Volltext: Die Schwerarbeiterfrage [Heft 26/27]

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im Frieden vom Ausland« bezogen Haben, weshalb wir 
in der Produktion von Fleisch, Fett, Milch, Butter, Eiern usw. 
beschränkt sind; sür das Feld fehlt vielfach der künstliche 
Dünger, den wir früher in großen Mengen vom Auslande 
bezogen, und infolge des Futtermangels ist auch der natürliche 
Dünger nicht so reichhaltig und gut, wie das in Friedenszeiten 
der Fall war. An all diesen Tatsachen läßt sich wenig ändern; 
aber all diese Tatsachen zeigen auch, daß unserer Produktion be 
stimmte Grenzen gezogen sind. 
Deshalb muß eine Bedarfslenkung gleichzeitig ein 
treten, um mit den im eigenen Lande erzeugten Lebensmitteln 
bis zur jeweilig nächsten Ernte auszukommen. Das geschieht durch 
Rationierung und entsprechende Verteilung der Lebensmittel. 
Aber die Senkung des Verbrauches kann ebenfalls nur bis zu einer 
gewissen Grenze, und zwar bis zu dem zum Leben und zur Auf 
rechterhaltung der Arbeitskraft unbedingt Notwendigen, herab 
gedrückt werden. Geht man darüber hinaus, dann sind Krank 
heiten und zunehmende Sterbefälle die Folge. 
Die Verteilung beschränkter Mengen ist nun besonders des 
halb schwierig, weil nicht jeder gleich viel zum Leben und auch 
zur Aufrechterhaltung der Arbeitskraft notwendig hat. Es be 
steht ein Unterschied in der Leistungsfähigkeit 
und im Kräfteverbrauch. Besteht schon ein Unterschied 
zwischen der Ernährung eines Mannes und einer Frau, so noch 
viel mehr in der Ernährungsweise von Kindern, Greisen, Kranken, 
Schwachen. Das Kriegsernährungsamt hat deshalb nicht nur die 
Rationen für die eben genannten Personen verschieden festgesetzt, 
sondern ihnen auch verschiedene Nahrungsmittel zugewiesen. 
Kinder bedürfen mehr Milch, Erwachsene mehr Fleisch, Kranke 
und Schwache mehr Nährmittel (Grieß, Haferflocken, Grütze). 
Aber selbst unter den erwachsenen gesunden Personen besteht 
noch >ein Unterschied im Kräfteverbrauch und somit in der Er 
nährungsweise. Die Arbeit eines Handwerkers, Arbeiters, Kauf 
manns, Beamten, Rentners usw. ist ganz Verschieden. Nicht nur 
in der verschiedenen Arbeitszeit kommt das zum Ausdruck, sondern 
auch in der verschiedenen Arbeitsleistung. Selbst unter der 
Arbeiterschaft sind große Unterschiede bezüglich der Arbeitsleistung 
vorhanden: wir unterscheiden auch da leichte Arbeit, schwere 
Arbeit und schwerste Arbeit. 
Der Forderung, die vielfach erhoben wurde und zum Teil 
noch erhoben wird, die Bevölkerung vollständig gleichmäßig mit 
Lebensmitteln zu versorgen, konnte deshalb nicht stattgegeben
	        
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