Volltext: Briefe

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den Gang, wenn er mir menschliche Schwächen verzeiht, ziem 
lich strenge und durchdacht finden. Die Gespräche über Kunst 
und Leben sind dann Äußerungen des Charakters Risachs, des 
Kaufmanns, Mathildens und der Kaufmannsfrau, und sie sind 
Bildungsmittel für die jüngeren edleren Kräfte, die im Buche 
vvr uns bis auf eine gewisse Stufe erzogen werden. Wer das 
nicht sieht und nicht sehen lernt, sondern eine Heiratsgeschichte 
liest und hiebei rückwärts eine veraltete Liebesgeschichte er 
fährt, der weiß sich mit dem Buche ganz und gar nicht zu hel 
fen und muß endlich den Autor bedauern. So wird es wohl 
mit der Tagblattkritik sein Die Tageskritik schwebt mir 
bei meiner! Arbeiten nie vor Augen, und aufrichtig gesagt, ein 
Publikum wahrscheinlich überhaupt nicht, oder nur das eines 
einzigen strengen Mannes, der ich selbst bin und der ich leider 
nie zufrieden war, was aber nicht hindert, daß ich mich meiner 
Haut wehre, wenn man mir andere Fchler aufbringt, als die 
ich habe, nur daß ich nie die Öffentlichkeit zum Kampfplätze 
wähle, sondern da lieber schweige. Vor der Meinung bestimm 
ter höherer Menschen habe ich eine sehr große Ehrfurcht und 
nehme ihr Urteil mit Unterwerfung an 
An Gustav Heckenast 
Linz, 12. Mai 1858 
Die Zeit ging mir in einer Art Brüten hin, und darum 
erscheint sie mir jetzt so kurz, weil sie so leer ist und im Rück 
blicke sich zu einer Unbedeutendheit zusammenschiebt. Das ist
	        
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