Volltext: Die Hauswirtschaft im Kriege [25]

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für die damalige Zeit den vollgewichtigen Sinn: es wird im Hause 
gewirtschästet, das heißt, Familienmitglieder (die Hausfrau, er 
wachsene Töchter, Gesinde) besorgen alle mit der Beschaffung, und 
Verwertung, mit der Zubereitung und Verteilung der Nahrung zu 
sammenhängenden Arbeiten. Ein Umkreis großer, mannigfaltiger 
Leistungen: das Brotbacken, Schlachten, Einpökeln und Räuchern, das 
Haltbarmachen der Wintervorräte, die ganze Zubereitung des täg 
lichen Verzehrs, die Beschaffung und Verwaltung der Vorräte; und 
dabei muß man bedenken, daß neben den hauswirtschastlichen Arbeiten 
für die Nahrungsversorgung noch Arbeiten für Bekleidung, Be 
leuchtung und Reinigung, Arbeiten im Stall usw. zu leisten waren, 
freilich vielfach unter Zuhilfenahme fremder Arbeitskräfte, des 
Lohnwebers, Lohnschneiders, Lohnfärbers, LohnschusterS usw. Je 
dichter die Siedelungen sind, je mehr sich die Berufe gliedern, auf 
städtischem Boden also, desto mehr greifen verkehrswirtschaftliche 
Beziehungen auch in die Arbeitsverfassung der Hauswirtschaft ein. 
Der zubereitete Brot- oder Kuchenteig wurde dem Bäcker gegen 
geringen Lohn zum Backen gegeben, der Schlächter schlachtete wohl 
auch schon für diesen Haushalt. Aber das waren zunächst noch ge 
ringe Arbeitsentlastungcn für den Haushalt; das Schwergewicht 
aller mit dem Nahrungsverbrauch zusammenhängenden Arbeiten 
ruhte auf ihm. 
2. Der Übergang Zur Verkehrswirtschast. 
Für die Geschlechter unserer Tage ist diese Art Hauswirtschaft 
eine geschichtliche Erinnerung, durchaus für den städtischen Haushalt, 
aber auch für die meisten Haushaltungen der Dörfer und Güter. 
Nicht als ob jene „geschlossene" Hauswirtschaft ganz ausgestorben sei. 
Die Geschlossenheit hat sich in wichtigen Resten auf dem Lande er 
halten, vor allem bei verstreuten Siedelungen mit schlechter Verkehrs 
gelegenheit. Eine teilweise Eigenwirtschaft gehört ganz naturgemäß 
zu jedem selbständigen landwirtschaftlichen Betriebe, wird also wohl 
nie ganz verschwinden. Aber während wir von der Hauswirtschaft 
des beginnenden neunzehnten Jahrhunderts sagen konnten, sie sei 
überwiegend ei gen wirtschaftlich geschlossen gewesen, so können wir 
von der Hauswirtschaft vor dem Kriege sagen, sie war in 
der Hauptsache schlechthin v e r k e h r s wirtschaftlich, bei aller Be 
deutung, die man jenen Resten ländlicher Eigenwirtschaft, auch den 
Laubenkolonien und der Kleintierzucht in den industriellen Gebieten, 
beimessen mag. Als kennzeichnende Gegensätze stehen einander gegen 
über der Bauer in Jmmermanns „Oberhos", der alles bis zum Huf-
	        
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