Volltext: Die Jagdstaffel, unsere Heimat

einfacher, aber sauberer Bau, mit zwei großen Leitenflügeln, die 
viel Platz bieten. Oie Haupträume des Lchlosses haben wir nicht be¬ 
legt. 6s wäre zu schade dafür gewesen, prachtzimmer mit spiegel¬ 
glatten Böden und wertvollen Vlöbeln. Viel seltenes Porzellan und 
sonstige Wertgegenstände an den Wänden. Wir haben unser Kastno 
in der Kutscherwohnung aufgeschlagen und haben auch hier alles 
zweckmäßig und bequem bekommen. 
Beim Lchlosse ist ein schöner park mit alten Baumbeständen. 
Einige Bäume sind schon kahl geworden. Zwei große Hängebuchen 
stehen an einem Teich und baden die Enden ihrer Zweige in dem stil¬ 
len Wasser. Blutrot neigt sich das Laub zur Erde. 
Der Boden senkt sich nach Westen und läßt den Blick weit in die 
Ferne schweifen. Hohe Bäume begrenzen seitlich die Licht, und in 
der Ferne stehen die Pyramiden der Lchutthalden eines Bergwerks. 
Jlad) Westen ist auch der einzige Winkel mit klarer Luft. 3m Lüden 
steht ständig eine graue Wand von Iiuß und Ilauch. Oieje Wand 
kommt aus den Zechen von Lharleroi und vermischt sich mit den 
liebeln der Lambre und zerfrißt bis in die größte Höhe Öen klaren, 
blauen Himmel. 
Oie Vieldungen, die wir von der Front bekommen, werden im¬ 
mer spärlicher und immer ungenauer. Oie ganze Front, vom wor¬ 
den bis nach Verdun ist im Wanken. Überall Ilückzugsschlachten. 
Oie Heeresleitung setzt wieder eine neue Linie fest, an der Halt ge¬ 
macht werden soll. Kn der VIaas vielleicht oder noch weiter östlich, 
klm klbend bekommen wir noch die Heeresberichte. Jeden klbend 
sind neue Orte verloren. Dann ziehen wir einen Ltrich auf unserer 
Karte und zeichnen das Datum ein. 
Wenn wir dann am Vkorgen fliegen und über fene Legenden 
kommen, bei welchen nach unserer Karte die Linien sein sollen, dann 
sehen wir unter uns nur Engländer und wissen, daß die Unsern 
schon wieder ein Ltück weiter zurückgegangen sind. 
Wir sind fetzt ganz einsam geworden. Eigentlich fühlen wir uns 
überflüssig. Glicht einmal die Fliegerabteilungen brauchen uns noch 
zu Lchutzflügen. Lie haben selbst nicht viel zu tun und fliegen nur 
noch wenig. Es gibt nichts mehr aufzuklären, es werden keine Bat¬ 
terien mehr eingeschossen. Lelbst der Infanterie kann man nicht 
mehr helfen, weil man die jeweilige Kampflage nicht kennt. Wir 
fühlen, daß bald das Ende kommt, aber wir wagen noch nicht da¬ 
von zu sprechen. 
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