Volltext: Briefe

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daß das Buch zu den besten von Frauen geschriebe 
nen gehöre, daß es mit natürlicher Einfachheit je 
nen sittlichen Ernst verbinde, der keinem Kunst 
werke fehlen dürfe, weil er die Wesenheit des Men 
schen ausmacht, und die Kunst doch zuletzt das 
Menschlichste des Menschen ist. Leider streben heutige 
Schreiber nach allen, selbst den häßlichsten Reizen statt des 
einzigen sanftesten, höchsten und unverwüstlichsten; aber es ist 
auch leichter Tier als Gott sein, und wer allerlei Begierden 
und weiß Gott was in sich hat, füllt auch jenen Schreibern zu, 
und das ist die Mehr-, wenn auch nicht Entscheidungszahl. 
Daraus können Sie unter Ihren Bekannten auch auf die un 
gefähre Aufnahme Ihrer Erzählung schließen. Es ist da über 
haupt eine Reihe sonderbarer Leute: zuoberst die, welche den 
höchsten Schwung des Göttlichen verstehen und wollen; dann 
die, wozu ich und Gattin gehören, die einfach Natürliches und 
Reines wollen und lieben; dann die, welche Bizarres, Sinn 
liches, Herumschweifendes suchen; dann die, die auf die Ge 
schichte gar so neugierig sind; dann die, die sich unterhalten 
wollen; dann die, welche die Zeit vertreiben; dann die, welche 
zuweilen ein Buch in die Hand nehmen, dann die, so gar nichts 
wissen, was sie wollen, und noch allerlei Abteilungen. Ich 
werde Ihnen noch mündlich einmal Näheres erzählen, von 
dem wohl freilich das Meiste nicht der Mühe wert ist. Ich 
komme auch wenig in Gesellschaft, um genauer unterrichtet 
zu sein. Den Büchern geht es wie den Dingen, die der liebe 
Gott gemacht hat; jeder stellt etwas aus daran, und alle genie-
	        
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