Volltext: Das Wirken des Prämonstratenserstiftes Schlägl im letzten Jahrhunderte (1818 - 1918)

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Holzwert stieg, die Wirtschaft wurde in gute Hände gelegt. Sein Nachfolger 
verstand es, zur rechten Zeit Wertpapiere mit günstigen Ertragsaussichten zu 
erwerben. Abt Adolf begann, Kapitalien gegen Hypothekarkredit auszuleihen. 
Dadurch wirkte er auch segensreich für die ganze Umgebung. Denn zu einer Zeit, wo 
es noch keine Sparkassen gab, wo die Geldbeschaffung noch schwierig war, bekamen 
die Entlehner vom Stifte zu niedrigem, gleichbleibendem Zinsfüße Darlehen, deren 
Kündigung sie nicht zu fürchten brauchten, wenn sie ihrer Zinsenpflicht in Ordnung 
nachkamen. Daher wurde das „Klostergeld" bald begehrt. Man zahlte damit höher 
verzinste Schulden ab, man wurde drängende Gläubiger los, man ließ das Kloster 
geld auch dann auf den Häusern „liegen", wenn man in der Lage gewesen wäre, 
es abzuzahlen; denn bei einem Besitzwechsel galt es geradezu als ein Vorzug, 
Klostergeld zu haben. Man fand leichter einen Käufer, es konnte auch ein ka 
pitalsschwacher Besitzwerber „dran", weil er nicht so viel Bargeld brauchte. Diese 
Art der Geldwirtschaft dauerte noch fort, als es schon längst Sparkassen und Vor 
schußvereine gab und so mancher, der bei diesen oder bei Freunden und Nach 
barn keinen Kredit mehr erlangen konnte, fand Hilfe bei dein weniger rigoros 
vorgehenden Stifte und wurde dadurch bei Haus und Hof und Heimat erhalten. 
Die ausgeliehenen Beträge beliefen sich in den neunziger Jahren ungefähr aus 
500.000 U. Zu bemerken ist, daß dies zum großen Teile nicht freie, sondern ge 
bundene Kapitalien sind (Stiftungsgelder). 
Was die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand des Stiftes selber 
in Bezug auf Geldwirtschaft anbelangt, so ist vor allem vor einem großen Irrtume 
zu warnen. Der materielle Wert des Stiftes und die Quelle seines Wohlstandes 
liegt fast ausschließlich in seinem Grundbesitze, besonders im Waldbesitze, durchaus 
nicht in großem Kapitalvermögen. Letzteres ist viel bescheidener als Uneingeweihte 
glauben. Die irrigen Vorstellungen hierüber gleichen sehr den sinnlosen Phanta 
sien gewisser Leute im Jahre 1848 von den im Stifte versteckten Millionen von 
Dukaten. Ferner ist zu beachten, daß die Geldwirtschaft geistlicher Körperschaften 
unter der Oberaufsicht und ständigen Kontrolle der Staatsbehörde steht. Ist 
schon dadurch ein freies kapitalistisches Gebaren und spekulatives Schalten im 
Sinne moderner Finanzkreise ausgeschlossen, so wird ein Stift außerdem noch 
durch tausend andere Rücksichten und nicht zuletzt durch eine strenge Gewissens 
pflicht verhindert, die überkommene und an die Nachfolger wieder zu überliefernde 
Grundlage seines Daseins wesentlich zu verändern oder gar Wege einzuschlagen, 
auf denen ein rücksichtsloser Kapitalismus Geldanhäufung betreibt. Daß der 
Reingewinn einer Körperschaft, deren Existenz hauptsächlich auf Bodenbewirt 
schaftung beruht, im Durchschnitt kein übermäßig großer ist, weiß jeder WirtschastS- 
kundige. Im übrigen sorgen die Erhaltungskosten, die gesetzlichen Abgaben und 
eine Unzahl von Ansprüchen, mit denen aus engeren und weiteren Kreisen fort 
während an das Stift herangetreten wird, hinlänglich dafür, daß die Kapitalien 
nicht ungesund anschwellen. Dies hat man sich auch bei Beurteilung der Zeich 
nungen auf Kriegsanleihen vor Augen zu halten. Das Stift hat gewiß hohe
	        
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