Volltext: Unserer lieben Frauen Opferung

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Unsrer lieben Frauen Münster. 
nach gehört sie der südböhmischen Schule an, deren Bauwerke durch ihre 
regelrechte und feine Gliederung, sich auszeichnend weder in der Anordnung 
noch in den Details den aus den Donauländerp herübergedrungenen Einfluß 
verkennen lassen. Die Kirche ist im gotischen Basilikastile erbaut, besteht aus 
einem dreischiffigen Langhause, dem Querschiff und dem aus einem Achteck 
geschlossenen Chore. Der Abstand des Chorabschlusses von der Westwand 
(= die Länge der Kirche) beträgt 57 in. Der Priesterchor hat eine lichte 
Breite von 8.50 in, ist 21.28 in lang und 18.60 in hoch. Die gleiche Breite 
und Höhe mit dem Priesterchor hat das Mittelschiff, dem sich beiderseits die 
9.43 in hohen und 4.70 rn breiten Seitenschiffe anschmiegen. Langhaus und 
Priesterchor verbindet das über die Breite des Hauptschiffes nicht hervortretende 
Querschiff von 20.40 in Länge und 7 in Breite. Über dem hohen Giebeldach 
des Priesterchores befindet sich ein achteckiges spitzes Türmchen (aus dem Jahre 
1896) mit dem Ave- und Armenseelenglöcklein.^) Der große Glockenturm 
(erbaut: 1498, in seiner jetzigen Form hergestellt: 1772, wie die eingemeißelte 
Jahreszahl besagt) war ursprünglich gotisch, besitzt im Erdgeschoß die älteste 
Kapelle St. Felix und Adauctus (jetzt Vereinsbibliothek), im 1. Stock den 
ehemaligen Klosterkerker aus der Zeit der Dominikaner, im zweiten Stock ein 
schönes gotisches Kreuzgewölbe. Er steht im Garten an das Konventsgebäude 
angebaut, weil es seinen Erbauern, den Dominikanern, verboten war, dergleichen 
hohe Türme bei der Kirche zu haben. Im Turme befinden sich nur noch 
2 Glocken, deren eine dem hl. Dominikus, die andere dem hl. Petrus geweiht 
ist. Gegossen wurde sie von Meister Köhler nach dem Brande im Jahre 1728. -st 
D Vgl. Bernhard Grueber, Charakteristik der Baudenkmale Böhmens, Wien, Hof- und 
Staatsdr. 1856. Seite 25, 
2) Dieses Türmchen wurde Ende September 1887 unter dem Superiorate des 
P. A. Köhler aufgesetzt, da das alte, barocke, stark baufällig geworden war. Die Kosten von 
659 fl. 20 kr. trug als Patron der Marienkirche der böhmische Religionsfond. Bei dieser 
Gelegenheit wurde auch die kleinere der darin befindlichen Glocken vom hiesigen Glockengießer 
Perner umgegossen und erhielt den Namen „Maria et Alphonsus“. Die Aufschrift auf der 
selben lautet: „Vox mea vox vitae Vos voco, ad Sacra venite! Anno Domini 1887." 
Nebstdem befindet sich auf dieser Glocke die Abbildung der unbefleckten Jungfrau, die schon 
vor dem Umguß auf derselben vorhanden war. Auf der größeren, alten Glocke steht die 
Inschrift: „Verbum Domini in coelis aeternum! Anno Domini 1560.“ Mit dieser Glocke 
wurde während der Belagerung von Budweis durch die ständischen Truppen im Jahre 1618 
(von Ende August an) um die dritte Nachtstunde das Zeichen zum Schließen des Prager- 
Tores gegeben, das wegen des vielen außerhalb der Stadt einquartierten Kriegsvolkes bis 
um diese Zeit offen bleiben mußte. (Vgl. Seyser 1. c. 176.) 
3 ) Die größere Glocke hat einen Durchmesser von 112 cm und eine Höhe von 87 cm. 
Die Aufschrift lautet: 
G. W. J. Köhler. 
Oane MJCante Vera QVJes eX SJDere sperat Vr. 
Die kleinere, dem hl. Vmeenz Ferrerius geweiht, hat einen Durchmesser von 85 cm und eine 
Höhe von 72 cm. Sie nennt denselben Meister und hat folgende Aufschrift: 
„a fVLMJne et oranD Jne eXVroente LJberet nos sanOtVs praesens“
	        
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