Volltext: Der oberösterreichische Bauernaufstand des Jahres. 1626 Erster Band. (1 / 1891)

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„revolutionäre" Bewegung begünstigen konnte. Mir dünkt cs daher 
mindestens wahrscheinlich, daß die Einseitigkeit, welche den: Buche an 
haftet, großen Teils aus dem Zwange der Censurbehörde entsprungen 
ist und daß es, um ein bestimmtes und wichtiges Beispiel herauszu 
greifen, jener beizumessen ist, wenn Kurz gegen seine Gewohnheit die 
große Beschwerdeschrift der Bauern nicht vollständig mitteilte und 
sogar in dem von ihr gegebenen Auszuge die Herbersdorf betreffende 
Stelle ihrer Einleitung, welche ein ungemein Helles Licht auf den 
überwiegend kirchlichen Ursprung der Erhebung wirft, mit keinem 
Worte erwähnte. Neben der Einseitigkeit der Gesamtansfassuug 
zeigt sich ferner dem näher Prüfenden bei Kurz Mangel an ein 
dringender Würdigung des Zusammenhanges der einzelnen Ereignisse, 
an bedächtiger Vorsicht, welche nichts ohne feste Hinterlage der 
Quellen als sichere Thatsache berichtet, und an scharfer Kritik, welche 
Wahrheit und Dichtung zu scheiden weiß und sich kühn des alten 
Aberglaubens entschlägt, daß Alles, was eine Quelle erzählt, richtig 
sein oder mindestens einen Kern von Wahrheit enthalten müsse. Auch 
erweisen sich die Auszüge, welche Kurz ans Akten mitteilt, häufig als 
ungenau und durch Mißverständnisse getrübt. Vor allem aber hat 
Kurz nur den ihm in Oberösterreich selbst zugänglichen Quellenstoff 
an Akten und Druckwerken benutzt und wie ihm da Manches ent 
gangen ist, was später entdeckt oder veröffentlicht wurde, so sind ihm 
die großen Schätze der Münchener Archive völlig unbekannt geblieben, 
während gerade diese am meisten geeignet sind, eine tiefere Kenntnis 
des Ausstandes und seiner Vorgeschichte zu vermitteln, da ja die 
Regierung Oberösterreichs seit 1620 von dem bairischen Pfandinhaber 
geführt wurde. Daher kann dem: das von Kurz geschaffene Werk 
nicht als abschließend betrachtet werden. 
Lange Zeit haben jedoch alle Darstellungen unseres Aufstandes 
lediglich aus Kurz geschöpft oder wie Proschko und Hurter nur 
einzelne Ergänzungen hinzugefügt. Die - Münchener Akten nahm 
Fr. A. W. Schreiber für sein Buch: Maximilian I. der Katholische, welches 
1868 erschien, in die Hand. Wie indes dieses ganze Werk so ist 
auch sein den Bauernaufstand betreffender Teil nichts als die Miß 
geburt einer tollen, durch flüchtigstes Aktenlesen unheilvoll befruchteten
	        
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