Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Aaron, trotzdem er der älteste Sohn und Geschäfts¬ 
teilhaber war, lebte nur seinen Studien. Er unterhielt 
aus eigenen Mitteln hier eine T almudhoch- 
schule, aus der bedeutende Männer des Judentums, 
unter anderen der spätere Reichsratsabgeordnete 
Kurrand a und der bekannte Herausgeber der 
einst viel gelesenen jüdischen Wochenschrift „Die 
Neuzeit44 Szanto hervorgingen. Nach dem Tode The¬ 
resia Kornfelds übernahm die Leitung dies Geschäftes 
der älteste Sohn Aaron Kornfelds Bernhard 
unter der Firma Theresia Kornfelds Söhne. Der letzte 
Inhaber der Firma war der Sohn Bernhards, Sig¬ 
mund Kornfeld, der in verhältnismäßig jungen 
Jahren starb. 
Die Nachfolge des Geschäftes war folgende: 
Gründer: Rabbi (Modehe) Michael Bär, dessen 
Witwe Theresie Kornfeld in Gemeinschaft mit dessen 
Sohn Moritz Kornfeld, denen der Sohn Aaron Korn¬ 
felds Bernhard und zuletzt der Sohn Bernhards, Sig¬ 
mund, folgte. 
Ich möchte an dieser Stelle noch eines bedeuten¬ 
den damaligen Zeitgenossen, des hier in stiller Zu¬ 
rückgezogenheit lebenden Moritz (Meier) Altar, 
eines Schwagers des R. Aar. Kornfelds, gedenken. 
Von Beruf Kaufmann, überließ er die geschäftliche 
Führung ganz seiner Frau und widmete sich aus¬ 
schließlich seinen Studien. Er schrieb Kommentare 
zum Talmud, übersetzte die Psalmen ins Griechische, 
trieb mathematische und astronomische Studien, 
sprach und schrieb hebräisch, latein und griechisch 
und las Plato im Urtext. Bei der Feuersbrunst im 
J. 1865 fiel sein gesamtes Hab und Gut dem Brande 
zum Opfer. Er hat es mit Gleichmut und Gotterge¬ 
benheit ertragen, doch den Verlust wertvoller Manu¬ 
skripte, das Ergebnis seiner Geistesarbeit, hat er 
nicht verwinden können. Er kränkelte von da ab und 
ist bald darauf gestorben. In der gegenwärtig mate¬ 
rialistischen Zeit kann sich schwer jemand einen Be¬ 
griff davon machen, welch geistiges Leben in der 
Judengemeinde des kleinen böhmischen Ortes damals 
herrschte. 
Rabbi Salme (Salomon) Kornfeld hatte einen 
ausgedehnten Warenhandel und beschäftigte eine 
große Zahl von Frächtern, die die Waren, speziell Salz 
(er hatte damals das Salzmonopol für Böhmen ge¬ 
pachtet), vom Produktionsorte in die entferntesten 
Teile Böhmens verfrachteten. Er betrieb auch einen 
bedeutenden Handel mit Kolonialwaren, Wein, Ge¬ 
treide und Pottasche und belieferte mit letzterem 
Artikel die meisten Glashütten Böhmens. Er gründete 
hier auch die erste Lohgerberei, die im Hause gegen¬ 
über dem Tempel (gegenwärtiger Besitzer Baumeister 
Korinek) untergebracht war. Nach seinem Tode war 
niemand da, der befähigt gewesen wäre, das für die 
damalige Zeit bedeutende Unternehmen im vollen 
Umfange weiter zu leiten. Schließlich übernahm der 
jüngere Sohn Michael, der seine Kusine, eine 
Schwester Rabbi Aaron Kornfelds, geheiratet hatte, 
das Geschäft, um es jedoch in bescheidenen Grenzen 
bis zum J. 1852 weiter zu führen. Von da ab leitete 
das Geschäft dessen Sohn Marcus Kornfeld unter 
der protokollierten Firma M. M. Kornfeld. Marcus 
Kornfeld hatte sich eigentlich der Technikerlaufbahn 
gewidmet, mußte aber baldi nach Beendigung der 
Studien, nachdem sein Vater infolge einer mißglück¬ 
ten Staroperation völlig erblindet war, dem Geschäfte 
zuwenden. Ein Sohn von ihm war der bekannte Wie¬ 
ner Psychiater und Philosoph, Dozent Dr. Sig¬ 
mund Kornfeld, dessen Werk „Über das Rechts¬ 
gefühl44 von der Kant-Gesellschaft preisgekrönt 
wurde. Dr. Kornfeld, der ein treuer Sohn seines Vol¬ 
kes war und den enge Freundschaft mit Theodor 
Herzl verband,, war Mitbegründer der zionistischen 
Partei und stets für die Hebung der jüdischen kultu¬ 
rellen Interessen tätig. Während des Weltkrieges hat 
er sich als Militärarzt durch die humane menschen¬ 
freundliche Behandlung der Mannschaften besonders 
hervorgetan, sich aber dadurch auch die Ungunst 
seiner militärischen Vorgesetzten zugezogen. Erwäh¬ 
nenswert ist auch die enge Freundschaft, die ihn mit 
dem Philosophen Popper-Lynkeus verband. 
Marcus Kornfeld! übergab das Geschäft im J. 1898 
seinem Sohne Ludwig, der es bis zum heutigen 
Tage unter der Firma M. M. K. weiterführt. 
Grabsteininschrift von Rb. Aaron Kornfeld: 
Aaron Kornfeld, 
geb. 28. Juli 1795, 
gest. 27. Oktober 1881. 
Bleib, o Wanderer, hier mit tiefer Ehrfurcht stehn! 
Hier liegt ein Mensch von des Grabes Nacht um¬ 
fangen, 
Der hoch oben auf des Wissens heiligen Höhen 
Ruhmvoll seinen langen Lebensweg gegangen, 
Strebend zu erkennen nur das ewig Wahre, 
Unaufhörlich forschend Gottes Wort zu lesen, 
Ist sein langes Leben sechs und achtzig Jahre — 
Nur ein fortgesetzter Gottesdienst gewesen, 
Nur im Forschen in der heiligen Gotteslehre. 
Nur im Wissen, seinem Lebenselement, 
Sucht und fand er, einzig seine höchste Ehre, 
Bis von seinem Leben ihn der Tod getrennt. 
Und wie hohes Wissen seinen Geist geschmückt, 
Hat die edle Güte auch sein Herz geziert. 
Wie mit seinem Geist er leitend uns geführt, 
Hat mit seinem Herzen er uns hochbeglückt, 
Alle, die Ihn kannten, 
Haben liebend Ihn verehrt, 
Alle, die Ihn nannten, 
Haben seinen Ruhm vermehrt. 
K uctení památky tohoto velikého muze jest tento 
nápis na jeho hrobë v Gole. Jeníkove. 
Historie rodiny Offerovy. 
Ke konci stol. XVIII. zily v G. J. tri rodiny jména 
Offer. Jedna rodina odstëhovala se do Mnichova 
Hradistë, kde její cien K o m p e r t Offer zalozil to- 
várnu na obuv. Jméno Kompert zmënëno na jméno 
rodové a dlouhou dobu byla rodina tato podi jmé- 
nem nikoli Offer, ale Kompert. 
Druhá rodina odstëhovala se do Bratislavy. Cien 
tretí rodiny Kompert Offer zal. r. 1781 vyrobu stuh 
a r. 1794 zprvu obehod zelezársky, pozdëji téz smí- 
seny v G. J. na nàmësti v c. 141. Pojmenování u Ze- 
lezníkú, Offer „Zelezník'% uchovalo se v lidu dodnes. 
Synovec Komperta Of fera Tobiás K. (Kompert) 
Offer prevzal obehod tento a vedi jej pod jménem 
Tobiás K. Offer dále. Kdyz ovdovël, ozenil se se svou 
netèri Annou. Po smrti jeho vedla obehod od r. 1867 
jeho zena samostatnë do r. 1878 pod jménem Tobiáse 
Offera vdova (Zeleznice). Pod touto firmou védil ob¬ 
ehod tento az do r. 1890 synovec Anny, Samuel 
Offer, jenz se ozenil se svou príbuznou Mathildou, 
deerou Barucha Offera. Anna zemrela r. 1889. 
R. 1890 prevzal od Sam. Offera obehod jeho bratra- 
nec a nynëjsi majitel firmy Samuel Offer. R. 1865 
pri velikém ohni, ktery zachvátil velikou cást mèsta, 
vyhorel také Offruv dum a byl jestë téhoz roku sta- 
vitelem g. jeníkovskym J. Chválou vystavën. Obehod 
v rodinë Offerovë jest jedním z nejstarsích, jehoz za- 
Golâûv Jeníkov 15 
106 
Goltsch-Jenikau 15
	        
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