vom Verein 
der Spiritusfabrikanten e l b r ü fl, Verein deutscher Kartosfeltrockner 
[t>. Na ehrt ch, P aro ws, Spirituszentrale, Deutsche Stärkeverkauss- 
genossenschaft, Verein der Rohstärkefabrikanten, Verband deutscher Kar- 
toffelinteresfenLen, Gesellschaft zur Förderung des Baus usw. der Kar- 
trfssln und Verein der deutschen Zuckerindustrie.
	        
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