Volltext: Der Zucker im Kriege [Heft 12/13]

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Periode, die im Jahre 1912 begann, sind nur Trümmer des an 
fänglich so stolzen Konventionsbaues hinübergerettet worden. Eng 
land ist gänzlich aus der Vereinbarung ausgeschieden, Italien folgte 
seinem Vorgehen, Rußland blieb zwar unter den Vertragsstaaten und 
sicherte sich dadurch die Unterbindung der Prämien in den übrigen 
Konventionsländern, ohne seine eigenen ausgeben oder auch nur er 
mäßigen zu müssen; es blieb nur gehalten, ein gewisses Maß der 
Ausfuhr nach England nicht zu überschreiten. Jetzt hat der Krieg 
den Rest der Konvention über den Hausen geworfen. Zwar gehen 
sowohl, soweit dies bekannt ist, die Ansichten der deutschen, fran 
zösischen und englischen Fachpresse ziemlich übereinstimmend dahin, 
daß nach der rein rechtlichen Lage nach Kriegsende der internationale 
Vertrag, an dem nicht nur Kriegsteilnehmer beteiligt sind, selbsttätig 
wieder in Geltung träte, wenn nicht die Friedensbedingungen aus 
drücklich Abweichungen bewirken würden. Dafür würde man sich auf 
den Vorgang des Weltpostvereins berufen können, der alle Kriege über 
dauert hat und dessen Abmachungen für die Kriegsteilnehmer nach 
Friedensschluß voll wieder in Geltung getreten sind. Die formale 
Rechtslage ist indessen für uns jetzt ziemlich bedeutungslos geworden, 
denn das Brüsseler Abkommen läuft am 30. September 1.918 ab, 
umfaßt also, von der Zeit dieser Berichterstattung Anfang 1917 an 
gesehen, ohnehin nur noch das lausende und das nächste Betriebsjahr. 
Da alle Vorrätd aufgezehrt sind und auch nach Kriegsende mehrere 
Jahre nötig sein werden, um die Vorräte wieder aufzufüllen, und 
da auch die Gewährung von Prämien, angesichts der Finanzlage aller 
Staaten, für absehbare Zeit überhaupt nicht mehr in Frage kommen 
wird, so verliert die Restzeit des Brüsseler Übereinkommens jede 
Bedeutung. Von Wichtigkeit ist nur die Frage, ob später überhaupt 
weitere internationale Abmachungen zwischen den Regierungen der 
zuckerausführenden Länder getroffen werden und wie diese aussehen 
werden. Sicher ist, daß in weiterer Zukunft unserer Zuckerindustrie 
und dem Rübenbau ein harter Wettbewerb bevorsteht. 
Denn wie während des spänisch-amerikanischen Krieges die 
Rübenzuckerindustrie den gewaltigen Rückgang der kubanischen Er 
zeugung von 20 auf 6 Millionen Zentner Jahreserzeugung aus 
nützte, um sich zu kräftigen, innerlich zu stärken und auszudehnen, 
ebenso wird während des Weltkrieges der Anbau des Zuckerrohres 
nach Kräften gefördert. (Vergl. dazu die erste Tabelle auf Seite 3.) 
Insbesondere sind die Fabriken auf Kuba durch amerikanisches 
Kapital gekräftigt und vergrößert, die Menschenarbeit ist dort immer 
mehr durch Maschinen ersetzt worden. Zwar wird man dort ebenso 
wenig wie bei uns den Gestehungspreis eines Zentners Zucker
	        
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