Volltext: Der Zucker im Kriege [Heft 12/13]

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beitragen, welcher der Zuckerindustrie durch den zu erwartenden 
Wegfall vieler früherer Absatzgebiete entstehen kann. Auch die jetzt 
verbrauchseinschränkend wirkende Zuckerkarte führt vielen Kreisen der 
Bevölkerung den Zucker näher, denn jeder, .auch wer früher fast 
keinen Zucker kaufte, ist jetzt bestrebt, sein ihm durch die Zuckerkarte 
gewährleistetes Recht auszuüben. Er wird vielleicht auch, wenn nach 
dem Krieg uns wieder reichlicher Zucker zur Verfügung steht, an der 
Gewohnheit des Zuckergenusfes festhalten und so eine Mehrung des 
Jnlandsabsatzes bewirken. 
Von jeher bildete der Zucker in den meisten Staaten eine er 
giebige Steuerquelle. Auch bei uns hat die Einnahme aus der 
Zuckersteuer für den Staatshaushalt große Bedeutung. Die Zucker 
steuer steht, ihrer Höhe nach, unter den Verbrauchssteuern seit 
1909/10 an dritter Stelle. Mehr Steuer bringen nur das Bier 
und der Branntwein. Es würde hier zu weit führen, einen Über 
blick über die Entwicklung und über die verschiedenen Formen zu 
geben, welche die Rüben- und Zuckersteuer in den letzten Jahrzehnten 
durchlaufen hat. Aus der Zuckerstatistik aller Länder ist fast überall 
nachzuweisen, wie jede Erhöhung der auf dem Zucker lastenden Ab 
gaben in einer Verlangsamung der Verbrauchszunahme, jede Steuer 
ermäßigung aber in einer Steigerung des Verbrauches sich wieder 
spiegelt. So hat die 1903 nach Abschluß der Brüsseler Konvention 
bei uns eingetretene Steuerermäßigung von 20 Mark auf 14 Mark 
sofort ihre augenfällige Wirkung im Emporschnellen der auf den 
Kopf der Bevölkerung entfallenden Zuckermenge von 13,51 Kilo 
gramm im Jahre 1902/03 auf 19,13 Kilogramm im Jahre 1903/04 
gezeigt. Einen wichtigen Einfluß auf die technische Entwicklung der 
Industrie hat die Zuckersteuer insofern gehabt, als der Aufbau der 
Steuer eine Prämie auf die Züchtung immer zuckerreicherer Rüben 
und auf die immer vollkommnere Gewinnung des in den Rüben 
steckenden Zuckers gewährte. 
Trotz gesteigerten Jnlandsverbrauches haben wir bis zum Kriege 
für nicht allzuviel mehr als die Hälfte unserer Zuckererzeugung Ver 
wendung auf dem heimischen Markte gehabt. Mit der Zeit, mit der 
Entwicklung anderer nationaler Rübenindustrien nach deutschem Vor 
bilde und dem Wiedererstarken der Rohzuckergewinnung ist anteils 
mäßig die deutsche Beteiligung an der Versorgung des Weltmarktes mit 
Zucker geringer geworden. Diese Tatsache weist auf die Notwendigkeit 
einer stärkeren Erschließung des Jnlandsmarktes hin. Kein Wunder 
daher, daß die Herabsetzung dev Zuckersteuer schon so oft die Industrie 
und die gesetzgebenden Körperschaften beschäftigt hat. Zu wieder 
holten Malen war sie beschlossene Sache; noch immer aber hat das
	        
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