Volltext: Ein Blatt zur Kultur-Geschichte der Heimat

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der Bücherei bestimmte Einkünfte anwies; die Kirche Hall mußte 
nämlich zur Bibliothek jährlich ein halbes Talent Wienerpfennige 
dienen. Bernhard der Noriker legte einen Katalog der Biblio¬ 
thek an, wie sie unter dem Abt Friedrich bestand, ohne ihn leider 
zu vollenden. Immerhin aber ersieht man, daß die Bücher¬ 
sammlung des Klosters für die damalige Zeit sehr ansehnlich sein 
mußte. 
Eng im Zusammenhang mit dieser wissenschaftlichen Tätig¬ 
keit der Buchschreiberei stand die Miniaturmalerei, die 
eine ganze Anzahl Mönche oft ihr ganzes Leben lang an der 
Ausschmückung der Buchschrift beschäftigte. Erzherzog Johann 
nennt in dem Werke „Die österreichisch-ungarische Monarchie in 
Wort und Schrift" die Miniaturmalerei eine echt mönchische 
Kunst, die so recht die Geduld, die Liebe, die Entsagung, aber 
auch die in diesen Tugenden gefundene Zufriedenheit jener from¬ 
men Künstlermönche spiegelt, die oft ein ganzes Menschenalter 
der Illuminierung eines Kodex widmeten. Eine noch vorhandene 
„Heilige Schrift" in 4 Bänden mit ausgezeichneten Miniaturen 
und Initialen gibt Zeugnis von dem Hochstand der damaligen 
Schreib- und Malkunst in Kremsmllnster. Dieses Werk ist ein 
herrliches Denkmal heimischer Kalligraphie und Malerei. Auch 
die Glasmalerei blühte damals im Stifte Kremsmünster. 
Was Tegernsee für Bayern und Deutschland, war in dieser Hin¬ 
sicht Kremsmünster für Oesterreich. P. Hertwig war der 
Meister dieser echt deutschen Kunst in Kremsmünster. Dieser kunst¬ 
reiche Mönch erhielt von seinem Abte Friedrich, der den gotischen 
Kirchenbau vollendete, den Auftrag, die Fenster der Stiftskirche 
mit Glasgemälden zu schmücken. P. Hertwig werden auch die 
wunderbaren Glasmalereien im Presbyterium der Stadtpfarr¬ 
kirche in Wels zugeschrieben. Sie enthalten einundachtzig figür¬ 
liche Darstellungen: die vier Evangelisten, Bilder aus der Lei¬ 
densgeschichte, solche aus dem alten und neuen Testamente. Die 
Komposition ist, wie Erzherzog Johann schreibt, stilistisch strenge, 
das Kolorit feurig. P. Hertwig zeigte auch als Gold- und 
Silberarbeiter ebensoviel Geschicklichkeit und Talent, wie 
in der Glasmalerei. Im Aufträge seines Abtes gab Hertwig 
den beiden Millen ar -Kodices der Stiftsbibliothek einen 
neuen mit Gold, Silber und kostbaren Steinen verzierten Ein¬ 
band und faßte zugleich kunstreich das Haupt des hei¬ 
ligen Agapitus. Daß Hertwig Glasmaler, Gold- und 
Silberarbeiter zugleich war, darf nicht wundernehmen; denn groß 
ist die Mannigfaltigkeit der Arbeiten, denen sich die Künstler¬ 
mönche hingegeben haben. 
Kremsmünster war auch unter dem Abte Friedrich von Aich 
eine Pfl e g e stä tt e der Kirchenmusik. Abt Fried¬ 
rich gründete nämlich eine Musikschule, wo Unterricht nicht
	        
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