Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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Sechzehntes Kapitel. 
Die neue Keimat. 
Als Luise am andern Morgen erwachte, kam es ihr 
anfangs vor, als seien die Ereignisse von gestern, und somit 
auch die glückliche Wendung ihres Schicksals nur ein Traum 
gewesen. Allein bald konnte sie sich zu ihrer Freude sagen, 
daß Alles Wahrheit sei, und mit einem dankenden Aufblicke 
zu Gott begrüßte sie diesen glücklichen Tag, der sie ja einer 
besseren Zukunft entgegenführen sollte. 
Die Abreise von Amstetten geschah zu Wagen. In 
dem kleinen Gefolge des Oberst befand sich auch Luise. Die 
freundliche Behandlung, welche sie auf der ganzen, langen 
Reise erfuhr, ließ sie bald die ausgestandenen Leiden mehr 
und mehr vergessen, und Frohsinn und Heiterkeit kehrten 
nach langer Zeit allmählich wieder bei ihr ein. Nur den 
einen Wunsch hegte sie jetzt schon still im Herzen, den 
guten Taglöhnersleuten in Waidhofen und auch Frau Ger¬ 
trud und Agnes ihr Glück schildern zu können. 
Die frohe Stimmung der Reisenden wurde noch erhöht 
durch den überall in der Natur erwachenden Frühling und 
die Reihe sonniger Tage, welche jetzt folgte. Ostern nahte 
heran, ein belebender Auferstehungsodem wehte über die 
keimenden Gefilde, schimmerndes Primelgold war auf die 
grünenden Fluren gestreut, Schneeglöcklein und Veilchen 
nickten grüßend überall entgegen, und die Lerchen sangen 
hoch in den Lüften, als wollten auch sie die frohe Botschaft 
des Friedens nach den überstandenen Leiden des Krieges 
weit hinaus in die Lande rufen und den Menschen ver¬ 
künden: Freuet euch und hoffet, ein gütiger Vater wohnt
	        
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