Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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findest, denn du bedarfst ihrer sehr, wie dein abgehärmtes, 
bleiches Antlitz mir nur zu deutlich verrät. Geh jetzt und 
warte draußen einige Augenblicke, bis ich dem Wirte die 
nötigen Aufträge gegeben habe." 
Der Oberst zog eine Klinke. Luise dankte nochmals 
innigst dem edlen Manne und entfernte sich. 
Sogleich kam der Wirt die Stiege herauf und maß im 
Vorbeigehen das Mädchen mit einem nichts weniger als 
freundlichen Blicke. Als er aber nach wenigen Minuten 
vom Oberst zurückkam, war er gänzlich umgewandelt. 
„Komm, mein Kind," sagte er, „du sollst ein warmes 
Stübchen bekommen und was recht Gutes zu essen." — 
Das Gefühl der Wonne und der Seligkeit, das Luise 
empfand, als sie im warmen Zimmer saß und über die so 
unerwartet günstige Wendung ihres Geschickes nachdachte, — 
wer könnte es beschreiben? — Es kam ihr vor, als hätte 
sich auf einmal eine Zentnerlast von ihrem Herzen gewälzt, 
und als hellte es sich vor ihren Augen auf. Ehe sie sich 
Abends zu Bette legte, dankte sie auf den Knien dem lieben 
Gott, daß er sie so wunderbar aus ihrer Not errettet. Wol 
dachte sie hinwiederum nicht ohne Wehmut an die Heimat, 
die sie nun verlassen mußte, und nicht ohne Bangigkeit an 
das ferne unbekannte Land, dessen Boden sie ja als eine 
völlig Fremde betreten sollte. Allein sie vertraute auf ihren 
unsichtbaren Führer, dem sie sich, wie schon so oft, so auch 
heute wieder in frommem Gebete mit Leib und Seele 
empfahl.
	        
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