Volltext: Das Wirken des Prämonstratenserstiftes Schlägl im letzten Jahrhunderte (1818 - 1918)

26 
Aus denr ehemaligen Heumagazin auf dem Anger ist wieder eine Kirche 
geworden, in der nichts mehr an die frühere Entweihung erinnert. 1838 ging 
man an ihre Renovierung. Zuerst wurde die hohe Umfassungsmauer des kleinen 
Friedhofs teilweise abgebrochen und mit Steinplatten gedeckt, dann trug man 
das hohe Dach ab und ersetzte es durch ein ziemlich flaches Blechdach; auch ent 
fernte man die hölzerne, an den Seitenwänden weit vortretende Empore und 
den alten Altar/) ließ die Kirche innen und außen gründlich erneuern und mit 
Glasgemäldefenstern, Altären, Orgel, Bildern und Chorstühlen versehen. Groß 
war die Freude des gläubigen Volkes, als 1862 am Mariä-Heimsuchungstage 
der Prior Hermann Fuchs in diesem erneuerten Gotteshause zum erstenmale 
wieder die heilige Messe las, während der es begeistert Marienlieder sang. Seither 
dient das stimmungsvolle Kirchlein am Anger, dessen Verschönerung der jetzige 
Abt durch Ausmalung vollendete und das er mit einem Glockentürmchen schmückte, 
als Schulkirche für die Schlägler Schule, als Versammlungsort für den dritten 
Orden, als Hauskapelle für die Barmherzigen Schwestern, als Kirche für die 
Maiandachten, als Begräbnisstätte für die Aebte, als Stätte der Andacht für viele 
stille Beter. Auf dem kleinen Friedhof aber, der sich um das Kirchlein zieht, ruhen 
die Stiftsherren, seit die Benützung der Grüfte abgeschafft ist. 
Im Stifte selbst finden wir den großen Hof vollständig geschlossen und alle 
Trakte in gleicher Höhe. Das sehr flache Blechdach nimmt sich allerdings nicht 
besonders schön aus. Dem niedrigen Brauhaustrakte hatte man eine Reihe 
von Granitpfeilern vorgestellt, sie mit Gewölben überspannt und über dem Ganzen 
das zweifache Obergeschoß errichtet, das im zweiten Stocke die sogenannte Winter 
prälatur enthält. Anstoß zu diesen Bauten gab der letzte Stiftsbrand (3. Sep 
tember 1880). Nach demselben wurde das Stift im großen und ganzen so her 
gestellt, wie es sich jetzt zeigt. Auch der Turm erhielt damals seine jetzige Form; 
für seine Bedachung wurde Kupfer gewählt, an der Laterne und den vier Auf 
sätzen an den Ecken (Fackelvasen) kam auch Gold in Anwendung. Zu diesen Neu 
bauten kamen eingehende Renovierungen des gesamten Stiftsbaues, die sich bis 
1867 hinzogen und in den Händen des italienischen Maurermeisters August Riva- 
Linz lagen. Zu neuerlichen Renovierungen gab die Sekundizfeier des Abtes 
Dominik (1878) den Anlaß. Mit der Schließung der Lücke an der Ostseite begann 
Abt Adolf durch den Bau des großen Bibliotheksaales (1830). Vollendet wurde 
der Ausbau des Stiftes auf dieser Seite durch die Errichtung der neuen Bilder 
galerie unter Abt Norbert (1898). Neugeschaffen wurde das Betzimmer (1886). 
An Schönheit kann sich Schlägl freilich nicht messen mit den Prachtbauten 
anderer Stifte, aber es entspricht den praktischen Bedürfnissen vollständig. Die 
Naumeinteilung (viele, aber kleine Räume) nimmt Rücksicht auf das rauhe Klima 
und ermöglicht eine leichte Beheizung und die Unterbringung einer bedeutenden 
0 Dieser wurde der Stadt Wallern in Böhmen nach dem Stadtbrande geschenkt 
und in der dortigen Pfarrkirche aufgestellt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.