Volltext: Heimat-Büchlein von Ternberg

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XI. Was die Sage raunt. 
1. Die Sage von der rauschenden Enns. 
Es war einmal ein armer, armer Bauer, der wünschte 
sich immer, einmal so reich zu werden, wie niemand sonst 
auf Erden. Eines Tages kam ein schreckliches Gewitter. 
Blitze zuckten unaufhörlich und die Donner rollten. Plötzlich 
stand der Teufel vor ihm. Er zog Papier und eine Gans¬ 
feder aus der Tasche, ritzte dem Bauern eine kleine Wunde, 
tauchte die Feder ein und ließ ihn unterschreiben. Hieraus 
ging dieser heim und legte sich zu Bett. Als er am nächsten 
Morgen erwachte, hatte er ein schönes Haus, viel Gesinde 
und das schönste Vieh weitum. Kam nun aber ein Armer 
nor seine Tür, so wies er ihn schroff davon. Sein Geld hatte 
er in einer festen Truhe, die er schon fast nicht mehr zu¬ 
sperren konnte, so häufte es sich. 
So gingen die Jahre in Reichtum dahin. Eines Tages 
befahl er feinem ganzen Gesinde, Weihwasser in allem 
vorhandenen Geschirr zu holen. Der Teufel aber, dem dies 
galt, lag schon lange auf der Lauer, und als er die heim¬ 
kehrenden Leute sah, drehte er dem Bauern das Genick 
um und fuhr mit ihm zur Hölle. Ein Knecht bemerkte diese 
Höllfahrt feines Herrn und ließ vor Schreck fein Gefäß 
mit Weihwasser fallen. Das rann dem Teufel nach. Doch 
es mar schon zu spät und die Enns konnte sich nimmer 
schließen. Das geweihte Wasser tropfte ins Feuer. 
Wenn du auf der Brücke stehst und genau hinhorchst, 
bann kannst du das Zischen der fallenden Tropfen hören. 
2. Die Sage vom Schoberstein. 
Unterhalb einer der Spitzen des Schoberftems zieht sich 
eine tiefe Felsspalte durchs Gestein. Die Leute der Gegend 
nennen sie das „Gelbloch". Wie häufig, erzählt die Sage 
auch von dieser Stelle, daß hier unausfchöpfbare Reich¬ 
tümer verborgen lägen. Viele hätten schon versucht, sie zu 
heben, aber keinem ist bas je geglückt. 
Da lebte nun auch einmal im Trattenbachtal ein armer 
Mann mit Weib unb einem Kinb. Oft sagte bas Weib: 
„Wenn ich bloß wüßte, wie man den Schatz im Geldloch 
da oben heben könnte..." Unb eines Nachts stiegen beide 
wirklich hinauf unb versuchten ihr Glück. Es war ihnen
	        
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