Volltext: Deutschland und Ostasien [14]

Verhandlungen von Portsmouth, und das Ausbleiben der Kriegs¬ 
entschädigung drängte das kleine Japan, das sich finanziell gewaltig 
übernommen hatte und auf die Großmachtsallüren doch nicht ver¬ 
zichten wollte, völlig in die finanzielle Abhängigkeit von der Lon¬ 
doner Geldquelle, das Auswärtige Amt in Tokio wurde immer 
mehr „eine Zweigniederlassung der Londoner auswärtigen Politik". 
Aber dieses zähe und hartnäckige Inselvolk verdoppelte und ver¬ 
dreifachte seine Anstrengungen, ein selbständiger Machtfaktor we¬ 
nigstens in Ostasien zu werden, sein Kolonialreich zusammenzu¬ 
schmieden, eine kontrollierende Gewalt über China zu erlangen. 
Die Konflikte gerade mit den Interessen Englands in China 
wuchsen, und das englisch-japanische Bündnis wurde weder innerlich 
fester, noch äußerlich bei den Ostasien-Engländern beliebter. 
Die Stelle aller Konflikte, die Quelle aller Anruhen war und 
blieb letzten Endes in den vergangenen Jahren China. Wir 
haben die territorialen Interessen Japans, Rußlands und Frank¬ 
reichs auf Erwerb chinesischen Grund und Bodens, auf Zer¬ 
schmetterung der chinesischen Einheitlichkeit schon berührt. Zu 
diesen politischen Interessen auf Losreißung einiger Gebiete kamen 
aber besonders bei England rein kaufmännische Interessen der 
Behauptung der kommerziellen Vorherrschaft über die in den 
letzten Jahren immer mehr ins Geschäft kommenden Mitbewerber. 
Ein paar nackte Zahlen beweisen, wo England der Schuh drückte. 
England hatte zusammen mit seinen Kolonien im Jahre 1908 
noch einen Anteil von insgesamt 55,8°/, am chinesischen Gesamt¬ 
handel. Dieser Anteil sank 1912 auf 48,3 °/0, und er drohte 
weiter in einenr außerordentlich raschen Tempo zu sinken, haupt¬ 
sächlich beteiligt an diesem Rückgänge war der Amschlagsplatz 
Hongkong, der an Bedeutung etwas gegenüber den neuempor¬ 
strebenden Häfen des Nordens verlieren mußte, und dann das 
eigentliche England, dessen Warenabsatz unter der Konkurrenz der 
Japaner und der Deutschen litt. Denn Japans Handelsanteil 
am chinesischen Geschäft stieg im erwähnten Zeitraum von 13,9°/, 
auf 18°/«, und der deutsche Anteil (nach der sehr unvollkommenen 
und gerade für Deutschland sehr ungerechten chinesischen See¬ 
zollstatistik, die nur den Herkunftshafen und nicht das Arsprungs¬ 
land berücksichtigt!) von 3,1 auf 4,1 °/«. England wurde nervös, 
als ihm nicht mehr alle Abschlüsse zwischen Tennisspiel und Golf 
in den Schoß fielen und als ihm andere an ernsthafter und 
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