Volltext: Der Krieg und unsere Schulen

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sind und in dem Mittelpunkt der staatlichen Anterrichtssür- 
sorge stehen. 
Einige Ziffern sollen das Gesagte und insbesonders 
die ganz ungesunde Hypertrophie unseres Mittelschulwesens 
illustrieren. Im 2ahre 1893 betrug die Gesamtzahl der 
Schüler in den österreichischen Mittelschulen 79.382, inner¬ 
halb der folgenden 20 Jahre stieg sie bis zu Beginn des 
Schuljahres 1913 auf rund 160.000. Es ist daher in diesem 
Zeitraum von 20 Jahren gerade eine Verdoppelung der 
Schülerzahl eingetreten und es wird wohl niemand behaupten 
können, daß in diesen 20 Jahren sich unsere ganzen kultu¬ 
rellen Verhältnisse so geändert haben, daß eine derartige 
Vergrößerung unseres Nachwuchses für die akademischen Be¬ 
rufe, und das sind ja in erster Linie unsere Mittelschulabsol- 
venten, irgendwie gerechtfertigt erscheint. Fragen wir uns nun 
nach den Gründen, welche trotz der erwähnten schädlichen 
Wirkungen zu einer so außerordentlichen und einseitigen Ent¬ 
wicklung unseres Mittelschulwesens geführt haben, so kann es 
kaum einem Zweifel unterliegen, daß diese Gründe in aller¬ 
erster Linie politischer Natur waren. Politische Parteien aller 
Richtungen erkannten in der Errichtung oder Verstaatlichung 
von Mittelschulen ein vorzügliches Mittel des politischen 
Kampfes; sie führte zunächst zur Befriedigung der Wähler¬ 
kreise, da der Besitz einer staatlichen Mittelschule selbstver¬ 
ständlich für jeden Ort von größter ökonomischer und sozialer 
Bedeutung ist; sie schuf einen Nachwuchs, der in erhöhtem 
Maße politischer Beeinflussung zugänglich war, und der für 
spätere Zeit einflußreiche Vertreter des eigenen politischen 
Standpunktes sicherte; diese Errichtung bot schließlich auch 
die Möglichkeit unter dem Titel der Kulturarbeit an den 
finanziellen Mitteln des Staates zu partizipieren. Daß auf 
der anderen Seite für Regierungen mit ihren fortwährenden
	        
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